Destinationen

Präsentierten die aktuelle Tourismusentwicklung der Region Zürich: Martin von Moos (Präsident der Zürcher Hoteliers, vorne links), Guglielmo Brentel (Präsident Zürich Tourismus, vorne rechts) und Martin Sturzenegger (Direktor Zürich Tourismus, hinten). Bild: TN

Es war einmal eine Business-Destination

2017 nahm die Zahl der Übernachtungen in der Tourismusregion Zürich um 6 Prozent, in der Stadt Zürich um 8 Prozent zu. Immer mehr Freizeit-Touristen strömen an die Limmat.

Der Wandel zur Leisure-Destination Zürich veranschaulicht am besten das Hotel Storchen. Im Viersternehaus direkt an der Limmat und unweit vom Paradeplatz waren vor zehn Jahren sieben von zehn Gästen Geschäftsreisende. Bis 2017 hat sich das Verhältnis deutlich geändert: die Mehrheit der Storchen-Gäste, 55 Prozent, sind mittlerweile Freizeit-Touristen – viele davon aus Asien und den USA, wie die aktuelle Übernachtungsstatistik zeigt.

Die Zahl der Übernachtungen nahm um rund 340'000 (6%) auf knapp 6 Millionen zu.  Die asiatischen Märkte haben sich besonders stark entwickelt. So stieg die Anzahl Übernachtungen von Gästen aus China um 16,5% auf rund 210'000, jene aus Indien um 30,8% auf knapp 212'000 und jene aus den südostasiatischen Staaten um 13,3% auf rund 202'000.

Nicht nur die Tourismusregion Zürich, die sich von Baden und Winterthur über die Stadt Zürich und die Flughafenregion bis nach Rapperswil und den Kanton Zug erstreckt, konnte zulegen, sondern auch die Stadt Zürich selber (+8%). Zürich ist mit weit über 3 Millionen Übernachtungen schweizweit die Stadt mit den meisten Gästen aus dem In- und Ausland.

Grösste Gästegruppe bilden die Binnenlandreisenden aus der Schweiz mit weit über einer Million Hotelübernachtungen (+6,8%). Nordamerika löst mit knapp 570'000 Besuchern zum ersten Mal Deutschland mit rund 503'000 Besuchern als grösster ausländischer Markt ab.

Die Zimmerraten halten sich noch

Der Direktor von Zürich Tourismus, Martin Sturzenegger, sagt, dass sich Zürich angesichts des boomenden Freizeit-Tourismus wappnen müsse: «Die Besucher von Zürich benötigen bessere Shopping-Möglichkeiten auch an Sonntagen und einen Flughafen, der genügend Spielraum für Wachstum erhält.»

Offensichtlich spielt Zürich Tourismus mittlerweile auf der richtigen Marketing-Klaviatur. Zürich Tourismus ist weggekommen von einer Hauptkampagne und setzt heute auf Content-Marketing. In den Social-Media-Kanälen konnte im letzten Jahr deutlich gepunktet werden. Facebook-Zugriffe sind um 16 Prozent angestiegen, die Zahl der Instagram-Besucher um 62 Prozent und die Zahl der Newsletter ist auf 70'000 angestiegen, bei einer Öffnungsrate von guten 14 Prozent.

Doch was kommt auf Zürich zu? Viele, viele neue Hotelzimmer! Klar boomt Zürich derzeit. Doch können die bis 2021 total 3000 neuen Zimmer auch gefüllt werden, muss man sich fragen. Denn die neuen Hotels entstehen nicht zuletzt aus der Tiefzins-Situtation heraus und nicht primär wegen dem jüngsten Boom der Städtereisenden.

Noch konnte Zürich die durchschnittliche Zimmerrate nahezu halten. Von 230 fiel sie im letzten Jahr auf 226 Franken – bei einer anhaltenden Zimmerbelegung von 72 Prozent. Doch ob die 226 Franken auch in in den nächsten Jahren noch dem durchschnittlichen Zimmerpreis entsprechen, darf bezweifelt werden. Die Beispiele Berlin und Wien haben gezeigt, was passiert, wenn zuviele Zimmer auf einem Markt verfügbar sind. Vorerst kann sich Zürich aber über den anhaltenden und zahlungskräftigen Besuch aus dem Ausland freuen.

(GWA)