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«Die Abgabe von kostenintensiven Broschüren auf Ferienmessen hat für uns im Zeitalter der Digitalisierung an Bedeutung verloren», sagt DZT-Schweiz-Chef Harald Henning. Bild: TN

Fespo 2019 ohne Deutsche Zentrale für Tourismus

Gregor Waser

Die Fespo verliert ihr Flaggschiff. Die Deutsche Zentrale für Tourismus (DZT) verzichtet auf eine Präsenz an der Zürcher Ferienmesse. DZT-Schweiz-Direktor Harald Henning sagt wieso.

Der Deutschland-Stand an der Fespo Zürich ist seit Jahren ein Flaggschiff. Die Deutsche Zentrale für Tourismus (DZT) gehört zusammen mit Partnerregionen zu den grössten Ausstellern an der jeweils im Januar stattfindenden Zürcher Ferienmesse, die sich ans Reisepublikum richtet.

Schon während der Fespo 2018 konnte man am DZT-Stand aber vernehmen, dass die Teilnahme ab dem kommenden Jahr ungewiss ist. Nun, nachdem im Rahmen der ITB Berlin die DZT um Vorstandsvorsitzende Petra Hedorfer über die Bücher ging, ist der Entscheid gefallen: die Fespo 2019 findet ohne die Deutsche Zentrale für Tourismus statt. Travelnews.ch hat bei Harald Henning, DZT-Schweiz-Direktor und Regionalmanager Südwesteuropa, nachgefragt.

Herr Henning, Sie verzichten auf eine Fespo-Teilnahme im nächsten Jahr. Was hat Sie zum Rückzug bewogen?

Harald Henning: Dafür waren mehrere Gründe ausschlaggebend. Die Teilnahme stand schon seit längerem in Frage. Die DZT war einzig noch in Österreich und in der Schweiz an Publikumsmessen präsent, in anderen Ländern schon seit drei Jahren nicht mehr. Nun ist unser Stand in die Jahre gekommen. Ein Neubau hätte sich nicht mehr gelohnt. Unser Fokus hat sich zudem in den letzten Jahren geändert. Seit zehn Jahren verfolgen wir eine Digitalstrategie. Nutzerverhalten, Marktveränderungen und der technologische Fortschritt implizieren die Notwendigkeit einer konstanten Marketinganpassung. Mit derzeit über 80% Onlinenutzung der Schweizer Reisenden bei der Reiseinspiration und Reisebuchung für das Reiseland Deutschland innerhalb der Customer Journey müssen wir unser Investment der grösstmöglichen Zielgruppenreichweite anpassen. Quantitativ und qualitativ.

Ihr Fespo-Stand in diesem Jahr war aber rege besucht.

Wir konnten uns über viele Kontakte freuen, Infos vermitteln, Freundschaften pflegen. Für den Erstkontakt sind Publikumsmessen für uns aber weniger zielführend geworden. Die Abgabe von kostenintensiven Broschüren, im Zeitalter der Digitalisierung, hat für uns auf Ferienmessen an Bedeutung verloren.

Was heisst das nun für ihre künftigen Marketinganstrengungen?

Im B2B-Bereich setzen wir weiterhin auf Themenevents. Im B2C-Bereich liegt unser Fokus künftig aber verstärkt auf Programmatic-Marketing.

Wie muss man sich das vorstellen?

Die heutigen technologischen Möglichkeiten erlauben etwa, wenn jemand bei Amazon Wanderschuhe kauft, die Person direkt anzusprechen – etwa mit Wandervorschlägen in unseren Regionen. In diesem Bereich werden wir künftig stärker aktiv sein.

Werden Ihre Partnerregionen, die Sie am DZT-Stand mit dabei hatten, ebenso auf eine Teilnahme an der Fespo 2019 verzichten?

Das ist noch offen, da haben wir unterschiedliche Antworten erhalten. Das wird sich in den nächsten Wochen zeigen.


Lesen Sie am Sonntag: Das sagt Fespo-Leiter Stephan Amstad zum DZT-Entscheid und zur künftigen Ausrichtung der Ferienmesse.