Ferienland Schweiz

Ein Zeichen der Hoffnung mitten in der Krise gab es im Zermatt im April – mit einem beleuchteten Matterhorn. Montage: TN

Ferien unter seinesgleichen

Jahresrückblick, Teil 8: Ferienland Schweiz. Grenzen geschlossen, Flugzeuge am Boden, kaum ausländische Gäste: in diesem Jahr war für die Tourismusdestination Schweiz alles anders als erwartet und je zuvor.

Fast 40 Millionen Logiernächte verzeichnete das Ferienland Schweiz im Jahr 2019, ein Rekord. Entsprechend hoch waren die Erwartungen bei Schweiz Tourismus, den einzelnen Destinationen und der Hotellerie für das Jahr 2020. Doch erste Wolken kamen schon Ende Januar auf. Bad News aus China, die Ausbreitung eines Virus zeichnete sich ab.

An der Jahresmedienkonferenz von Schweiz Tourismus Ende Februar, die so gut besucht war wie noch nie, standen nicht die Aussichten und Themen für den Feriensommer im Vordergrund, sondern das Bangen, was jetzt kommt. In einem ersten Szenario rechnete ST mit einem Gästerückgang aus China von 20 bis 30 Prozent in den nächsten vier bis acht Wochen. Ein Worst Case Szenario skizzierte das Fehlen von bis zu 40 Prozent der chinesischen Gäste bis Ende Jahr.

Wie wir wissen, kam es nun aber noch viel schlimmer. Nicht nur aus China kamen keine Gäste mehr. Die ganze Welt nabelte sich ab. Am 15. März schloss etwa Deutschland die Grenzen zur Schweiz – kein Zugang mehr für den wichtigsten ausländischen Markt. Im April und Mai gingen die Passagierzahlen am Flughafen Zürich um 99 Prozent (!) zurück.

Städtische Hotellerie am Abgrund

Der Bunderat empfing die Branche im April zu einem Tourismusgipfel, nachdem diese in einem offenen Brief die Notlage verdeutlichte. Die Message von Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga beim Treffen in Bern: «Der Feriensommer findet statt. Es ist wichtig, dass die Bevölkerung weiss, dass sie in der Schweiz Ferien machen kann».

Für Martin Nydegger, Direktor von Schweiz Tourismus, war klar: «Der Sommer findet statt, wenn auch anders. Gewisse Angebote werden nur beschränkt verfügbar sein». Weiter sagte er: «Jeder Betrieb, jedes Restaurant, jede Touristenattraktion, jedes Schiff muss die Rechnung machen, ob es sich lohnt, zu öffnen.» Für die meisten werde dies der Fall sein.

Und so zeigte sich die Sommerbilanz ganz unterschiedlich. Im Mai belief sich das Minus bei den Logiernächten auf 79 Prozent, im Juli auf 26 Prozent. Die ausländischen Gäste blieben mehrheitlich aus, von Juli bis Oktober zeichnete sich bei Schweizer Gästen aber ein deutliches Plus ab.

Kam etwa Graubünden sehr gut durch den Sommer, sah es bei Zielen wie Interlaken, traditionell von ausländischen Gästen besucht und vor allem in den Städten düster aus. Im Sommerhalbjahr verzeichnete die Hotellerie in der Region Zürich ein Minus von 73 Prozent, zahlreiche Häuser wie Swissôtel, Ascot oder X-tra gingen zu.

Profitiert haben dafür die Ferienwohnungen und Campingplätze. Nach einem Rekord-Sommer meldete Ferienwohnungsvermittler e-domizil auch einen starken Herbst. Die 24 TCS Campingplätze toppten das Rekord-Vorjahr und verlängerten kurzerhand die Saison.

Endlich mal die Schweiz entdeckt

Auch dies prägte das Ferienland Schweiz in diesem Jahr: Engelberg verschenkte 1000 Ferienwochen an Fachkräfte aus dem Gesundheitswesen – und erhielt später für die schöne Aktion einen Milestone. Als Hauptgewinner der Milestone-Verleihung ging das Bike Kingdom Lenzerheide hervor.

Im April wurde das Matterhorn von Lichtkünstler Gerry Hofstetter beleuchtet, um Hoffnung in der Corona-Krise zu machen. Per Webcam lies sich das Spektakel von der Couch aus verfolgen.

Um das Vertrauen der Gäste aus dem In- und Ausland zurückzugewinnen, lancierten die Tourismusverbände das neue Label «Clean & Safe». Die Betriebe haben mit dem Label die Möglichkeit, ihr Engagement für ein sauberes und sicheres Gästeerlebnis nach aussen zu kommunizieren.

Harsches Feedback aus dem Ausland erntete die Schweiz aber für die teils eher lockeren Massnahmen. Und nachdem sich jüngst britische Touristen nicht an die vorgeschriebene Quarantäne hielten und sich aus dem Staub machten, waren der Schweiz die Schlagzeilen in der Presse erneut gewiss.

Was bleibt? Zahlreiche Hotelbetriebe dürften die anhaltende Krise nicht überleben. Wer sich bis in den möglicherweise wieder normalisierten Sommer retten kann, muss sich zeigen.

Punkten konnte das Ferienland Schweiz aber durchaus – bei einheimischen Gästen, die bis anhin ihre Ferien im Ausland verbracht haben und nun in diesem Krisensommer auch mal die Schweiz von einer für sie noch nicht bekannten Seite erlebt haben. Schliesslich gibt es in der Schweiz überraschende Alternativen zu Schottland, Thailand und dem Indischen Ozean.

Und wir bei Travelnews führten die neue, laufend aktualisierte Rubrik «Ferienland Schweiz» ein mit einer Übersicht von Reisetipps und viel Inspiration für einen Trip zwischen Genf, Scuol und Romanshorn – sowie einen wöchentlichen Newsletter mit den besten Tipps und allen Neuigkeiten für den nächsten Ausflug.


Jahresrückblick 2020:

(GWA)