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Nordöstlich der Inselgruppe «The Palm Jumeirah» liegen «The World Islands». Und so präsentiert sich die Inselwelt heute: Zentralamerika ist praktisch nicht mehr existent, Australien besteht nur noch aus fünf rechteckigen Sandstreifen und Europa, Afrika und Asien haben sich zu einem weitgehend ununterscheidbaren Fleck zusammengeschlossen. Bild: NASA Johnson

«The World Islands» – ein Prestige-Projekt versinkt im Meer

Dubai wollte eine künstliche Inselwelt erschaffen, Baufirmen türmten im Meer gigantische Sandberge auf. Doch nun droht «The World Islands» von den Fluten aufgefressen zu werden.

Es galt als eines der verrücktesten Megaprojekte Dubais: «The World Islands», ein künstlich angelegtes Archipel bestehend aus 300 Sandinseln, welche zusammen die Form einer Weltkarte bilden sollen. Der Bau der Inselwelt, welcher mehrheitlich von Dubais Herrscher Sheikh Maktoum finanziert wurde, begann im September 2003 und forderte 321 Millionen Kubikmeter Sand. Gemäss dem Newsportal «Atlas Obscura» dürften für das Projekt mindestens 14 Milliarden US-Dollar aufgewendet worden sein.

Im Gegensatz zum Inselprojekt «The Palm Jumeirah», einer ebenfalls künstlich erschaffenen Inselgruppe in Form einer Palme, welche unter anderem das Atlantis Hotel beherbergt, erwies sich das Projekt «The World Islands» jedoch als Flop: Durch die globale Finanzkrise ab 2007 und deren Nachwirkungen kam es nicht wie projektiert zum weiteren Ausbau der Inseln – Infrastruktur und die Arbeiten ruhten und bis Ende 2010 wurde erst auf zwei Inseln mit der Bebauung begonnen. Anfang 2011 zeigten sich erste Folgen des Baustillstands: die kleineren Durchlässe zwischen den einzelnen Inseln begannen zu versanden, das erforderliche Freibaggern wurde eingestellt.

Hinzu kommt das die Inselgruppe infolge von Witterung und Erosion ihre klar definierten Grenzen verloren hat. Zentralamerika ist praktisch nicht mehr existent, Australien besteht nur noch aus fünf rechteckigen Sandstreifen und Europa, Afrika und Asien haben sich zu einem weitgehend ununterscheidbaren Fleck zusammengeschlossen. Neben dem ästhetischen Problem haben die Inseln zudem keine zuverlässige Stromversorgung, da der Plan, elektrische Kabel unter dem Persischen Golf zu installieren, ebenfalls eingestellt wurde.

Aus diesen Gründen sind 291 der 300 Inseln bis heute unentwickelt geblieben und nicht viel mehr als Sand. Obwohl bis 2008 rund 60% der Inseln an private Unternehmen und Investoren verkauft wurden, sind nach zehn Jahren immer noch fast alle unberührt geblieben. Seit 2016 wurden nur noch neun Inseln weiterentwickelt, von denen jedoch auch nur zwei aktiv genutzt werden. Auf der einen Insel befindet sich der Royal Island Beach Club, die andere beherbergt eine Luxusvilla und einen Hubschrauberlandeplatz – vermutlich für Dubais Herrscherfamilie.   

(YEB)