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Stein des Anstosses: Um die Art und Weise der Durchführung des Visit USA Seminars in der Schweiz gehen die Meinungen auseinander. Bild: TN

Kritik am VUSA: «Wir möchten die Schweiz gerne besser unterstützen»

Jean-Claude Raemy

Viele US-Ziele werden von Repräsentanzen betreut, welche für den ganzen deutschsprachigen Markt zuständig sind. Zum Visit USA Seminar sind nun Vorbehalte geäussert worden. Das Visit USA Committee Schweiz nimmt Stellung.

Beim Visit USA Seminar anfangs Februar war die Anzahl anwesender US-Staaten oder –Regionen ziemlich überschaubar. Da die Repräsentanzen für praktisch alle US-Tourismusziele - ob auf staatlicher, regionaler oder Unternehmens-Ebene – für die deutschsprachigen Märkte in den Händen deutscher Firmen liegen, lag schnell einmal die Feststellung in der Luft, dass der Schweizer Markt wohl «zu wenig wichtig» sei und die Gelder in Deutschland bleiben.

Dem widersprechen die Inhaber dieser deutschen Repräsentationsfirmen vehement: «Wir unterstützen gerne die Schweiz», hält Rita Hille (Inhaberin Wiechmann Tourism Service GmbH) im Rahmen des IPW gegenüber travelnews.ch fest, «doch sind wir nicht bereit, das Format des Visit USA in seiner aktuellen Form zu unterstützen.» Ralf Lieb (Inhaber, Lieb Management & Beteiligungs GmbH) hält seinerseits fest: «Aktuell beschränken sich unsere Aktivitäten im Schweizer Markt auf Kooperationen mit Reiseveranstaltern und PR. Wir wären gerne bereit, mehr zu machen. Doch auch wir sind der Meinung, dass das Preis-/Leistungsverhältnis beim Visit USA Seminar nicht genügt.»

Konkret werden die Teilnehmerqualität, die vergleichsweise hohen Kosten und das seit Jahren unveränderte Format kritisiert. «Die Kosten für einen Einzelauftritt meines Kunden, etwa in Zürich, wo man zahlreiche Agenten mit Hilfe eines Veranstalters erreicht, sind gleich hoch oder gar tiefer als die Teilnahme am Visit USA – wieso sollte ich denn meinen Auftritt mit anderen teilen?», fragt sich Lieb. «Der Education-Faktor ist beim Visit USA Seminar in der Schweiz zu wenig ausgeprägt», ergänzt Julia Ueding (Ueding Sales Consulting). Ebenfalls kritisiert wird der Umstand, dass die Firmen via mehrere ihrer Kunden zwar Mitglieder im Visit USA Committee Schweiz sind, dort aber auf ihre Anliegen nicht eingegangen werde. Dies sei umso ärgerlicher, als dass das Visit USA Committee Schweiz ja aus dem Topf der Schirmorganisation Visit USA D/A/CH ebenfalls Gelder erhalte.

Konkret wünschen sich die erwähnten Firmen, welche Ziele wie etwa Seattle, Chicago, Tennessee, Fort Lauderdale, Philadelphia, Kentucky oder Hawaii vertreten, beispielsweise auch Auftritte im Rahmen einer Fespo in Zürich, doch dieser Vorschlag werde seit Jahren geblockt. In Deutschland gebe es an ähnlichen Konsumenten-Messen in Stuttgart, Hamburg und München durchaus USA-Pavillons. Darüber hinaus konnte das Visit USA Committee Deutschland anlässlich des traditionellen D/A/CH-Frühstücks im Vorfeld des IPW in Denver zahlreiche Aktivitäten und Erfolge auflisten, von Newslettern und Webinaren über Travel Guides und Messeauftritte hin zu Trade Events und Medienevents bis hin zu deutschlandweiten Marketingaktionen in Kinos. Hans Gesk (Air France/KLM), Präsident des Visit USA Committee Deutschland, erklärte ausserhalb des oben erwähnten Gesprächs, dass es wichtig sei, sich immer wieder neu zu erfinden, die Reisebüro-Agenten auf immer neue Arten abzuholen, sich an verändernde Strukturen und Trends im Reisemarkt anzupassen. Warum so etwas in der Schweiz nicht möglich sein sollte, wird offen hinterfragt.

VUSA-Macher: «Wir haben die Kritikpunkte bereits berücksichtigt»

Werner Wiedmer (Chairman) und Heinz Zimmermann (Vice-Chairman) vom Visit USA Committee Schweiz nehmen zu den genannten Vorbehalten sachlich Stellung, differenzieren jedoch klar zwischen dem in den Statuten verankerten Sinn und Zweck des Visit USA Komitees Schweiz und dem Visit USA Seminar als Aus- und Weiterbildungsplattform.

«Wir sind offen für Feedbacks und konstruktive Kritik, welche im Übrigen grösstenteils bereits im adaptierten VUSA-Seminarkonzept 2019 berücksichtigt und integriert sind», erklärt Zimmermann, «wir nehmen unsere Partner ernst und haben auf Grund diverser Anregungen den Ausbildungsteil für 2019 markant ausgebaut und die Workshops von 6 auf 12 erhöht.» Mit dem neu geschaffenen «Host Table» während der Mittagszeit werde man auch dem Wunsch der VUSA-Partner nach grösseren Zeitfenstern für individuelle Gespräche mit interessierten Besuchern gerecht. «Den öfters gehörten Vorwurf betreffend dem Mangel an Interesse seitens der Besucher können wir nicht bestätigen», führt Zimmermann weiter aus, «im Gegenteil: Wer eine oft 1,5- bis 2,5-stündige Anreise in Kauf nimmt, ist vermutlich sehr interessiert, auch einen Lerneffekt zu erzielen.»

Zimmermann hofft nun, dass all diese Modifikationen von den Partnern auch entsprechend estimiert werden. «Wir freuen uns über möglichst viele Partneranmeldungen für das  VUSA Seminar 2019. Das VUSA Seminar ist die offizielle Plattform für die Aus- und Weiterbildung des noch heutigen wichtigen Retailkanals im Schweizer Markt, welche jährlich von rund 400  Reiseberatern aus der ganzen Schweiz besucht wird. Unsere Kollegen und Kolleginnen im Reisebüro, welche teilweise lange Anreisezeiten auf sich nehmen, haben eine ausgewogene Präsenz aller touristisch relevanten US-Destinationen und Regionen verdient», bilanziert Zimmermann.

Die Roadshow differenziert sich übrigens klar vom Seminar: Fokus bei der Roadshow sei die hohe Qualität und die Möglichkeit, interaktive Gespräche in Kleingruppen mit den Partnern zu führen.  Das zum Seminar komplementäre Konzept habe sich sehr bewährt und sei sowohl bei Ausstellern wie auch Besuchern sehr geschätzt. «Konzept und Qualität sind die Erfolgsfaktoren für die Roadshow, da ist der Durchführungsort sekundär», so Zimmermann. 

Die Schweiz soll auf dem Radar der Amerikaner bleiben

Ein weiterer Kritikpunkt von Seiten der deutschen Repräsentanzbüros geht dahin, dass offenbar Staaten und Regionen direkt vom Visit USA Committee Schweiz für eine Teilnahme angegangen wurden, wodurch sich dann die Repräsentanzen zu erklären hatten. Dies sei ein No-go: Auch ein Visit USA Schweiz solle via die Repräsentanzen an US-Kunden herantreten. In Deutschland sei eine solche Umgehung «undenkbar», wird unisono erklärt.

Werner Wiedmer, seit Jahren an der Spitze des Visit USA Komitee in der Schweiz, ruft in diesem Zusammenhang nochmals Sinn und Zweck ebendieses Komitees in Erinnerung: «Das VUSA Committee wurde seinerzeit zusammen mit der US-Botschaft ins Leben gerufen mit dem Ziel, den Schweizern die USA als Tourismusdestination beliebt zu machen und den Amerikanern den schnell wachsenden und sehr lukrativen Quellmarkt Schweiz näher zu bringen.»  Diese Aufgabe werde bis heute so wahrgenommen, daher auch die enge Beziehung zur US-Botschaft respektive zu deren Botschafter.  «Durch die frühe, hohe Marktreife wurde 'Education' im VUSA Schweiz bereits Thema, als andernorts noch 'hard selling' betrieben wurde», führt Wiedmer weiter aus. 

Beim neuen Seminarkonzept 2019 sei viel Input seitens der Partner, also auch den Destinationsvertretungen, eingeflossen, bestätigt auch Wiedmer, «wobei wir natürlich 'Swiss market driven' bleiben.» Dass der mehrsprachige, multikulturelle Markt Schweiz anders tickt, sei bekannt. «Entsprechend glaubwürdig muss er in den USA vertreten werden», so Wiedmer, wobei der IPW dazu die geeignete Plattform sei: «Wir sehen es als 'education' in die andere Richtung, wovon gerade die Vertretungen profitieren. Dass gleichzeitig zu relevanten Veranstaltungen eingeladen wird, ergibt sich von selbst und ist seit Anfang der Fall. Ziel war dabei nie, eine Vertretung zu umgehen. Diesen wird, sollten sie bei den 'Vorarbeiten' nicht beteiligt sein, immer der Lead überlassen. Bei grösseren Projekten wie gerade jetzt wird eng im Team gearbeitet, wobei man sich die Aufgaben aufteilt. Mit unseren Marktkenntnissen können wir dabei wirkungsvolle Überzeugungsarbeit leisten: Der Schweizer Beitrag von zirka einem Viertel zum deutschen Markt verleiht uns zusammen einiges an mehr Gewicht im Kampf um Mittel gegenüber der Konkurrenz aus anderen Destination, Asien ganz besonders. Als Vertreter unseres Marktes werden wir weiterhin dafür sorgen, dass die Schweiz auf dem Radar der Amerikaner bleibt», schliesst Wiedmer.