Destinationen

Die Traumlandschaften Kanadas ziehen immer noch viele Schweizer an, doch die Nachfrage hat sich zuletzt abgekühlt. Bild: VH

Reisenachfrage für Nordamerika: USA runter, Kanada rauf?

Nicht ganz: Zwar hat Kanada soeben ein touristisches Rekordjahr hinter sich gebracht. Die Zahlen aus der Schweiz sind allerdings rückläufig.

Über die Rückgänge der Besucherzahlen in die USA – nicht nur aus der Schweiz, sondern von vielen anderen wichtigen Quellmärkten – haben wir schon zur Genüge berichtet. Bislang ging man in der Branche davon aus, dass der nördliche USA-Nachbar Kanada zumindest teilweise die USA-Rückgänge absorbierte – und von diversen Veranstaltern war 2017 zu hören, dass Kanada im Trend sei.

Diese  Aussagen sind gewiss nicht falsch. Allerdings liegen inzwischen die Zahlen von Destination Canada für 2017 vor. Daraus geht hervor, dass die Zahlen aus der Schweiz im vergangenen Jahr um 2,2 Prozent zurückgingen, auf noch 127‘138 Einreisen. Wobei hingewiesen wird, dass dies vorläufige Zahlen seien. Bei Statistics Canada liegen die definitiven Zahlen vor – dort kommt man auf 128‘563 Einreisen aus der Schweiz. Das wäre dann nur noch ein Rückgang um 0,9 Prozent.

So oder so sind beides immer noch stattliche Zahlen. So oder so ist aber auch besorgniserregend, dass in Europa nur die Schweiz und Grossbritannien rückläufige Zahlen hatten, die anderen Märkte hingegen deutlich zulegten.

Rekordergebnis - vor allem dank Asien

Insgesamt konnte Kanada im letzten Jahr 20,85 internationale Besucher empfangen, was 4,4 Prozent mehr als 2016 sind und einen Allzeitrekord darstellt. Der bisherige Rekord stammte aus dem Jahr 2002, als man 20,06 Millionen Besucher empfing. Den Löwenanteil machten Besucher aus den USA (14,33 Mio., +3,1%), gefolgt von Besucher aus dem Raum Asien/Pazifik (1,9 Mio., +11,4%) und Europa (1,76 Mio., +0,7%). Interessant an diesen Zahlen ist, dass im ex-Rekordjahr 2002 lediglich 19,4% der Besucher aus Übersee kamen; 2017 sind es bereits 31,3%. Einen Grund dafür sieht Destination Canada in der besseren Fluganbindung des Landes, sprich es gibt heute deutlich mehr Nonstopflüge aus Übersee nach Kanada als noch vor 16 Jahren.

Auch die Schweiz ist gut an Kanada angebunden, nonstop mit Air Canada und Edelweiss Air und (saisonal) Air Transat, und natürlich mit zahlreichen Umsteigeverbindungen. Und Kanada liegt gewiss weiterhin hoch in der Gunst der Schweizer. Wieso also die Rückgänge? Denkbar sind Währungseffekte, wobei der Canada-Dollar im Juni 2017 extrem schwach war, anschliessend aber deutlich zulegte. Für das Jahr 2017 müsste man aber weiter zurück – da fällt höchstens auf, dass der CAD zwischen November und Dezember 2016 deutlich zulegte, also just zu Beginn der Buchungszeit. Vielleicht liegt es auch daran, dass die globale Konkurrenz einfach immer stärker wird, sprich, dass heutige Kunden aus immer mehr Zielen auswählen können. Überinterpretieren muss man dies ja nicht, ein kleiner Rückgang ist kein Beinbruch und die Kanada-Nachfrage aus der Schweiz ist gut. Besonders angesichts der Tatsache, dass doch vergleichsweise wenig Marketing gemacht wird und wenn, dass immer unter dem Lead eines Reiseveranstalters – was wiederum zeigen könnte, weshalb die Veranstalter von steigenden Kanada-Zahlen sprechen, der Gesamtmarkt (inklusive Direktbuchern) aber rückgängig ist.

(JCR)