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Brüssel: Rien ne vas plus
Kein Aufatmen für die 1,2 Millionen Einwohner in Brüssel: Am dritten Tag in Folge fahren keine U-Bahnen, die Schulen und Universitäten bleiben geschlossen und die Bürger werden dazu aufgerufen, Bahnhöfe, Konzerte und Einkaufszentren zu meiden. Die wenigen Bürger, die heute unterwegs sind, werden an mit Sturmgewehren bewaffneten Soldaten vorbeieilen und Polizisten begegnen, die angespannt Bahnhöfe und Museen bewachen.
Belgiens Premier Charles Michel befürchtet ähnliche Anschläge wie in Paris. Es würden vergleichsweise präzise Informationen zu geplanten Anschlägen vorliegen. Deshalb blieben am Wochenende auch die Synagogen der Stadt geschlossen — zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg. Auch das Atomium, eines der bekanntesten Wahrzeichen der Stadt blieb zu. Abgesagt wurde nebst verschiedenen anderen Konzerten das Musikfestival Sound/Check: Rund 130 Musiker hätten in einer Konzerthalle in der Innenstadt auftreten sollen.
In Brüssel sollen sich zwei Terrorverdächtige aufhalten — darunter der international zur Fahndung ausgeschriebene Salah Abdeslam. Der 26-Jährige soll an den Attentaten von Paris beteiligt sein. Mit seinen Brüdern wohnte er im Stadtteil Molenbeek, einer der Brüder hat sich in Paris in die Luft gesprengt. Salah Abdeslams Auto wurde während der Pariser-Terrornacht im 18. Arrondissement gesichtet. Die IS schrieb im Bekennerschreiben von Anschlägen in diesem Gebiet — passiert ist dort aber nichts. Abdeslam soll noch in der Nacht von Freitag auf Samstag nach Brüssel geflüchtet sein.
Die Staatsanwaltschaft teilte mit, dass die Polizei am Sonntag 19 Wohnungen in mehreren Gemeinden der Hauptstadt durchsucht hat. Drei Razzien fanden in der Industriestadt Charleroi statt. 16 Menschen wurden vorläufig festgenommen. Salah Abdeslam ist allerdings nicht darunter.
Die Warnstufe vier gilt bis heute Nachmittag, danach wird die Regierung die Lage neu beurteilen. Im restlichen Land gilt weiter die Stufe drei. Die Treffen der EU-Finanzminister und der EU-Bildungsminister werden am Montag wie geplant stattfinden. Auch die EU-Kommission will normal arbeiten.