Ferienland Schweiz

Robin Engel (l.) und Michael Bötschi vor der Fussgängerhängebrücke «Raiffeisen Skywalk» auf dem Mostelberg oberhalb von Sattel SZ. Bild: REN

Kantons-Challenge mit Robin & Michael, Teil 9: Schwyz

Robin Engel

Zwei Reiseprofis haben während der Pandemie aus einer Schnapsidee eine spannende Tour durch alle Schweizer Kantone gestartet. Für die Travelnews-Leserschaft teilen sie ihre Erfahrungen und Eindrücke.

Ein Stück Schweizer Geschichte! Die heutige Etappe unserer Kantons-Challenge führte uns ins Herz der Zentralschweiz, genauer gesagt in den Kanton Schwyz. Und als wäre das nicht genug Schweiz oder Schwyz, trägt die Kantonshauptstadt ja ebenfalls den gleichen Namen, nämlich Schwyz.

Etwas Vierwaldstättersee, etwas Zugersee und etwas Zürichsee. Es scheint so als hätte der Kanton Schwyz überall ein wenig seine Hände im Spiel und möchte überall gerne ein bisschen mitmischen.

Böse Zungen behaupten hingegen, sie hätten eben überall nur ein bisschen ihre Hände im Spiel und nirgends ganz. Was aber sogleich widerlegt wird. Seentechnisch zumindest mit dem wunderschön gelegenen Wägitalersee, dem Sihlsee und dem Lauerzersee – alle vollumfänglich im Kanton Schwyz liegend. Und geschichtlich gesehen hatte der Kanton Schwyz ja doch eine ziemlich prägende Rolle, war er doch bei der Gründung unserer Eidgenossenschaft mehr als nur ein bisschen mit dabei. In diesem Sinne, auf nach Schwyz.

Hohle Gasse/Gesslerburg

«Durch diese hohle Gasse muss er kommen»: Gesagt, getan! Um gleich am geschichtlichen Teil anzuknüpfen, führt uns unser erster Stopp nach Küssnacht, genauer gesagt in die Hohle Gasse. Der Ort, an dem Wilhelm Tell gemäss der Sage den Landvogt Gessler mit seiner Armbrust erschoss, ist heute für Touristen begehbar.

In der Hohlen Gasse wurde der habsburgische Landvogt Gessler der Sage nach von Wilhelm Tell mit einer Armbrust erschossen. Bild: REN

Natürlich darf der obligate Burgenstopp auch im Kanton Schwyz nicht fehlen. Was hätte sich da besser angeboten als die praktisch um die Ecke liegende Gesslerburg, die etwas erhöht oberhalb von Küssnacht liegt und dieses Kapitel perfekt abrundet?

Die Gesslerburg hoch über Küssnacht, mit Blick auf den Vierwaldstättersee. Bild: REN

Stoos

Bewaffnet mit «Chüäligurt» und Edelweisshemd geht's auf in Richtung Stoos. Entgegen unseren Grundsätzen, primär auf nicht so bekannte Orte zu setzen, können wir der steilsten Standseilbahn der Welt einfach nicht widerstehen. Für Michael als bekennenden Fan des Schwingsports zudem ein langersehntes Ziel, einmal den Schauplatz des bekannten Stoos-Schwingets live zu sehen. Etwas enttäuscht kommen wir jedoch zur Erkenntnis, dass dies im TV bis anhin immer viel spektakulärer ausgesehen hat. Dagegen live viel spektakulärer als im TV oder auf Bildern ist die Aussicht vom Fronalpstock über den Vierwaldstättersee in Richtung Rütli und Niederbauen. Das autofreie Dörfchen Stoos wiederum liegt wunderschön, idyllisch auf einem Plateau im Rücken von Fronalp- und Klingenstock. Ideal für ein paar erholsame Tage abseits von Alltag und täglichem Stress. Zudem im Winter bei Familien auch äusserst beliebt zum Skifahren.

Fantastisch: Die Aussicht vom Fronalpstock in Richtung Rütli, Niederbauen und Seelisberg. Bild: REN

Muotathal/Glattalp

Vom Stoos her machen wir uns auf, noch etwas weiter ins urchige Muotathal vorzudringen. Vor allem bekannt für die hiesigen «Wetterschmöcker» ist das Tal touristisch zum Glück noch nicht bei allen zuoberst auf der Liste. Zu Unrecht, wie sich herausstellt!

Kurz bevor am Talende auf der linken Seite die Strasse zum Pragelpass abbiegt, die auf der anderen Seite zum wunderschönen Klöntalersee im Glarnerland führt, nehmen wir den Abzweiger nach rechts ins noch wildere Bisisthal und bleiben «Kantons-Challenge» gerecht auf Schwyzer Boden. Eine weitere Option wäre das Hölloch gewesen. Vom Namen her nicht allzu einladend, steht dieses jedoch für ein über 200 Kilometer langes Höhlensystem. Eines der längsten der Welt! Wir entscheiden uns allerdings, am Tageslicht zu bleiben.

Zuhinterst im Bisisthal angekommen, führt eine kleine Seilbahn hoch aufs Glattalp-Plateau zum gleichnamigen See mit Berggasthaus auf halber Strecke. Eine Fruchtwähe später stellen wir fest: Hier oben scheint die Welt noch richtig in Ordnung zu sein.

Ein sympathischer Stau auf der Glattalp oberhalb von Bisisthal. Bild: REN

Sattel-Hochstuckli

Bekannt als Familienberg mit riesiger Hüpfburglandschaft und Rodelbahn, war der Hochstuckli bei mir früher so etwas wie der fixe Grosseltern-Ausflug, wenn wir als Kinder zu Besuch waren und mal wieder etwas Programm gefragt war. Dementsprechend etwas voreingenommen liess ich mich überzeugen, hatte aber so meine Vorbehalte. Nach gefühlten 25 Jahren das letzte Mal vor Ort, muss ich allerdings zugeben, es hat sich so einiges getan. Neben alten Klassikern wie dem Rundweg in Richtung Berggasthaus Herrenboden kam vor einigen Jahren die «Skywalk»-Hängebrücke dazu. Notabene zum Zeitpunkt deren Eröffnung mit 374 Metern die längste Fussgängerhängebrücke Europas! Ebenfalls bringt einem die «Stuckli-Rondo» – die erste Drehgondelbahn der Welt – gemütlich auf den Berg. Da war ich sicherlich nicht das letzte Mal!

Bis zu 58 Meter hoch erstreckt sich die 374 Meter lange Hängebrücke «Raiffeisen Skywalk» über das Lauitobel oberhalb von Sattel. Bild: REN

Einsiedeln

Kloster, Skisprungschanze und Weihnachtsmarkt – zum Schluss unserer heutigen Etappe führt uns Michael ins idyllische Einsiedeln, unweit des Sihlsees gelegen. Mit der netten Altstadt und den zahlreichen Cafés ist nur schon der Bummel durch die Fussgängerzone einen Ausflug wert. Natürlich aber ist das dortige Kloster das absolute Aushängeschild.

«Heey, sind ihr ufem Jakobsweg unterwegs?» werden wir gefragt, als wir vor dem Kloster den besten Platz fürs Erinnerungsfoto suchen. Etwas irritiert uns gegenseitig anschauend, verneinen wir beide und denken «sehen wir denn so aus»? Wobei nach längerem Überlegen gewisse Parallelen schon nicht ganz von der Hand zu weisen sind. Viel Zeit, ein Projekt mit mehreren Etappen, immer wieder Neues erkunden und eine gewisse Neufindung treffen ja schon ziemlich zu. Einzig das tägliche Wandern passt nicht so ganz…

Mit diesem Schmunzeln auf den Lippen geht es zum wohlverdienten Feierabend-Bier. Natürlich gibt's ein lokales «Einsiedler».

Das Kloster Einsiedeln mit seiner Abtei- und Kathedralkirche Maria Himmelfahrt und St. Mauritius. Dies ist der grösste Wallfahrtsort der Schweiz und eine bedeutende Station auf dem Jakobsweg. Bild: REN

Fazit

Der Kanton Schwyz gleicht fast ein bisschen einer kleinen Zusammenfassung der Schweiz (ob das wohl mit dem Namen zusammenhängt?). Prominente Bergketten wie die beiden Mythen im Rücken der Kantonshauptstadt, die Rigi, bekannt als «Königin der Berge», der Stoos mit Fronalp- und Klingenstock, umgarnt von Vierwaldstättersee, Zürichsee und Zugersee sowie das urchige Muotathal symbolisieren so etwas wie ein Sample, was es in unserem Land alles zu sehen gibt. Dabei sind die netten Ortschaften, zum Beispiel Einsiedeln oder Lachen am Zürichsee mit seiner hübschen Marina, gar noch nicht erwähnt. Und für Schlechtwettertage würden sich im Hauptort Schwyz sogar das Bundesbriefmuseum und das Museum «Forum Schweizer Geschichte» (eines unserer drei Nationalmuseen) anbieten. Hopp Schwyz!