Ferienland Schweiz

Michael Bötschi (l.) und Autor Robin Engel blicken auf das Städtchen Sargans hinunter. Bild: REN

Kantons-Challenge mit Robin & Michael, Teil 4: St. Gallen

Robin Engel

Zwei Reiseprofis haben während der Pandemie aus einer Schnapsidee eine spannende Tour durch alle Schweizer Kantone gestartet. Für die Travelnews-Leserschaft teilen sie ihre Erfahrungen und Eindrücke.

Neue Woche, neuer Kanton! Dieses Mal ist der recht grosse Ostschweizer Kanton St. Gallen dran. Das Programm stammte bei dieser Challenge von Michael, ich war fürs Fahren (und Schreiben) zuständig. Tja, was kommt einem in den Sinn, wenn man an St. Gallen denkt? Olma, Säntis, Bodensee, Walensee, oder gar Zürichsee? Neben dem vor allem in Sportlerkreisen bekannten «Hopp Sanggallä – füre mitem Balle» ist wohl eher «St. Gallen = Bratwurst ohne Senf» das prominenteste Gebot des Kantons. In diesem Sinne liess ich mich gerne überraschen, was Michael als offenkundiger Sympathisant des FC St. Gallen an diesem Tag so alles aus dem Hut zaubert.

Als heimlicher Ostschweizer - so stammen doch seine Eltern beide aus dem St. Gallischen Uzwil – dürfte er bei der Ausarbeitung des Challenge-Tages kaum Schwierigkeiten gehabt haben. Kein Wunder also, wurde der Kanton St. Gallen seinerseits beim Draft bereits an erster Stelle gezogen. Ein richtiges Heimspiel sozusagen. Und so kam es, dass uns ein ausgeklügeltes Tages-Programm erwartete, das durch fast alle Regionen des Kantons verlief. Begonnen haben wir in der namensgebenden Kantonshauptstadt.

St. Gallen

Frühmorgens ging es los in Richtung Ostschweiz. Nach einer etwas vom Verkehr geprägten Anreise, verbrachten wir praktisch den ganzen Vormittag in der grössten Stadt des Kantons. Natürlich durfte der obligate Besuch der Stiftsbibliothek genau so wenig fehlen, wie jener der Stiftskirche – beide sind seit geraumer Zeit Teil des UNESCO-Weltkulturerbes. Roter Platz, Markplatz sowie Altstadt waren ebenfalls Teil unseres Programms. Dass wir es nicht mehr ins nahegelegene Bierflaschenmuseum der Brauerei Schützengarten geschafft haben, ist erstaunlich und spricht für die kulturelle Vielfalt der Stadt.

Unesco-Weltkulturerbe: Der Stiftsbezirk in St. Gallen. Bild: REN

Rheintal

Übers Appenzellerland (falscher Kanton, daher Augen zu und durch) ging es weiter in Richtung Rheintal. Hier stand bereits der Lunch-Stopp auf dem Programm. Hierfür wurde auf der Terrasse des Landgasthofs Hölzlisberg eingekehrt; das Haus liegt etwas oberhalb der Gemeinde Eichberg. Hier bieten sich wunderschöne Blicke übers St. Galler Rheintal. Nach dem Mittag gings nach Altstätten, der grössten Gemeinde der Region. In unseren Augen der perfekte Ort für einen Kaffeestopp in der charmanten Altstadt. Der Ort ist auch ideal als Ausgangspunkt, um die Region zu erkunden.

Altstätten im Rheintal bietet eine schmucke Altstadt. Bild: REN

Sarganserland

Wie praktisch auf jeder unserer Touren durfte auch heute der fast schon obligate Zwischenhalt auf einer Burg oder einem Schloss nicht fehlen. Sind wir doch alle bestimmt schon über 100 Mal auf dem Weg ins Bündnerland daran vorbeigefahren, so habe ich es doch heute tatsächlich das erste Mal geschafft, am Schloss Sargans anzuhalten und dieses etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.

Mit dem furchteinflössenden «Gonzen» im Rücken sowie dem fantastischen Blick übers Seeztal in Richtung Walensee, ins Rheintal und in Richtung Bündner Herrschaft, erwies sich das Schloss Sargans schon seit jeher als idealer Standpunkt. Heute primär bei Ausflüglern beliebt, beheimatet das Schloss ein informatives, kleines Museum. Gleich um die Ecke befindet sich zudem das grösste Besucherbergwerk der Schweiz, das Eisenbergwerk Gonzen. Wer lieber an der frischen Luft bleiben möchte, dem bietet sich die Palfries-Hochebene an, wo man gemütlich mit der gleichnamigen Seilbahn hingelangt. Auch hier natürlich inklusive wunderbarer Aussicht auf den Pizol und weitere Bergspitzen.

Imposant: Der Gonzen und das Schloss Sargans. Bild: REN

Toggenburg

Via die Heimatorte von Skisprungstar Simon Ammann und des dreifachen Schwingerkönigs Jörg Abderhalden führte uns unsere nächste Etappe durchs wunderschöne Toggenburg. Selbstverständlich durfte da auch ein Stopp am Geburtshaus unseres berühmten Reformators Huldrych Zwingli in Wildhaus nicht fehlen.

Stets die majestätischen Churfirsten im Rücken, entschieden wir uns aufgrund des hervorragenden Wetters spontan noch, einen kleinen Schlenzer über den Hemberg einzulegen. Mit einer prächtigen Rundumsicht aufs Appenzellerland inklusive Säntis konnte die «Panorama-Ausbeute» nicht besser sein. Für alle Nicht-Töfffahrer fast schon ein kleiner Geheimtipp... Den Abschluss des Toggenburgs bildete der Stopp in Lichtensteig. An und für sich ein nettes Dörfchen. Jedoch etwas schade, führt die Hauptstrasse genau durch den hübschen Ortskern. Dem hingegen sollte die geplante Umfahrung etwas entgegenwirken.

Malerisch: Die Region Toggenburg. Bild: REN

Rapperswil-Jona

Über den Ricken-Pass und entlang dem Obersee führte uns die letzte Etappe des heutigen Ausfluges nach Rapperswil. Bekannt durch die ausgezeichnete Lage direkt am Zürichsee, der schönen Altstadt sowie dem chronisch mit Verkehr überlasteten Damm, zog auch uns die Rosenstadt in ihren Bann. Etwas durch die Gassen flanierend, die wunderschöne Aussicht von der über der Altstadt thronenden Burg geniessend und ein kühles Bier am Hafen trinkend, schlossen wir unsere Tour durch den Kanton St. Gallen ab. Gibt es etwas Besseres an einem solch lauen Frühsommerabend? Wohl kaum!

Die Rosenstadt Rapperswil-Jona am Zürichsee ist Teil der Grand Tour of Switzerland. Bild: REN

Fazit

Extrem vielfältig und vor allem sehr weitläufig sind wohl die beiden passendsten Attribute für den Kanton St. Gallen. Die ganz grossen Klassiker noch nicht mal berücksichtigt, gibt es im ganzen Kanton wahnsinnig viel zu sehen. Hinzu kommen die eingangs erwähnten Seen, welche es aus Zeitgründen nicht in unser Programm geschafft haben. Somit gibt’s zahlreiche gute Gründe, bald einmal wieder den Kanton St. Gallen besuchen zu kommen. Und man glaubt es kaum, aber die Bratwurst ohne Senf kam den ganzen Tag über nicht einmal zur Sprache…