Ferienland Schweiz

Michael Bötschi (l.) und Autor Robin Engel blicken von der Schaffhauser Seite her auf den Rheinfall - im Hintergrund das Schloss Laufen, das aber zum Kanton Zürich gehört. Bild: REN

Kantons-Challenge mit Robin & Michael, Teil 8: Schaffhausen

Robin Engel

Zwei Reiseprofis haben während der Pandemie aus einer Schnapsidee eine spannende Tour durch alle Schweizer Kantone gestartet. Für die Travelnews-Leserschaft teilen sie ihre Erfahrungen und Eindrücke.

Schaffhausen – alles nur ein R(h)einfall? Genau das wollten wir heute wissen und machten uns auf in den nördlichsten Kanton unseres Landes. Geographisch ein wenig zerstückelt mit seinen beiden Exklaven (der Bezirk Stein und die zwei Gemeinden Buchberg und Rüdlingen), zudem selbst «Besitzer» einer Enklave – nämlich dem deutschen Büsingen – ist der geschichtliche Hintergrund bereits mehr als gegeben. In diesem Sinne kann der Kanton Schaffhausen als so etwas wie unsere «Last Frontier» bezeichnet werden, grenzt der grösste Teil des Kantons schliesslich an unseren nördlichen Nachbarn Deutschland. Womit wir auch dieses Mal wieder den Bogen zu Nordamerika geschlagen hätten. Natürlich nicht ganz zu Vergleichen mit dem Bundesstaat Alaska, der dortigen «Last Frontier». Gerüchten zufolge soll es in Corona-Freien Zeiten ennet des Rheins jedoch ähnlich wild zu und her gehen, wie in Alaska zu den besten Goldrauschzeiten, wobei wir das mal so im Raum stehen lassen…

Stein am Rhein

Fein säuberlich vom heutigen Tageschef Michael geplant, rollten wir das Geschehen von Osten her auf. Gestartet wurde in Stein am Rhein. Wunderschön am namensgebenden Fluss gelegen, ist das herzige Städtchen an schönen Sommertagen leider oftmals ein wenig überbevölkert. Wir hatten für einmal keinen strahlend blauen Himmel, was sich aber zu unserem Vorteil erwies, hatten wir doch praktisch die ganze Altstadt und Uferpromenade für uns allein. Hätten wir nicht noch weitere Ziele auf der heutigen Etappe gehabt, wären wir wohl gleich ein erstes Mal «verhockt». Und um auch im Kanton Schaffhausen noch den obligaten Burgentipp abzugeben, bietet sich hier ein kleiner Abstecher zur Burg Hohenklingen an, welche sich gleich hinter dem Städtchen etwas erhöht auf einem Hügel befindet. Hier gibt's sogar ein renommiertes Gourmet-Restaurant!

Stein am Rhein ist für seine mittelalterlichen Fachwerkhäuser mit Fassadenmalereien bekannt. Bild: REN

Schaffhausen

Freundliche Begrüssung am Schwabentor. Bild: REN

Mit einem sympathischen «Lappi tue d Augen uf» werden wir am Schwabentor begrüsst. Ursprünglich als Teil der mittelalterlichen Stadtbefestigung und zum Schutz gegen die aufmüpfigen Schwaben erbaut, bildet das Schwabentor heute den Eingang zur Schaffhauser Vorstadt. Der obige Spruch fand allerdings erst 1935 seinen Weg auf den nördlichen Torbogen und hat zu unserer Enttäuschung nichts mit den Schwaben zu tun und es besteht auch kein geschichtlicher Zusammenhang zum Schwabentor. Der Mann mit dem Ferkel unter dem Arm, der vor Autos wegrennt, soll offenbar wirklich nur darauf hinweisen, die Augen offen zu halten...

Durch die wunderschöne Altstadt mit ihren extravaganten Brunnen zogen wir in Richtung Munot, dem wohl bekanntesten Bauwerk Schaffhausens. Bestückt mit zahlreichen Rebbergen am Hang, welche im Herbst den bekannten «Munötler» ergeben, thront dieser mächtig und prominent über der Stadt. Doch zum Wein später. Über den Munotgraben erreichbar und für alle freizugänglich, geniesst man von hier oben eine vorzügliche Aussicht auf die Stadt und den vorbeifliessenden Rhein, auf welchem es sich übrigens auf einer Schifffahrt gemütlich bis nach Kreuzlingen tuckern lässt. Früher als Hindernis konzipiert, lebt heute im Munotgraben eine Hirschkolonie, wie ich sie ausserhalb eines Tierparkes das letzte Mal in Kanada gesehen habe. Hier kommt das erste Mal ein kleines bisschen Nordamerika-Wehmut auf.

Der Munot, das Wahrzeichen Schaffhausens, thront erhaben über der Stadt. Bild: REN

Rheinfall

Also doch! Nach dem Besuch des Kantonhauptortes konnten wir es fast nicht lassen, das wohl berühmteste Wahrzeichen des Kantons einfach so wegzulassen. Obwohl wir stets auf der Suche nach Geheimtipps und weniger bekannten Dingen sind, hat der Rheinfall halt doch irgendwie etwas Magisches, zählt er doch zu den drei grössten und mächtigsten Wasserfällen Europas. So bestaunten wir vom Schlösschen Wörth aus (auf der Neuhauser-Seite) dieses prächtige Naturspektakel. Von hier aus kann mit den farbigen Ausflugsbooten dicht an den Rheinfall herangefahren werden. Ähnlich wie bei den Niagara Falls. Schon wieder eine Gemeinsamkeit mit Nordamerika. Auch diese lassen sich von zwei Seiten, der kanadischen und der amerikanischen bestaunen, was auch beim Rheinfall möglich ist. Vom Schloss Laufen auf der Zürcher Seite hat man einen ebenso schönen Blick auf den Rheinfall. Diesen Besuch liessen wir, Kantons-Challenge-gerecht, aber natürlich aus, um nicht in Teufels Küche zu geraten…

Mystische Stimmung beim Blick aus der Nähe auf den Rheinfall - wo Michael und Robin an jenem Tag praktisch allein waren. Bild: REN

Randen/Hallau/Neunkirch

Der Abschluss unserer heutigen Tour bildete der Abstecher ins Schaffhauser Hinterland, genauer gesagt zum Randen-Höhenzug. Dieses beliebte Wandergebiet hat nichts mit dem gleichnamigen Gemüse am Hut, ist dafür aber mit zahlreichen Aussichtstürmen versehen. Bei gutem Wetter wird man hier mit einer Rundumsicht bis zu den hiesigen Weingebieten belohnt. Genau dort in Hallau, dem Herz des Schaffhauser Weinmekkas, sollte unser letzter Stopp sein. Etwas verwöhnt von den Drive-In Wineries der Napa und Sonoma Valleys wollten wir Weingut um Weingut abklappern und uns so richtig durch-degustieren, was hier aber irgendwie nicht so üblich schien. Dafür gabs dann halt als Abschluss ein wohlverdientes Falkenbier im netten Städtchen Neunkirch.

Das Obertor in Neunkirch. Bild: REN

Fazit

Etwas beschämt muss ich zugeben, dass ich bis anhin öfter an den Niagara-Fällen war als am heimischen Rheinfall. Dasselbe gilt für Schaffhausen als Kanton, welchen ich abseits der Kantonshauptstadt touristisch nie wirklich auf dem Radar hatte. Der heutige Ausflug aber hat mich eines Besseren belehrt. Auch abseits des bekannten Rheinfalls hat der Kanton Schaffhausen so einige nette Örtchen auf Lager. Bei der touristischen Vermarktung von Weindegustationen ist allerdings noch etwas Luft nach oben vorhanden.

Generell waren wir aber beide sehr positiv überrascht über die vielen Facetten unserer «Last Frontier», zumal wir an diversen Orten ein bisschen mit Nordamerika in Berührung kamen. Ganz an Kanada oder die USA kam Schaffhausen dann allerdings schon nicht ran, weshalb auch wir sehnlichst auf eine baldige Grenzöffnung hoffen. Wobei, ganz ganz egoistisch gesehen hat Corona ja doch etwas Gutes gehabt: Wer kann schon sagen, jemals allein, und zwar wirklich ganz allein, am Rheinfall gewesen zu sein? Auf zum nächsten Abenteuer!