Ferienland Schweiz

Michael Bötschi (l.) und Autor Robin Engel mit dem Feierabendbier nach erfolgter Tagestour durch den Kanton Basel-Landschaft: Sie waren vom zuvor weitgehend unbekannten Kanton sehr angetan. Bild: REN

Kantons-Challenge mit Robin & Michael, Teil 1: Basel-Landschaft

Robin Engel

Zwei Reiseprofis haben während der Pandemie aus einer Schnapsidee eine spannende Tour durch alle Schweizer Kantone gestartet. Für die Travelnews-Leserschaft teilen sie ihre Erfahrungen und Eindrücke.

Irgendwann im letzten Frühling realisierte ich, dass es im Jahr 2020 leider nichts würde mit den geplanten Australien-Ferien, und dass alle geschäftlichen Nordamerika-Reisen ins Wasser fallen würden. Wie andere Mitbürger musste ich wohl oder übel zuhause bleiben, es blieb also vorderhand fast nur die Möglichkeit, das eigene Land etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Immerhin: Wir haben auch ganz nette Flecken gerade um die Ecke, d.h. es sind auch tolle Ausflüge möglich, ohne mehrere Stunden im Flieger sitzen zu müssen.

Trotz anfänglichem Lockdown und anschliessenden weiterführenden (Teil-)Einschränkungen hatte mein Drang, Neues zu erkunden, glücklicherweise keine Beeinträchtigung erfahren und so hatte ich früh begonnen, die Schweiz etwas intensiver zu erkunden. Aber schon nach kurzem war das «alleine erkunden» etwas öde und so suchte ich mir Begleitung. Dies war innerhalb der Tourismusbranche dank Kurzarbeit glücklicherweise nicht allzu schwierig, und so kamen mein Leidgenosse Michael Bötschi und ich eines Abends zur glorreichen Idee, uns gegenseitig die Schweiz etwas näherzubringen. Der Plan lautet so: Jeder stellt dem anderen jeweils während einem Tag einen Kanton vor, ist verantwortlich für das komplette Tagesprogramm inklusive Planung, Gestaltung, Routing und selbstverständlich dem obligaten Lunch-Stopp. Die Reihenfolge, welcher Kanton wann erkundet wird, obliegt dem «Canton’s Owner», wobei auch hier etwas taktisch vorgegangen werden muss. Je nach geplantem Programm bieten die einen Kantone mehr Möglichkeiten für den Sommer, die anderen hingegen eignen sich besser für das Winterhalbjahr. Um dem ganzen etwas Würze zu verleihen, wurden die Kantone nicht einfach so nach Lust und Laune zugeteilt, sondern wie in Nordamerika bei Sportteams so üblich, mittels Draft «gezogen».

Und so entstand die «Kantons-Challenge», durch welche wir unser eigenes Land besser kennenlernen und wir Orte entdecken, an die wir möglicherweise unter normalen Umständen nie hingekommen wären. Ein lohnenswertes Unterfangen, denn die kleine Schweiz bietet enorm viel. Und unsere Entdeckungen wollen wir an dieser Stelle mit der Travelnews-Leserschaft teilen.

Den publizistischen Auftakt in dieser kleinen Serie bildet unsere Reise in einen touristisch eher unbekannteren Kanton unserer wunderschönen Schweiz: Michael hat das Programm zusammengestellt und ich bin gefahren. Willkommen im Kanton...

Basel-Landschaft

Basel-Landschaft heisst er offiziell, Basel-Land sagt man meistens. Was gibt es im Halbkanton, der auch an Frankreich und an Deutschland grenzt, überhaupt zu sehen? Um den Kanton möglichst breitgefächert erkunden zu können, versuchten wir alle 5 Bezirke (Laufen, Arlesheim, Liestal, Waldenburg & Sissach) in unser Programm mit einzubinden. Gestartet wurde vormittags mit einem ersten Stopp in Rümlingen, dann ging es via Liestal nach Arlesheim. Am Nachmittag ging es weiter nach Zwingen, Laufen und der Feierabendstopp erfolgte im Restaurant Stierenberg hoch über Bretzwil.

Nachfolgend unsere Impressionen:

Rümlingen

Die kleine Gemeinde ist hübsch ins Homburgertal eingebettet. Die Hauptattraktion ist ein schöner Eisenbahnviadukt, ein Freude für alle Bahn-Fans. Fährt man etwas die Strasse weiter in Richtung Häfelfingen bekommt man einen wunderschönen Blick auf den imposanten Viadukt der alten Hauensteinbahnlinie. Je nach Blickwinkel passt die Dorfkirche genau in einen der acht Steinbögen.

Eine Augenweide: Der Eisenbahnviadukt in Rümlingen. Bild: REN

Liestal

Liestal ist die Kantonshauptstadt, nicht aber der grösste Ort des Kantons (das ist nämlich Allschwil bei Basel). Der Ort bietet eine charmante Altstadt mit einem wunderschönen Stadttor als Eingang zur Fussgängerzone und zur mitten in der Altstadt befindlichen historischen Stadtkirche. Insgesamt ist Liestal sehr gut zu Fuss erkundbar. Die Altstadt lädt auch super zum Verweilen in einem der zahlreichen Cafés und Restaurants ein - uns kam entgegen, dass nun unter Einhaltung der Vorschriften auch wieder auf den Terrassen etwas zu sich genommen werden kann.

Hübsch: Die Altstadt von Liestal. Bild: REN

Arlesheim

Arlesheim ist eine weitere besuchswerte kleine Stadt mitsamt Altstadt, die von einem wunderschönen Dom überragt wird. Etwas ausserhalb von Arlesheim befindet sich die «Ermitage». Diese besteht aus dem auf einer Anhöhe thronenden Schloss Birseck, von welchem man mit einer wunderschönen Weitsicht auf Arlesheim und dem dortigen Dom belohnt wird. Am Fusse des Schlosses lädt eine Gartenanlage mit verschiedenen Weihern und der am Hang gelegenen Apollogrotte zum Verweilen ein. Vom Schloss Birseck aus erreicht man auf einem kleinen Feldweg nochmals ca. 10 Minuten bergaufwärts die Burg Reichenstein. Etwas versteckter, dafür fast noch imposanter und auf einem Felsvorsprung mitten im Wald gelegen, bietet auch diese eine tolle Weitsicht über die Birs hinweg in Richtung Frankreich.

Das malerische Schloss Birseck. Bild: REN

Zwingen

Ein kleines Dörfchen mit reicher Geschichte. Wunderschön von der Birs umgeben liegt das Schloss Zwingen, als Aushängeschild des gleichnamigen Dorfes. Dieses wurde im Jahr 1312 zum ersten Mal erwähnt und ist seit 1792 ein so genanntes Nationalgut, gehörte also zeitweilig Frankreich.

Das kleine Schloss Zwingen liegt wunderschön an der Birs. Bild: REN

Laufen

Früher zum Kanton Bern gehörend (der Übertritt zum Kanton Basel-Landschaft erfolgte erst 1994), sieht man noch die Spuren dieses Kantons mit dem am Obertor eingravierten Berner Wappen. Nach der Bildung des Kantons Jura war Laufen zur weit abgelegenen Exklave Berns geworden, weshalb der Bezirk, nicht aber die Stadt, schon 1989 für eine Umteilung in den Basler Halbkanton stimmten. Dieser ist am Untertor auch mit dem entsprechenden Kantonswappen verankert. Besonders lohnenswert ist ein Stopp beim vor den Stadttoren verlaufenden Wasserfall (Birsfall) sowie der netten Altstadt, welche in nur wenigen Schritten erreichbar ist.

Der Birsfall in Laufen. Bild: REN

Bretzwil

Nicht das Dorf als solches steht bei unserem letzten Stopp im Vordergrund, sondern der etwas oberhalb gelegene Stierenberg mit dem gleichnamigen Bergrestaurant. Ein kurvige Strasse führt bis zum gut gehüteten Geheimtipp, wo auf geöffneter Terrasse das wohlverdiente Feierabendbier genossen wird.

Fazit

Völlig ohne Erwartungen liess ich mich vom bevorstehenden Tagesprogramm überraschen. Bei gewissen Kantonen hat man jeweils eine leise Vorahnung, was kommen könnte oder wohin der Weg führen wird. Nicht so bei Basel-Land. Eine überraschend weitläufige, hügelige Landschaft gespickt mit kleinen, netten Dörfern, diversen Schlössern, Burgen und antiken Bauten prägte unseren Tag und liess zahlreiche Impressionen zurück.

Natürlich sind die obigen Sehenswürdigkeiten längst nicht abschliessend, bilden aber ein tolles Programm für einen Tagesausflug ins ländliche Basel.