Destinationen

Schafft Ägypten (im Bild: Marsa Alam) 2018 das Comeback? Einige Veranstalter gehen davon aus. Bild: HO

Diese Buchungen sind im Kasten

TO-Umfrage 2/2: Die Schweizer Reiseveranstalter haben klare Vorstellungen dazu, was im kommenden Jahr laufen wird.

Glaubt man den Trendprognosen der wichtigsten Schweizer Reiseveranstalter, sieht es 2018 nach einem exzellenten Jahr für das östliche Mittelmeer aus. Griechenland und Zypern werden oft erwähnt, aber auch ein Comeback von Ägypten und teilweise auch der Türkei. Diese Destinationen erleben überdurchschnittliches Wachstum. Fast schon selbstverständlich ist derweil die hohe Nachfrage für Spanien und Portugal, auch Malta erfreut sich wachsender Beliebtheit. 

Auf der Langstrecke wird auffällig oft Costa Rica erwähnt, im Trend sind offenbar aber auch asiatische Ziele, die Emirate oder das Südliche Afrika. Auch Nordamerika bleibt stark nachgefragt, wobei Kanada öfter erwähnt wird als die USA, deren aktueller politischer «Zirkus» den Tourismus zwar nicht wirklich behindert, aber auch nicht fördert.

Das sagen die Grossveranstalter

Bei Kuoni und Helvetic Tours vermeldet CEO Dieter Zümpel, basierend auf den bereits eingegangenen Buchungen für 2018, eine «überdurchschnittliche Buchungsnachfrage» für Ägypten, die Türkei und Malta auf der Kurzstrecke und für Mauritius, Thailand, Sri Lanka und Costa Rica auf der Langstrecke. Bei den Premium Specialists wird jeweils eine Trenddestination hervorgehoben: Bei Asia365 ist dies Indonesien, bei Manta sind es die Seychellen sowie ebenfalls Indonesien, bei Private Safaris Namibia, bei Dorado Latin Tours ist es Kolumbien, bei Kontiki die Finnische Seenplatte und bei Railtour die dänische Hauptstadt Kopenhagen.

Bei Hotelplan sind die Trenddestinationen, ebenfalls basierend auf Buchungsständen im Vergleich zu Vorjahr, laut CEO Kurt Eberhard aktuell Griechenland, Zypern, Ägypten und Skandinavien auf der Kurzstrecke; auf der Langstrecke sind dies Costa Rica, die Emirate und das Südliche Afrika.

Für TUI Suisse vermeldet CEO Martin Wittwer ebenfalls vor allem Trends im östlichen Mittelmeer: Auf der Kurzstrecke seien aktuell vor allem Kroatien, Bulgarien oder auch Serbien und Montenegro überdurchschnittlich am zulegen. Auf der Fernstrecke seien es «All-Time-Favourites» wie Kanada, aber auch Indonesien, Japan oder Australien.

Bei Knecht Reisen sind, auf Retailer-Seite, laut CEO Marcel Gehring vor allem Griechenland und Spanien gefragt; eine wieder erhöhte Nachfrage verzeichne man insbesondere für die Türkei. Im Touroperating, bei den Langstreckenzielen, seien vor allem Costa Rica, Kanada und das Südliche Afrika gut nachgefragt. Gehring bemerkt darüber hinaus, dass grundsätzliches alle Ziele gut nachgefragt seien, welche komfortable erreicht werden können und als «sicher» gelten.

Florian Tomasi,  Direktor FTI Touristik AG, bemerkt in der Schweiz für Kurzstreckenziele vor allem Nachfrage für Griechenland, Spanien, Portugal, Ägypten und die Türkei, dort vor allem für Bodrum. Auf der Langstrecke erwartet er gute Nachfrage für Thailand, Bali, Sri Lanka, die USA und den Indischen Ozean. Diese Ziele werden ihm zufolge die Wettbewerbs-Herausforderungen mit einem Preis-/Leistungsverhältnis meistern.

 

Das sagen die Sparten-Spezialisten

Bentour freut sich trotz der erfolgreichen Diversifizierung des eigenen Angebots natürlich über das «Wiedererwachen» der Familiendestination Türkei, dem ursprünglichen Kerngeschäft, sieht aber auch weiter erhöhte Nachfrage für die Griechischen Inseln. «Sowohl Edelweiss als auch Sunexpress bauen 2018 ihre Kapazitäten ab Zürich zu den Griechischen Inseln sowie auch in die Türkei weiter aus», freut sich CEO Deniz Ugur in diesem Zusammenhang.

Romy Obrist, Inhaberin von Bischofberger Reisen, sagt: «Familien werden auch 2018 nach Spanien und Griechenland reisen. Ägypten kommt langsam zurück, doch vor allem für Badeferien und weniger für kulturelle Reisen. Der Norden von Europa ist nach wie vor sehr gefragt. Auch Schiffsreisen verzeichnen immer noch einen Boom. Im Langstreckenbereich wird sicher Asien, aber auch der Mittlere Osten gut nachgefragt werden. Die Expo in Dubai rückt langsam näher daher wird das in nächster Zeit in den Medien auch stärker ein Thema sein. Auch bei Jordanien spüren wir ein zaghaftes Comeback. Oman boomt seit einem Jahr und hier werden im 2018 die Hotels knapp, vor allem weil das Al Bustan Palace noch bis September 2018 geschlossen ist.»

Bei Asien-Spezialist Tourasia ortet CEO Stephan Roemer «einen grossen Trend Richtung Ostasien», also nach Japan, China, Korea und Taiwan. «Diese Länder legen überproportionell zu», so Roemer. Während der Sommersaison zeigen sich Indonesien und Thailand, aber auch die fast unberührte Ostküste Sri Lankas als Renner. Dies hat laut Roemer mit dem ausgesprochen guten Preis-/Leistungsverhältnis zu tun: «Sommerferien in Asien sind oftmals preisgünstiger als in Europa.»

Mallorca-Spezialist Universal Reisen macht sich derweil keine Sorgen um ein Abschwächen der Nachfrage: «Mallorca ist und bleibt im Trend», erklärt Geschäftsführerin Silvia Schembri, «ein Wachstum ist in der Vor- und Nachsaison definitiv möglich, besonders mit unserer breiten Palette von Aktiv- und Erlebnisferien:  Zumba-, Line-Dance-, Yogagruppen, Musik-Jass-, Wander-, Radsport oder Golfferien. Mallorca und unsere Hotels bieten dafür die idealen Voraussetzungen in der Vor-/Nachsaison. Unsere Gruppenabteilung organisiert seit Jahren erfolgreich rund 150 jährliche Gruppenreisen. In diesem Segment können und möchten wir weiter wachsen.»

André Wildberger, Geschäftsleiter von Twerenbold Reisen, sieht ebenfalls Grund für Optimismus: «Als Bus-Reiseveranstalter ist unser Fokus klar auf Europa gerichtet. Die Trendziele liegen in unserem geographischen Reichweitebereich.»

Und auch so kann man es sehen

Pascal Wieser, Geschäftsführer von Vögele Reisen, hält selber wenig von «stereotypen Ranglisten vieler Online-Portale» oder von den «meist angebotsgetriebenen Aussagen» zu Top-Trendzielen - das sei jeweils zu 95 Prozent PR. «Wer unsere Kataloge studiert, wird diverse neue Trendziele wie auch trendige Evergreens finden», so Wieser, «und wie immer bei Innovationen wird es neben Tops auch den einen oder anderen Flop geben. Ganz nach dem Motto: Den Mutigen gehört die Welt!»

André Lüthi, CEO der Globetrotter Group, will sich ebenfalls nicht auf ein oder mehrere Ziele festlegen, dafür vielmehr auf Reisearten: «Die Nachfrage nach Baukastenreisen – respektive für jeden Kunden individuell komponierte Reisen – wird noch zunehmen. Dazu kommt der vermehrte Wunsch, beim Reisen zu lernen. Die klassischen Pauschalbadeferien werden meiner Ansicht nach kaum mehr wachsen. Dies Aufgrund des sich veränderten Kundenverhaltens in den letzten Jahren. Es wird immer einfacher, die Welt zu entdecken. Dazu kommt hoffentlich der sich sehr langsam abzeichnende Trend, dass es  wieder zu längeren Reisen und weniger Kurztrips kommt.»

(JCR)