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Bereisten zusammen den Kosovo, von links: Erona Aruçai (Air Prishtina), Simon Benz (PrimCom), Sarah Althaus (rapunzel-will-raus.ch), Tom Brühwiler (travelblogger.ch), Ellen Gromann-Goldberg (Patotra.com), Leyla Ibrahimi (CEO Air Prishtina), Sandra Tolj, Fabienne Riklin (SonntagsZeitung) und Besart Dreshaj (Air Prishtina). Bild: Christoph Liebentritt

Air Prishtina lanciert touristische Reisen in den Kosovo

Tom Brühwiler

Der Flugreiseveranstalter will den Kosovo auf die touristische Landkarte bringen – und hat gute Gründe dafür. Leyla Ibrahimi, Chefin von Air Pristhina, hat eine Reisegruppe durch das Land geführt.

Rund 500'000 Passagiere befördert der Flugreiseveranstalter Air Prishtina jährlich aus der Schweiz, Deutschland, Italien, Frankreich und Dänemark in den Kosovo und nach Mazedonien. Trotzdem: Auf der touristischen Landkarte taucht der Kosovo bisher nicht auf, denn die Flüge werden hauptsächlich von der albanisch-stämmigen Community in Westeuropa genutzt.

Dabei hat der junge Staat, der erst vor rund 10 Jahren seine Unabhängigkeit von Serbien erklärte, mehr zu bieten, als man auf den ersten Blick annehmen würde. Für Leyla Ibrahimi, Chefin von Air Prishtina, einer der Gründe dafür, weshalb das Unternehmen mit «Time to discover» ab Herbst ein Reiseprogramm auflegt. «Es ist uns ein Anliegen, dass die Schweizer uns auch von einer anderen Seite kennenlernen können. Nämlich so, wie wir Kosovaren auch im Heimatland unserer Eltern sind: Zuvorkommend und ausgesprochen gastfreundlich», sagt Leyla Ibrahimi im Interview mit travelnews.ch (weiter unten).

Geschichtliches und Moderne nebeneinander

Die von Leyla Ibrahimi geleitete Journalisten- und Blogger-Reise beginnt geschichtlich: der Besuch der fast 36 Hektar grossen Ausgrabungsstätte Ulpiana, nur wenige Kilometer ausserhalb der Hauptstadt Pristina gelegen, ist eindrücklich. Die gut erhaltenen Ausgrabungen der einstigen römischen Stadt lassen erahnen, wie gross die Siedlung damals gewesen ist.

Später, auf der Citytour durch Pristina, ist ein Spaziergang über den «Mutter Teresa-Boulevard», der der wohl berühmtesten Albanerin gewidmet ist, Pflicht. Und auch ein Stopp am «Newborn»-Denkmal, das am 17. Februar 2008 im Rahmen der Feierlichkeiten zur Unabhängigkeit des Kosovo enthüllt wurde, darf natürlich nicht fehlen.

Dass Moderne und Tradition auch im Kosovo ein friedliches Nebeneinander führen können, zeigt sich auch im Südwesten des Landes. Im idyllisch an einem Fluss und unterhalb einer mittelalterlichen Festungsanlage gelegenen Prizren laden Moscheen, orthodoxe und katholische Kirchen zum Besuch während gleich nebenan entlang des Flusses einladende Cafés und Restaurants zum Gaumenschmaus laden. Oder Gjakova mit seinen 33 Moscheen, darunter die Hadum-Moschee aus dem Jahre 1592, die mitten in der gut erhaltenen Altstadt, dem ehemaligen Basar liegt. Hier bieten Handwerker ihre Waren genau so feil, wie trendige Restaurants um die Gunst der Besucher werben.

Aber der Kosovo ist auch ein Naturparadies, wie die Reise zeigte. Im Westen des Landes, nahe der Grenze zu Montenegro, führt die Reise zum Fluss Drin, der in den Bergen bei Radavc entspringt. Wer sich auf den kurzen Spaziergang entlang des Flusses mit seinem kristallklaren Wasser einlässt, findet sich nach einigen Minuten beim Eingang zu einer gut begehbaren Tropfsteinhöhle wieder.

Kurzum: Wer ein Reiseziel sucht, das noch nicht auf der Bucketlist jedes Reisenden steht, findet mit dem Kosovo ein Land zwischen Geschichte und Moderne. Und all das friedlich nebeneinander.


«Als erstes lancieren wir jetzt Kulturreisen. Wir können uns gut vorstellen, das Angebot auszubauen, etwa mit Wanderreisen oder klassischen Citytrips»

Air-Pristhina-Chefin Leyla Ibrahimi erläutert im Interview mit travelnews.ch die touristischen Pläne. Bild: Christoph Liebentritt

Frau Ibrahimi, mit «Time to discover» bietet Air Prishtina ab Herbst auch Kulturreisen in den Kosovo und nach Mazedonien an. Wie kam es dazu?

Leyla Ibrahimi: Wir wollten neben dem reinen Fluggeschäft auch ein touristisches Angebot für unser Land anbieten. Die kosovarische Community in der Schweiz ist gross und es ist uns deshalb ein Anliegen, dass die Schweizer uns auch von einer anderen Seite kennenlernen können. Nämlich so, wie wir Kosovaren auch im Heimatland unserer Eltern sind: Zuvorkommend und ausgesprochen gastfreundlich.

Wie schwierig ist es, im Kosovo solche touristischen Angebote zu organisieren?

Es ist schon alles noch etwas schwierig. Die Herausforderung beginnt bereits damit, geeignete Guides zu finden, die möglichst auch Deutsch sprechen und das Land, seine Geschichte und die Sehenswürdigkeiten umfassend kennen. Wir haben uns am Ende dafür entschieden, unsere eigenen Guides, die wir aus dem Air Prishtina-Personal ausgewählt hatten, auszubilden. Auch bei der Wahl der Hotels waren wir eingeschränkt, es gibt nur sehr wenige Hotels mit gehobenem internationalen Standard. Und auch dort mussten wir erst einmal mit den Verantwortlichen das Gespräch suchen um alles so organisieren zu können, wie wir uns das vorstellen. Prishtina war bisher eher eine Stop-Over-Destination auf dem Weg nach Albanien oder Mazedonien und weniger Reiseziel an sich. Dabei gibt es in Pristina, ja überhaupt im Kosovo viele schone Dinge zu sehen.

Haben Sie Unterstützung vom Staat, zum Beispiel vom Tourismus-Ministerium erhalten?

Nein, wir organisieren die Reisen ganz aus eigener Initiative. Auf ein Ministerium hätte ich mich da nicht verlassen wollen, im Kosovo ist das alles noch etwas kompliziert.

Wer ist die Zielgruppe für die «Time to discover»-Angebote?

Einerseits sehe ich hier etwas ältere Gäste, die schon vieles gesehen haben und einmal etwas Neues sehen wollen, das auch nicht zu weit weg liegt. Aber auch das Nachtleben, zum Beispiel in Pristina, ist erwähnenswert, so dass auch junge Leute sehr gut in die Zielgruppe passen.

Planen Sie, das Angebot auszubauen?

Als erstes lancieren wir jetzt im Herbst unsere Kulturreisen. Wir können uns aber gut vorstellen, das Angebot später auszubauen, etwa mit Wanderreisen oder klassischen Citytrips. Selbst Skifahren wäre eine Möglichkeit, im Kosovo gibt es ein wunderbares Skigebiet. Aber das ist derzeit noch Zukunftsmusik.

Zurück zu Air Pristhina selbst: Wie läuft das Geschäft und wohin geht die Reise?

Wir bleiben sicher unserem Kerngeschäft treu, Flüge aus diversen Städten in Europa, hauptsächlich aus der Schweiz und Deutschland in den Kosovo, anzubieten. Letztes Jahr haben wir über 500'000 Passagiere auf den Strecken nach Pristina und Skopje transportiert. Wir denken deshalb auch über eine Erhöhung der Frequenzen und weitere Flüge nach.