Ferienland Schweiz

Andre Gisler, Tourismusdirektor von Flims Laax Falera, findet die Schliessung der Terrassen in den Skigebieten einen erheblichen Rückschritt im Öffnungsprozess für Gäste, Betriebe und auch die Kontrollierbarkeit der Gesundheit von der Bevölkerung. Bild: zVg

«Wir starten erstmalig so früh mit dem Bergfrühling»

Nina Wild

Wie ist es der Ferienregion Flims Laax Falera in den vergangenen Monaten der Pandemie ergangen und welche Pläne hegt sie für die Zukunft? Im Interview spricht Tourismusdirektor André Gisler über die Abschaffung der Zwischensaison, den Frust über die Schliessung der Terrassen und die Wichtigkeit der Digitalisierung.

Herr Gisler, wie haben Sie die vergangenen Monate erlebt?

André Gisler: Im Oktober 2020 haben alle Gemeinden und Leistungspartner ein gemeinsames Covid-Manifest erarbeitet. Für uns alle hat der Schutz unserer Gäste, Mitarbeitenden und Einheimischen höchste Priorität. Wir haben viele neue Wege beschritten, um die Gesundheit bestmöglich sicher zu stellen und gleichzeitig die wirtschaftliche Tätigkeit Aufrecht zu erhalten. Unser Credo lautet: «Jeder offene Wintersporttag ist ein guter Tag für uns alle.» Die Gäste und Partner zeigen sich sehr solidarisch und sind in dieser Zeit noch näher zusammengerückt. Dies zeigt sich an vielen positiven Feedbacks.

Die Skigebiete sind von einer Schliessung glücklicherweise verschont geblieben. Wie lautet Ihr erstes Fazit zur aktuellen Wintersaison?

Die Fallzahlen sind zum Glück generell rückläufig. Die vielen Schutz-/Hygienemassnahmen wie beispielsweise maximal 2/3 Kapazität, digitale Bestellung um Anstehsituationen zu vermeiden, präventive Tests für Mitarbeiter und Gäste etc. greifen und lassen uns den Winter auch aktiv gestalten. Dies vor dem Hintergrund, dass die Aufwände steigen und die Erträge je nach Betrieb zwischen 10 – 60 Prozent hinter den Vorjahreszahlen liegen. Insbesondere sind die Ferienwohnungen sehr gut bzw. öfters belegt. Die Gäste nehmen unser Angebot sowohl am Berg als im Tal sehr gut an. Sie sind froh, einen unbeschwerten Sonnentag im Schnee an der frischen Luft zu geniessen und einmal richtig durch zu Atmen.

Die Kantone werden derzeit heftig kritisiert, weil in den Skigebieten teilweise die Restaurantterrassen für den Verzehr von Take-Away-Angeboten geöffnet haben – dies unter Einhaltung der gängigen Schutz und Hygienemassnahmen. Der Bundesrat hat gestern noch einmal deutlich klar gemacht, dass die Terrassen geschlossen bleiben müssen. Was sagen Sie dazu?

Wir verfolgen das gleiche Ziel, Gästeansammlungen und Ansteckungen zu vermeiden. Im Skigebiet bewegen sich die Gäste im Freien und hatten oft auch vor Covid-19 «Buffs» als Kälteschutz. Jetzt gibt es zertifizierte Schutzmasken. Infolge der kälteren Temperaturen und als Präventionsschutz ist es am Berg wichtig, dass die Gäste Pause machen, sich aufwärmen und Verpflegen können. Wir haben dies in den vergangenen Wochen mit konsequenten Einhaltungen von Schutz- und Hygienemassnahmen in Takeaway Situationen mit maximal vier Sitzplätzen im Freien und an der frischen Luft durchgeführt. Auch wurden mit Betriebstests die Mitarbeiter periodisch getestet. Kein Ansteigen der Fallzahlen durch den Skibetrieb-/Takeaway auf Terrassen in Skigebieten im Kanton Graubünden haben bestätigt, dass ein proaktives Vorgehen zielführend ist. Mit dem Bundesratsentscheid vom 24. Februar 2021 wird von einem implementierten und steuerbaren System, willkürlich auf ein generelle Schliessung in der Gastronomie und Terrassen bis mindestens 22. März, zurückgestellt. Das ist ein erheblicher Rückschritt im Öffnungsprozess für Gäste, Betriebe und auch die Kontrollierbarkeit unserer aller Gesundheit.

Wie verhielten sich die Besucherzahlen über den letzten Sommer – und wie sind die Erwartungen für die kommenden, warmen Monate?

Wir bauen unser Angebot zum Ganzjahresbetrieb aus. Im Sommerhalbjahr sind die Logiernächte bereits seit 2015 von 108'000 Logiernächten auf 154'000 im Jahre 2019 markant angestiegen. Diese positive Entwicklung hat sich im 2020 beschleunigt und ist auf 211'000 gestiegen. Ein Steigerung um 37 Prozent gegenüber dem Vorjahr und der Fünfjahresschnitt liegt um 66,8 Prozent im Plus. Für die Monate April und Mai 2021 erwarten wir, dass die Schweizer Gäste anstelle von Kurztrips ins Ausland und ans Meer zum Wandern in den frischen Bergfrühling kommen.

«Der Gast kommt öfter und die Gästefrequenzen verteilen sich innerhalb des Jahres besser. Damit wird unsere Destination für den Hotelgast und die Ferienwohnungseigentümer ganzjährig sehr attraktiv.»

Welche Veränderungen sind in Bezug auf die Herkunft der Gäste auszumachen? Sicherlich waren nicht viele ausländische Gäste in Laax anzutreffen…

Nach Nationen bezogen waren über 90 Prozent der Gäste aus der Schweiz und aus Deutschland. Es gab eine Zunahme bei den gebuchten Ferienwohnungen und die Zweitheimischen nutzen die Wohnungen öfter und intensiver. Auch lernten die Schweizer ihr Heimatland kennen und wir begrüssten viele Gäste aus der französischsprachigen Schweiz. Da die Skigebiete in Österreich und Italien nicht geöffnet waren, kamen viele Gäste aus Polen oder Tschechien, welche erstmals Flims Laax ausprobierten.

Welche Highlights erwarten die Gäste auf und neben der Piste in der Ferienregion Laax?

Viel Platz, um sich im Freien unbeschwert zu bewegen. 224 Pistenkilometer und 28 Anlagen am Berg mit Pisten für Einsteiger bis zum Könner und die wohl beste Infrastruktur im Freestylebereich. Im Tal wurde die Winterwegsignalisation mit 100 Kilometern Winterwanderwegen ausgebaut und neben vielen weiteren Angeboten ist auch der Langlaufbetrieb direkt im Tal oder am Berg möglich.

Haben sich durch die Krise auch Chancen für die Ferienregion ergeben?

Wir haben die Digitalisierung zum Gästewohl weiter ausgebaut, um zum Beispiel Anstehsituationen zu vermeiden beim Take-Away oder den Bahnen und die Freizeitplanung zu vereinfachen. Den eingeschlagenen Weg zur Ganzjahresdestination verfolgen wir noch intensiver und wir bauen das Gästeangebot konsequent aus. Der Gast kommt öfter und die Gästefrequenzen verteilen sich innerhalb des Jahres besser. Damit wird unsere Destination für den Hotelgast und die Ferienwohnungseigentümer ganzjährig sehr attraktiv.

«Anstatt von immer öfter, immer kürzer immer weiter zu immer bewusster, immer länger, immer näher.»

Auf welche Neuheiten dürfen sich die Gäste in naher Zukunft freuen?

Wir schaffen die Zwischensaison ab. Wir schliessen offiziell am 11. April 2021 den Winterbetrieb und starten am 16. April mit dem Sommerbetrieb. Wir starten erstmalig so früh mit dem Bergfrühling. Ab diesem Tag gibt es einen durchgängigen Transportbetrieb mit Sesselbahn am Berg und zwei neuen Wanderbussen, welche bis in die Rheinschlucht fahren. Daneben öffnen wir, sofern es die epidemiologische Lage zulässt und der Bundesrat Lockerungen bekannt gibt, Ausflugsrestaurants, Gastronomie und Freizeiteinrichtungen. Somit können die Gäste bei schönem Wetter und insbesondere in den Sportferien die weitläufige Natur und Angebote bei uns Nutzen. Im Juni öffnet dann der längste Baumwipfelpfad Europa's zwischen dem Laax Rocksresort und Laax Dorf.

In welche Richtung verändert sich die Reise-/Tourismuswelt idealerweise nach überstandener Coronakrise?

Anstatt von immer öfter, immer kürzer immer weiter zu immer bewusster, immer länger, immer näher.

Wie verbringen Sie selbst am liebsten einen freien Tag in Laax?

Aktiv und in der Natur mit Familie und Freunden. Im Winter gehe ich früh auf den Berg und hinterlasse erste Spuren im Schnee. Eine Abfahrt im Tiefschnee darf natürlich nicht fehlen. Am Nachmittag gemütliches  Zusammensein mit Freunden. Im Sommer unternehme ich mit dem Mountainbike eine Tour auf den Berg und lasse den Tag an einem unserer schönen Seen ausklingen.