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Für die einen ein Schauspiel, für die anderen Reise-abschreckend: Der Vulkan Agung, hier am Asche speien Ende November 2017. Bild: FB

Bali leidet weiterhin unter dem Vulkan

Der Vulkan Agung hat sich etwas beruhigt. Doch die Hotelauslastung soll weniger als die Hälfte des Vorjahreswerts betragen.

In den letzten Wochen ist es in der öffentlichen Wahrnehmung ruhig geworden um den Mount Agung, also um den Vulkan, welcher Ende November für Chaos auf der indonesischen Ferieninsel Bali sorgte. Die Flughäfen in Denpasar und auf Lombok sind geöffnet, der Flugverkehr stabil, fast alle touristischen Einrichtungen geöffnet. Doch der Agung, obwohl etwas ruhiger, ist immer noch aktiv und das Risiko einer grossen Eruption ist weiterhin vorhanden, weshalb die Warnstufe weiterhin auf dem höchsten Level 4 ist.

Das bleibt für den Tourismus nicht ohne Folgen. Laut «TTG Asia», welche kürzlich mit Haryadi Sukamdani (Chairman, Indonesia Hotel & Restaurant Association IHRA) sprechen konnte, liege die aktuelle Auslastung bei den IHRA-Mitgliedern zwischen 15 und 25 Prozent. Letztes Jahr lag sie um diese Zeit bei rund 80 Prozent. Infolge der anhaltenden höchsten Vulkan-Warnstufe habe auch der Flugverkehr um 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr abgenommen. Insgesamt soll Bali aufgrund der Probleme mit dem Agung rund eine Million Touristen verloren haben. Grosse Inbound-Agentur bestätigen zwar deutliche Rückgänge, sprechen aber von «milden Verlusten», weil die vulkanische Aktivität in der Nebensaison erfolgte. Befürchtet wird lediglich, dass es zu einem grossen Ausbruch während der Hauptreisezeit von April bis Oktober kommt.

Auf Bali sind allerdings viele Touristiker infolge der Untätigkeit der Behörden sauer. Nach dem Bombenanschlag auf ein Café in Denpasar 2002 hatte die Regierung in Jakarta umgehend rund 750 Milliarden Rupiah (rund 54 Millionen Franken) für touristische Promotion freigegeben, damit möglichst schnell wieder Touristen ins Land kommen. Im Nachgang zu den Vulkan-Problemen sei nun aber kein Geld gesprochen worden. Nebst den fehlenden Einnahmen gibt es nämlich noch andere Probleme: Viele Einheimische unter den rund 140‘000 evakuierten Personen weigern sich bislang, ins Gebiet nahe dem Vulkan zurück zu kehren, oder aber sie dürfen nicht, weil immer noch eine Sperrzone von zehn Kilometern rund um den Agung in Kraft ist. Touristen sollen auf der Webseite von Wonderful Indonesia Informationen einholen. Dort gibt es auch ein spezielles Vulkan-Warnungs-Popup, in welchem allerdings jüngst nicht mehr viel berichtet wurde. Ein am letzten Freitag, 15. Dezember veröffentlichter Bericht auf dem indonesischen Portal «Viva» besagt aber, dass der Kraterboden mit Lava gefüllt ist. Die Gefahr eines grossen Ausbruchs bestehe demnach immer noch.

Die PR-Maschinerie ist in Gang

Balis Tourismus wird die Vulkanwirren mittelfristig sicher wegstecken. Eigentlich ist nur die latente Gefahr eines Ausbruchs das Problem; nachhaltige Einbrüche, wie dies bei Terror-geplagten Zielen der Fall ist, sind kaum zu befürchten. Und nach der eher abschreckenden medialen Berichterstattung rund um die Vulkanaktivität ist nun eine PR-Maschinerie angelaufen, welche wieder für Bali wirbt. Berichte über die Schönheit Balis sind wieder breiter gestreut als die Agung-Geschichte. Und jüngst wurde Ubud vom Magazin «Travel & Leisure» zur neuntbesten Stadt der Welt für Touristen gewählt, noch vor Rom oder Barcelona.

Doch es gibt auch Desinformation: So behauptet etwa «Viva» weiter, Bali seit laut Google im Jahr 2017 auf Platz 8 der 10 gefragtesten Reiseziele der Welt. Laut dem jüngst erschienenen «Google Year in Search 2017» Report liegt Indonesien allerdings auf Rang 18 der meistgesuchten Länder. Ebenfalls in «Viva» wird Haryadi Sukamdani dahingehend zitiert, dass trotz dem Vulkan im Jahr 2017 eine Million Touristen mehr als im Vorjahr nach Bali kamen – in direktem Widerspruch zu den Aussagen des Tourismusministers in «TTG Asia». Wird da etwa Informations-Schindluder betrieben, um die Touristen zurück zu gewinnen?

Sicher ist nur: Bali bleibt natürlich eine wunderbare Reisedestination und es gibt aktuell keinen Grund, nicht hinzugehen. Bali ist mit Ausnahme der Sperrzone rund um den Vulkan sicher. Und sollte der Vulkan doch noch «gross» ausbrechen, während man auf der Insel Ferien macht… ja dann gibt es eben zusätzliche Ferientage mit einer super Entschuldigung.

(JCR)