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Rettungskräfte in der überfluteten Raganello-Schlucht. Bild: twitter / zdf

Raganello-Schlucht: Mindestens elf Tote nach Sturzflut

In Kalabrien wurden zahlreiche Ausflügler im Nationalpark Pollino vom Hochwasser überrascht. Fünf Personen werden derzeit noch vermisst.

Das Unglück geschah in der Raganello-Schlucht im süditalienischen Kalabrien, nahe der Berggemeinde Civita. Der 13 Kilometer lange und bis zu 700 Meter tiefe Canyon lockt die Sommermonate hindurch zahlreiche Wanderer und Ausflügler an. So auch am Montag (20.8.). Dabei wurden die Besucher oberhalb der Ponte del Diavolo von einer Sturzflut überrascht. Starker Regen hatte den Fluss in der Schlucht anschwellen lassen, berichteten italienische Medien. Die Ausflügler seien von dem Hochwasser teilweise mitgerissen worden.

Zehn Menschen wurden in den Tod gerissen, eine weitere Person starb in der Nacht auf Dienstag im Spital. Fünf Personen werden noch vermisst. Aktuell würden sich elf Verletzte im Spital befinden. Insgesamt wurden 23 Menschen gerettet, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtete, darunter ein Kind, dass mit Unterkühlungen ins Spital geflogen wurde. Laut italienischen Zeitungen stammen die meisten Wanderer aus den Gebieten Mailand, Brescia und Bergamo.

Hochwasser ist zweieinhalb Meter tief

Gemäss der Zeitung «La Repubblica» soll es einigen gelungen sein, sich an den Klippen in Sicherheit zu bringen. Offenbar haben sich mindestens 36 Wanderer in zwei organisierten Gruppen in der Schlucht aufgehalten, die an den engsten Stellen nur einige Meter breit ist. Unklar ist, wie viele Personen unabhängig in der Schlucht unterwegs waren. Es gibt zwar private Tourenanbieter, die Gruppen begleiten, die Schlucht ist aber für jeden Besucher frei zugänglich.

Das Hochwasser ist laut dem alpinen Rettungsteam in Kalabrien gute zweieinhalb Meter tief. Solche Überflutungen beobachte man häufig im Winter, im Sommer sei dies jedoch noch nie vorgekommen. Besucher können im Nationalpark Pollino verschiedene Wanderrouten einschlagen. Je nach Schwierigkeitsgrad dauern diese zwischen zwei bis dreieinhalb Stunden. Die Wege führen entlang von Wasserströmen und an Wasserfällen vorbei.

Erinnerungen an den Saxetbach werden wach

Das Unglück erinnert an die Canyoning-Tragödie im Saxetbach im Berner Oberland vor 19 Jahren. Damals befanden sich 43 Touristen mit acht Guides auf einer Canyoning-Tour im Saxetbach. Beim Start der Tour gewitterte es. Die Guides entschieden, die Tour trotzdem zu machen. Kurze Zeit später wurde die Gruppe von einer Sturzflut überrascht: 21 Menschen starben.

Solche Sturzfluten entstehen in der Regel nach Starkregen. Dieser dauert nur kurz und betrifft meist Gebiete von wenigen Quadratkilometern. Gerade nach Trockenzeiten fliesst das Wasser ohne zu versickern ab und überflutet tiefer liegende Bereiche innert kürzester Zeit.

(nau/TN)