Destinationen

Die jahrtausende alte Kultur ist immer noch grösster touristischer Anziehungspunkt Ägyptens. Neue Grossprojekte sollen nun für nachhaltigen touristischen Erfolg sorgen. Bild: Ahmad Ajmi

Neue Hauptstadt und neue Ferienresorts: Ägypten erfindet sich neu

Mit der «Vision 2030» liegt im wieder aufstrebenden Land am Nil der wichtigste touristische Masterplan seit Jahren vor. Nun wurden neue Details bekannt.

Nach dem Ausbruch des arabischen Frühlings 2011 kämpfte Ägypten lange gegen sinkende Besucherzahlen. 2017 war der Turnaround geschafft: Laut Zahlen der UNWTO war Ägypten das Land Afrikas mit dem stärksten touristischen Wachstum, mit insgesamt 4,7 ausländischen Besuchern (+ 54%) und 52 Millionen Übernachtungen (+ 171%). In diesem Jahr zieht das touristische Geschäft auf breiter Basis weiter voll an, worüber auch travelnews.ch neulich berichtete.

In dieser Aufschwungsphase hat nun das italienische ISMAA (Mediterranean Institute for Asia and Africa) den ägyptischen Tourismus-Masterplan «Vision 2030» vorgestellt. Nicht alles darin ist neu und wurde stellenweise schon anfangs Jahr von Mohamed Farag (Leiter International Relations beim Ägyptischen Fremdenverkehrsamt) gegenüber travelnews.ch umrissen; aber in der Summe wird daraus klar ersichtlich, wie und wo Ägypten touristisch ausbauen will und welche Summen dafür bereitgestellt werden.

Sechs neue Tourismusdestinationen geplant

Der Masterplan «Vision 2030» sieht demnach Investments in Höhe von 45 Milliarden Dollar vor. Insgesamt sechs neue Tourismusresorts sollen entstehen und damit etwas Druck von bestehenden touristischen Hotspots wie Hurghada wegnehmen. Die Bauarbeiten sind teilweise schon in Gang. An der Mittelmeerküste entsteht beispielsweise die New El Alamein City. Darüber hinaus entsteht am nördlichen Roten Meer unweit von El Sukhna aktuell Al Galala City – mitsamt Bauerlaubnis für zwei Luxushotels, ein Resort, einen Wasserpark und eine Marina. Dem Vernehmen nach sollen in der Region am nördlichen Roten Meer noch weitere ähnliche «Resorts ab Reissbrett» in Ausarbeitung sein.

Die Ägypter mögen es, gleich von neu auf zu bauen. Das allergrösste Teilprojekt ist dabei natürlich die rund 50 Kilometer südöstlich von Kairo entstehende «Neue Hauptstadt Ägyptens», welche auf 700 Quadratkilometern ab etwa 2022 neu Administrations- und Geschäftsgebäude sowie Wohnhäuser für bis zu 5 Millionen Menschen bieten wird. Dazu gehören dann natürlich auch ein neuer Flughafen, Hotels mit insgesamt 40‘000 Zimmern sowie Konferenzzentren, das höchste Gebäude Afrikas (der «Nile Tower») sowie ein neuer Themenpark, der ebenfalls der grösste Afrikas werden soll. Dies ist jedoch – ebenso wie die partielle Verbreiterung des Suezkanals, die 2015 abgeschlossen wurde – primär eine politische und ökonomische und nur am Rande eine touristische Initiative, und damit auch nicht der Kern von «Vision 2030». Da die Stadt weitgehend durch Unternehmen im Privatsektor aufgebaut wird, kann das Budget für «Vision 2030» auf vergleichsweise vernünftigem Niveau bleiben.

So soll das neue Kairo dereinst aussehen. Bild: CFLD

Kleinere Projekte sehen die Schaffung von «Gewerbestätten» vor, beispielsweise einer «City of Wood», wo handwerkliche und industrielle Holzverarbeitung zusammenkommen (was ebenfalls touristisches Anziehungspotenzial hätte) oder auch eine «City of Leather». Diese dürften im Nordwesten des Landes entstehen. Entwicklungspotenzial gebe es ausserdem im Bereich Golf – aktuell verfügt Ägypten lediglich über 17 Golfplätze.

Mit diesem Plan sieht sich Ägypten gut gewappnet für kommende touristische Herausforderungen.

(JCR)