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Palma de Mallorca ist extrem beliebt - nun soll das touristische Wachstum nicht nur eingedämmt, sondern möglicherweise gar rückgängig gemacht werden. Bild: SBA73

Palma de Mallorca will 20 Prozent weniger Gästebetten

Die Stadt auf der beliebten Baleareninsel leidet unter ihrem eigenen Erfolg. Der Bürgermeister will nun zu radikalen Massnahmen greifen. Auf der ganzen Insel wird über Tourismus-Obergrenzen diskutiert.

Mallorca ist auch in diesem Sommer eines der beliebtesten Sommerferienziele der Schweizer, oder gar generell der Europäer. Allein die Stadt Palma de Mallorca, mit rund 403‘000 Einwohnern, verzeichnete letztes Jahr über sechs Millionen Touristen. Gut fürs Geschäft, aber viele Einheimische klagen über gestiegene Lebenshaltungskosten, Staus, Müll und Lärm. Aufgrund des «Overtourism» plant die links-grüne Regierung von Palma schon seit längerem Initiativen, mittels derer man die Situation wieder entschärfen kann.

Werkzeug dazu ist der «Pla d’Intervencions en Àmbits Turístics» (PIAT), also ein «Interventionsplan im Tourismus», welcher sowohl Strategiepapier als auch rechtliche Absicherung ist, um dem in den letzten Jahren ausser Rand und Band gekommenen touristischen Wachstum klar definierte Grenzen zu setzen. Eine der darin vorgesehenen Massnahmen wurde nun diese Woche bekannt gegeben: Die Zahl der Gästebetten in Palma sowie auf der ganzen Insel Mallorca soll fortlaufend reduziert werden.

Zu Schliessungen soll dabei es nicht kommen: Die Reduktion soll auf natürliche Weise forciert werden. Sprich: Wenn ein Hotel schliesst, wird keine neue Lizenz vergeben. Wenn jemand sein Ferienhaus nicht länger vermieten will, gibt es ebenfalls keine neue Lizenz. Ein Moratorium auf neue Hoteleröffnungen soll es aber nicht sein. Das Vermieten von Wohnungen in Mehrfamilienhäusern ist jedoch verboten, zudem darf kein Wohnhaus in der Stadt mehr einem Hotel weichen. Das Ziel ist, die Zahl der Gästebetten in Palma von aktuell 80‘000 auf rund 65‘000 zu reduzieren, und Insel-weit von rund 440‘000 auf rund 320‘000. Das entspricht Reduktionen der aktuellen Gästebettenkapazität von zwischen 20 und 30 Prozent. Ein Zeithorizont dafür ist jedoch nicht definiert.

«Ich möchte nicht, dass die Stadt an ihrem Erfolg zugrunde geht» sagt der grüne Bürgermeister von Palma, Antoni Noguera, gegenüber der «WirtschaftsWoche». Im Visier hat Noguera primär Plattformen wie AirBnB; nachdem viele Hoteliers seine Massnahmenpläne scharf kritisierten, schoss Noguera in spanischen Medien (z.B. im «Diario de Mallorca») allerdings auch auf Hoteliers und erklärte, dass die Hoteliers Mitschuld tragen an der «Verrohung» des Tourismus in Palma. Nach dem Verbot von «Botellons» und sonstigen Auswüchsen des Partytourismus, welche teils bereits umgesetzt werden, ist Mallorca nun in eine neue Phase getreten: Es wird offen über eine Obergrenze für Touristen diskutiert.

(JCR)