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Traumstrände und klares Wasser - oder doch nicht? Boracay muss sein Abwasserproblem in den Griff kriegen. Bild: VH

Hotels auf Boracay erhalten ein Ultimatum

Die beliebte philippinische Ferieninsel schneidet in Umweltfragen schlecht ab. Landespräsident Rodrigo Duterte mischt sich nun ein - auf die für ihn übliche Art und Weise.

Die kleine Insel Boracay ist bei internationalen Touristen seit Jahren sehr beliebt - dank weissen Sandstränden und gut etablierter Hotelinfrastruktur. Dass die Insel an Kapazitätsgrenzen stösst, war bisher kaum ein Problem; gerade vor zwei Wochen erhielt die Double Dragon Properties Corporation grünes Licht für den Bau des grössten philippinischen Resorts auf Boracay: Das Hotel 101 Resort Boracay wird 1001 Zimmer haben und eine Fläche von zwei Hektar einnehmen (die gesamte Insel ist gerade mal 1000 Hektar gross). Immerhin wolle man dabei auf Umweltverträglichkeit achten.

Dass es andere Hotels auf Boracay mit Letzterem nicht so ernst nehmen, zeigte eine jüngst von der Regierung durchgeführte Untersuchung. Diese führte zu Tage, dass von 150 untersuchten Unternehmen, darunter mehrere Hotels, gerade mal 25 an das Kanalisationssystem angeschlossen waren. Bei den anderen wurde das Abwasser ins Meer geleitet. Das Problem ist nicht neu: Schon 2015 hatte man den Hoteliers und anderen Unternehmern auf Boracay gedroht; passiert ist nichts. Aber inzwischen regiert Rodrigo Duterte das Land. Der aufgrund seiner Methoden umstrittene Präsident ist ein Mann deutlicher Worte, und er hat sich nun mit harschen Worten eingemischt. Ihm zufolge ist Boracay eine «Kloake», das Meerwasser stinke nach «Scheisse» und er gab Umweltminister Roy Cimatu den Auftrag, die Situation innert sechs Monaten zu verbessern, ansonsten werde er Boracay schliessen lassen.

Auch wenn seine Worte wohl etwas übertrieben sind, so trifft Duterte doch einen Nerv. Auch Tourismusministerin Wanda Tao erklärte, dass das mehrfach prämierte Naturparadies Boracay bald verloren sein könnte, wenn die ansässigen Unternehmen nicht endlich Umweltanliegen beherzigen. Duterte warnte sogar vor einem «ökologischen Desaster», welches dem gesamten Tourismus auf den Philippinen schaden könnte. Auch hier, es mag übertrieben klingen, aber gefruchtet haben Dutertes Drohungen schon jetzt: Umweltminister Roy Cimatu hat 51 Unternehmen angeordnet, bis Ende nächster Woche ihre Umwelt-Compliance-Papiere vorzulegen. Wessen Abwasser- und Abfallklärung nicht mit der örtlichen Umweltgesetzgebung in Einklang sei, dem drohen saftige Bussen bis hin zur Schliessung. Man werde die Administration von Boracay nicht mehr länger in den Händen korrupter Lokalbehörden lassen, hiess es aus Manila.

Wenn mit drastischen Massnahmen das Inselparadies Boracay und generell das Inselparadies der Philippinen besser geschützt werden kann - dann ist es wohl die harschen Worte des Präsidenten wert. Zur Erinnerung: Boracay zog allein von Januar bis Oktober 2017 rund 1,67 Millionen Touristen an - 14 Prozent mehr als noch im Vorjahr. Jährlich generiert das Eiland rund 56 Milliarden Pesos (rund eine Milliarde Franken) an touristischen Einnahmen. Wenn Duterte donnert «Clean the goddamn thing», dann ist das nicht nur ökologischen Aspekten geschuldet, sondern auch wirtschaftlichem Denken.

(JCR)