Ferienland Schweiz

Auf der Kornhausbrücke in Bern ist ein riesiges Pop-Up mit zahlreichen Verpflegungsmöglichkeiten und Aktivitäten entstanden. Mit dabei sind auch Cyrilla Duforêt (l.) und Melanie Buchser (r.), die eigentlich Gastgeberinnen auf Kuba sind, in der Krise aber ein neues Business in der Schweiz aus dem Boden gestampft haben. Bild: zVg

Auf der Kornhausbrücke steigt die grösste Party der Schweiz

Nina Wild

Dank dem Projekt «Sur le Pont» verwandelt sich die Berner Kornhausbrücke während sechs Wochen zum grössten Pop-Up der Schweiz. Neben ständig wechselnden Food-Ständen und dem wohl längsten Bartresen der Welt gibt es auch ein Mini-Kino und ein umfassendes Sportangebot. Melanie Buchser, die eigentlich auf Kuba eine Unterkunft führt, bringt die Meute dort zu kubanischen Rhythmen zum Schwitzen. Travelnews hat sich mit ihr und dem Projektverantwortlichen Tereq Timmer unterhalten.

Bereits rund 60'000 Besucherinnen und Besucher strömten seit der Eröffnung des Pop-Ups am 17. Juli auf die Kornhausbrücke in Bern. Das Projekt «Sur le Pont» ist ein Spielplatz für Gross und Klein: «Es gibt bis zu acht verschiedene Food-Stände, die im Tages- oder Wochentakt wechseln. Am Bartresen, das insgesamt 30 Meter lang ist, lässt sich gemütlich ein Apéro mit Ausblick nach dem Feierabend geniessen», erklärt Tereq Timmer, einer der Initianten des Pop-Ups, und führt aus, «wir bieten auch eine Reihe von Aktivitäten für Gross und Klein an. Auf der Brücke wird unter anderem Yoga praktiziert, Cycling-Stunden werden angeboten oder Frühaufsteher können sich bereits um 7 Uhr Morgens im Freiluft-Kino einen Film ansehen.»

Darüber hinaus gibt es immer mittwochs bei schönem Wetter ein spezielles Kinderprogramm, das zum Verweilen einlädt. Ab heute (5. August) bis zum 26. August finden jeweils am Donnerstag kleinere Konzerte von jungen Musiktalenten statt. Diese Künstler werden nur dann entlohnt, wenn sie einen gewissen Lautstärkepegel mit dem Applaus erreichen.

Hintergrund für diese aussergewöhnliche Veranstaltung ist, dass die Kornhausbrücke aufgrund der Baustelle «Breitsch» abgesperrt ist. «Wir haben deshalb die Möglichkeit gesehen und erhalten, die Brücke zu bespielen», führt Timmer aus. Also wurde kurzerhand der Verein «Sur le Pont» ins Leben gerufen. Der Eintritt auf die Brücke ist kostenlos, jedoch darf nur an der Veranstaltung teilnehmen, wer über einen 3G-Nachweis (geimpft, genesen, getestet) verfügt. Es besteht die Möglichkeit, vor dem Gelände einen kostenlosen Covid-Schnelltest zu machen. Gleichzeitig dürfen sich maximal 1600 Personen gleichzeitig auf der Brücke aufhalten.

Eine Tanzparty auf dem Velo

Mit von der Partie ist auch die gebürtige Bernerin Melanie Buchser, die eigentlich auf der Karibikinsel Kuba lebt und Gastgeberin der Unterkunft «Residencia Mucho Gusto» ist, wie Travelnews schon einmal ausführlich berichtet hat. Mittlerweile hat sie Cyrilla Duforêt, die ebenfalls lange Zeit in der Karibik lebte, ins Boot geholt. Doch wie viele andere touristische Anbieter wurden auch die beiden schwer von der Krise getroffen. Buchser ist bereits seit längerer Zeit wieder in der Schweiz, war nur für ein paar Wochen im März zu besuch auf der Insel. Und bereits im letzten Jahr wurden die Grundsteine für das «rhythmische Cycling» von den beiden Frauen gelegt - aufgrund der Pandemie wurde das Projekt aber immer wieder auf Eis gelegt.

Die schweisstreibende Sportart lässt sich wohl am besten als «Tanzen auf dem Velo» zu lateinamerikanischer Musik beschreiben. Auf Kuba gibt es zahlreiche Gyms, wo die Aktivität angeboten wird - die beiden Frauen haben den Sport dort regelmässig praktiziert. «Nachdem wir zu Beginn der Pandemie drei Monate in Kuba nur in den eigenen vier Wänden verbracht haben, sind wir in die Schweiz gereist und haben mit dem VW-Bus Freunde besucht. Da ist die Idee für das Disco Cycling entstanden», erinnert sich Buchser, «rhythmisches Cycling gibt es in München, Zürich und sogar auf Kuba, jedoch nicht in Bern. Das mussten wir ändern.» Die Pandemie hat den Projektstart aber immer wieder über den Haufen geworfen.

Mittlerweile ist das neue Business aber so richtig ins Rollen gekommen. Mit einem Pup-Up in einer Berner Aula starteten die beiden Frauen bereits, als der Bundesrat Lockerungen im Bezug auf sportliche Aktivitäten Mitte Dezember bekannt gab. Es konnten verschiedene Partner wie ein Sportgeschäft für die Velo-Vermietung oder Clubs mit ihren Locations gewonnen werden. Es folgte aber eine erneute Pause, weil die Restriktionen wieder härter wurden.

Doch die beiden liessen sich nicht unterkriegen. Nach dem positiven Feedback wussten sie, dass die Idee fortgesetzt wird. Seit Mai sind sie mit dem «Spinning a lo Cubano» im Savo an der Wankdorfallee 5 in Bern zuhause und bieten regelmässig Klassen an. Darüber hinaus konnten sich die umtriebigen Bernerinnen einen Platz auf der Kornhausbrücke ergattern, wo sie auch täglich präsent sind und die Gemüter mit kubanischen Rhythmen aufhellen.

Nichtsdestotrotz hoffen sie, dass der Tourismus auf Kuba bald wieder an Fahrt aufnimmt und schnell Lösungen und Hilfe für die kubanische Bevölkerung kommt, nachdem es vor Kurzem zu grösseren Protesten auf der Insel kam. Bis es soweit ist, feilen die beiden weiterhin an zig Projekten, um gestärkt aus der Krise herauszukommen. Ein weiteres schönes Beispiel dafür, dass schwierige Zeiten auch als Chancen genutzt werden können. Hier finden Sie weitere Infos zum «Disco Cycling».