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Sonnenuntergang am Pier 60 von Clearwater, in Florida: Möglicherweise bald etwas später als bisher. Bild: Photomatt28

Ein bisschen länger Sonne für den «Sunshine State»

In Florida wird ernsthaft über die Abschaffung der Winterzeit nachgedacht. Das könnte für den Tourismus spannend sein.

Am vergangenen Sonntag wurde in Florida (und andernorts in den USA) bereits das gemacht, was uns in der Schweiz erst in zwei Wochen blüht: Es wurde auf Sommerzeit umgestellt. Die Uhren wurden also eine Stunde vorgestellt, womit es nun morgens etwas länger dunkel ist, abends dafür etwas länger hell.

Wenn es nach den Regierungsbehörden Floridas geht, sollen die Uhren im Herbst dann aber nicht zurückgestellt werden. Senat und «House» Floridas haben fast einstimmig einen Gesetzesentwurf verabschiedet, welcher die Abschaffung der so genannten «Daylight Saving Time» vorsieht. Falls Gouverneur Rick Scott den Gesetzesentwurf unterschreibt, muss dieser noch vor den US-Kongress. Das heisst, sollte das Ganze durchkommen, wird dies wohl frühestens 2019 der Fall sein. Floridas Bewohner und Touristen müssen im Herbst wohl nochmals die Uhren zurückstellen.

Kommt der so genannte «Sunshine Protection Act» aber durch, hätte dies weit reichende Implikationen. Zum einen wäre Florida der erste US-Staat, welcher für das ganze Jahr eine einheitliche Zeit schafft. Aus touristischer Sicht würde dies vor allem bedeuten, dass im Winter - wenn im warmen Florida Hochsaison herrscht - der Sonnenaufgang und der Sonnenuntergang später erfolgt. Aktuell sind die Abende in Florida von November bis März relativ kurz, wodurch sich auch das Aktivitätenprogramm der Touristen vor Ort etwas verkürzt. Aktuell geht die Sonne im Winter in Florida um rund 17.30 Uhr unter - ginge sie erst um 18.30 Uhr unter, könnten Touristen länger am Strand oder in Themenparks bleiben, und Einheimische hätten nach der Arbeit noch Zeit, Aktivitäten bei Tageslicht zu unternehmen.

Natürlich gibt es auch negative Auswirkungen. Zum einen müssten Schulkinder in Florida im Winter damit möglicherweise im Dunkeln zur Schule gehen müssen, weil dann Sonnenaufgang erst zwischen 8 und 8.30 Uhr wäre. Darüber hinaus wäre Florida zeitlich den anderen Ostküstenstaaten immer voraus, was für Verwirrung sorgen könnte. 

Warum wird die Uhr überhaupt umgestellt?

Eine staatlich verordnete Sommerzeit ist ein Ding der Moderne und wurde erstmals vor rund 100 Jahren lanciert. Oftmals hatte dies mit Energiesparmassnahmen zu tun - also um Lichtenergie zu sparen - sowie mit weiteren, nicht selten militärischen Faktoren. In der Schweiz galt die Sommerzeit nur 1941 und 1942, danach erst ab 1981 wieder. In den USA machte seit dem Zweiten Weltkrieg lange Zeit jeder Staat was er wollte, bis 1966 mit dem «Uniform Time Act» Einheit geschaffen wurde (nur Arizona und Hawaii verzichten bis heute auf Sommer-/Winterzeit). Heute hat man sich in den Ländern, wo die Zeit umgestellt wird, grösstenteils daran gewöhnt - die meisten sind aber dennoch keine Fans der Zeitumstellung und oftmals verwirrt, ob die Uhr nun vor- oder nachgestellt werden soll.

Florida steht mit seinen Bemühungen zur Abschaffung übrigens nicht allein da. Auch in Neuengland oder Texas gab es schon Bemühungen, die Zeitumstellung abzuschaffen, was aber bislang an praktischen Problemen scheiterte (etwa daran, dass Boston und New York unterschiedliche Zeiten gehabt hätten, was die Finanzmärkte hätte durcheinander bringen können). Mal schauen, ob Florida sich zeitlich vom Rest der USA absetzen wird. Der etwa spätere Sonnenuntergang würde jedenfalls sicherlich vielerorts und gerade von Touristen geschätzt.

(JCR)