Ferienland Schweiz

Robin Engel (l.) und Michael Bötschi bei der Bierpause an der Aare in Olten: Der Kanton Solothurn hat beide positiv überrascht. Bild: REN

Kantons-Challenge mit Robin & Michael, Teil 3: Solothurn

Michael Bötschi

Zwei Reiseprofis haben während der Pandemie aus einer Schnapsidee eine spannende Tour durch alle Schweizer Kantone gestartet. Für die Travelnews-Leserschaft teilen sie ihre Erfahrungen und Eindrücke.

Bei einer weiteren Etappe unserer schweizweiten «Kantons-Challenge» ging es dieses Mal in den Kanton Solothurn. Robin war für das Programm zuständig, als Fahrer (und Autor) fungierte Michael.

Dieser Kanton dürfte Robin wohl vor die eine oder andere Herausforderung gestellt haben. Als wäre die Zusammenstellung einer einigermassen sinnvollen Route durch diesen verwinkelten Kanton nicht schon genug schwierig, wurde er auch noch in der Auswahl der Sehenswürdigkeiten eingeschränkt: Als grosser Schwingfan gehört der Weissenstein fast jährlich zu meinen Ausflugszielen. gleiches gilt für den Balmberg und die sehenswerte Verena-Schlucht bei Solothurn, die ich unabhängig dieses Wettbewerbs bereits letzten Sommer besucht habe. Diese durften nicht mit eingebunden werden. Es galt also, sich etwas Neues einfallen zu lassen - schliesslich heisst unser Unterfangen nicht umsonst «Challenge». Dass sich der dichte Nebel frühmorgens nur langsam verzog, kam dann noch erschwerend dazu und so entschieden wir uns kurzerhand, das Programm leicht umzustellen und unsere Erkundungstour von der Kantonshauptstadt aus zu starten. Auf nach Solothurn…

Solothurn

Fragt man auf der Strasse nach den schönsten Schweizer Städten, wird Solothurn kaum oder nur sehr selten genannt. Ein unverzeihbarer Fehler, der wohl daher rühren muss, dass viele die Stadt an der Aare gar nicht richtig kennen. Allein das Profil der Stadt - vor dem mächtigen Weissenstein - ist atemberaubend. Hinzu kommen die unzähligen Sehenswürdigkeiten rund um die St. Ursen-Kathedrale sowie die vielen, netten Restaurants und Bars entlang des Flussufers.

Die imposante, seit dem 9. Jahrhundert bestehende St. Ursen-Kathedrale in Solothurn ist das Zentrum des römisch-katholischen Bistums Basel. Bild: REN

Grenchenberg

Westlich des Weissensteins führt eine weitere Passstrasse über das Juragebirge – genauer gesagt über den Grenchenberg. Die kurvige Strasse ist gut befahrbar und führt über das Hochplateau auf rund 1400 Meter über Meer. Oben angekommen, erwarten einen gleich mehrere, gemütliche Bergrestaurants. Wer die Passstrasse auf der anderen Seite wieder runterfährt, sollte den Langenscheidt besser mit im Gepäck haben. Ab hier wird nämlich französisch gesprochen und man befindet sich im Berner Jura.

Ruine Dorneck & Goetheanum (Dornach)

Auf einem spannenden Tagesausflug wandelten wir bereits im letzten Jahr auf den Spuren der Ritter und haben uns einige der vielen Burgen und Ruinen des Mittellandes angeschaut. Mit dem ehemaligen Schloss Dorneck (um 1050) kam nun eine sehr interessante und gut erhaltene Ruine hinzu.

Die Schlossruine Dorneck ist ein beliebtes Ziel von Wanderern. Bild: REN

Lässt man von der Ruine Dorneck den Blick hinunter nach Dornach schweifen, sticht ein Gebäude ganz besonders ins Auge. Die Rede ist vom unverwechselbaren Kongresszentrum der Anthroposophischen Gesellschaft und der Freien Hochschule für Geisteswissenschaften, allgemein bekannt als das Goetheanum. Dieses imposante, abstrakte Bauwerk ist ein «must see» für alle Architekturinteressierte und ein tolles Motiv für Fotografen. Falls sie jetzt das Wort «Anthroposophisch» nachschlagen müssen, schämen sie sich nicht. Es ging uns vor Ort nicht anders.

Eigenwillige Architektur: Das Goetheanum in Dornach, nur rund zehn Kilometer südlich von Basel. Bild: REN

Gempenturm

Oberhalb der kleinen Gemeinde Gempen, liegt der knapp 30 Meter hohe Gempenturm und gleich daneben das gleichnamige Bergrestaurant. Nach Einwurf eines «Einfränklers» kann man die rund 115 Treppenstufen hinaufsteigen und wird mit einer spektakulären Aussicht bis nach Basel-Stadt belohnt. Nur wenige Schritte vom Turm entfernt bildet eine steilabfallende Klippe die perfekte Voraussetzung für Kletterer. Die «Bärgbeiz» war bei unserem Besuch leider geschlossen. Ein Grund mehr also mal wieder vorbeizuschauen.

Der Gempenturm nahe Dornach bietet idyllische Blicke. Bild: REN

Schloss Wartenfels

Hoch über Lostorf thront dieses Schloss mit seinem wunderschön gepflegten Garten. Im frühen 13.Jahrhundert diente es als Wohnsitz der Herren Wartenfels, welche den Ausblick auf die umliegende Landschaft - damals halt noch ohne das etwas störende Kernkraftwerk - geniessen durften. Sonntags kann das Schloss während der Sommermonate auch besichtigt werden.

Not bad: Die Aussicht vom Schloss Wartenfels aus. Im Hintergrund das AKW Gösgen, das auch auf Solothurner Boden steht. Bild: REN

Olten

Das sonst hauptsächlich durch seinen Bahnhof bekannte Olten ist nicht gerade als die «Perle im Mitteland» bekannt. Allerdings hat auch die Dreitannenstadt einen historischen Stadtkern und natürlich die berühmte «Alte Holzbrücke» und versprüht so stellenweise doch viel Charme. Richtig gemütlich wird es an einem sonnigen Tag aber im Aare Bistro gleich unterhalb der Brücke direkt am Fluss. Bei einem kühlen Bier hat man eine super Sicht aufs Oltner Wahrzeichen und die alte Stadtfassade.

Fazit

Kennt ihr die Fugen zwischen den Platten eines Natursteinbodens? Lange Zeit war Solothurn genau das für mich. Quasi die Kittmasse, mit welcher man die Regionen ausgefüllt hat, für welche die umliegenden Kantone in Bezug auf die Grenzen keine Einigung finden konnten. Zu meiner Verteidigung: Bei einem Blick auf die Kantonskarte von Solothurn scheint diese Ansicht gar nicht so weit hergeholt.

Diese Meinung habe ich in der Zwischenzeit aber revidiert. Die Hochebenen des Juragebirges sind perfekt für Wanderer und andere Naturliebhaber. Zudem zählt die charmante und interessante Hauptstadt des Kantons mit Sicherheit zu den meistunterschätzten Städten unseres Landes. Für mich gehört sie auf jeden Fall ab sofort in die Top 5 meines persönlichen «Schweizer Städterankings». Dazu runden viele alte Ruinen, Schlösser und kleine spannende Ortschaften das touristische Angebot Solothurns ab.

Es ist wie es ist. Man lernt nie aus und ist oft schnell mit seinen Vorurteilen. Ich hoffe, dass mir die Solothurner meinen anfänglichen Kittmassen-Vergleich verzeihen werden und ich bald mal wieder auf einen Besuch vorbeischauen darf.

Der Marktplatz in der Solothurner Altstadt - ein Bijou. Bild: REN