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Die Umweltprobleme werden radikal angepackt: Boracay soll mit einer ungewöhnlichen Massnahme wieder auf Vordermann gebracht werden. Bild: MVI

Boracay: Die Schliessung ist definitiv

Der philippinische Präsident Rodrigo Duterte hat am Mittwoch die temporäre Schliessung angeordnet. Was jetzt passiert - und warum die Insel bei der Neueröffnung schöner sein wird.

Die philippinische Ferieninsel Boracay hält die Reisewelt schon länger auf Trab: Im Februar wurde erstmals bekannt, dass die Regierung mit den dortigen Verhältnissen in Bezug auf Umweltschutzregelungen gar nicht zufrieden ist und die Hotels zu Massnahmen verpflichtet, ansonsten eine Schliessung der Insel erwägt werde. Ende März dann wurde eine Schliessung der Insel durch verschiedene Ministerien empfohlen, was für ziemlichen Aufruhr und Mutmassungen sorgte. Noch hörte man, dass alles nur Säbelrasseln sei. Doch nun hat Präsident Rodrigo Duterte Nägel mit Köpfen gemacht: Am Mittwoch (4. April) hat er ein Präsidialdekret unterzeichnet, welches die faktische Schliessung der Insel ab dem 26. April für eine maximal sechsmonatige Dauer anordnet.

Zwar ist die Zeit zwischen April und Oktober nicht Hochsaison auf Boracay. Trotzdem befürchteten lokale Behörden schwere Folgen dieses aussergewöhnlichen Regierungsentscheids - es seien 36'000 Jobs betroffen und man rechne mit Mindereinnahmen von 56 Milliarden Pesos (umgerechnet rund 1 Milliarde Franken). Die philippinische National Economic and Development Authority stellt sich dagegen auf den Standpunkt, dass die Schliessung auf die Wirtschaft der Insel nur minimalen Einfluss habe.

Die Schweizer Spezialisten mit Angeboten auf Boracay haben sich bereits auf die Schliessung eingestellt. Was passiert aber konkret auf der Insel?

  • Der Zutritt auf die Insel wird für Auswärtige und Touristen ab 26. April 2018 verwehrt. Die Schliessung gilt für maximal sechs Monate; falls die Aufräumarbeiten aber schnell vorankommen, sei auch eine Wiedereröffnung nach 3-4 Monaten denkbar.
  • Über der Insel wird ein spezieller Katastrophenstatus verhängt. Das erlaubt rasche Anschaffung finanzieller Mittel. Diese werden einerseits für Räumungsarbeiten eingesetzt, andererseits aber auch für betroffene Personen (nicht Unternehmen), welche mit Einnahme-Einbussen rechnen müssen. In den ersten Monaten nach der Schliessung werden die Hotels geprüft - wer sich an die Umweltauflagen hält und Abwasser/Abfall fachgerecht entsorgt, kann mit Unterstützung zählen. Wer sich darum nicht gekümmert hat und/oder auf illegale Weise mit Abfall/Abwasser umgeht, muss mit Strafen bis hin zur Schliessung rechnen. Infrastrukturell werden vor allem die Abwasserleitungen und das Abfallsystem der Insel modernisiert.
  • Die Regierung hat angekündigt, dass 948 illegale Bauten im Landesinneren abgebrochen werden. Dazu gebe es über 100 Bauten, welche die 30-Meter-Abstandszone zum Meeresufer nicht einhalten - auch diese Bauten werden, ob freiwillig oder erzwungen, abgebrochen.

Der National Carrier Philippine Airline hat seine Flugoperationen nach Kalibo und Caticlan, den Gateways für Reisen nach Boracay, bereits angepasst. Für die Dauer der Schliessung Boracays werden die Verbindungen heruntergefahren, aber nicht eingestellt. Details gibt es unter diesem Link.

Man mag über die Methoden geteilter Meinung sein. Sicher ist wohl, dass Boracay bei der Neueröffnung moderner und sauberer als bisher sein wird - und damit das touristische Geschäft trotz der zwischenzeitlichen Schwächung nachhaltig gestärkt wird. Ob das Modell der politisch angeordneten Schliessung von Touristenorten zwecks Überholung, welche auch schon in Thailand umgesetzt wird, auch im von Overtourism geplagten Europa Schule machen kann, wird sich zeigen müssen.

(JCR)