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Dichter Rauch steigt über dem Vulkan Mount Agung auf Bali auf. Bild: Youtube.

Hat Bali einen Notfallplan?

Tausende Touristen sind auf der Ferieninsel gestrandet. Bis zu 4 Kilometer hoch ist die Aschewolke über dem Mount Agung. Wie geht es für betroffene Reisende jetzt weiter?

Der Mount Agung hält Bali in Atem. Die Warnstufe eines drohenden Vulkanausbruchs wurde wieder auf die höchste Gefahrenstufe vier angehoben. Der Vulkan spuckt Asche und vereinzelt auch Lava. Die Rauchsäule über dem Mount Agung ist bis zu vier Kilometer hoch und beeinträchtigt den Flugverkehr.

Die Folge: Der Flughafen Denpasar ist geschlossen. Bis und mit Dienstag, 28. November dürfte flugtechnisch nichts mehr gehen. 196 internationale Flüge und 249 lokale Flüge wurden bislang gestrichen. 59‘000 Touristen sitzen am Flughafen Denpasar fest. Die Behörden beurteilen die Lage alle sechs Stunden neu.

100‘000 Menschen wurden in Sicherheit gebracht, die Sperrzone rund um den Krater wurde auf 10 Kilometer erweitert. Die Aschewolke sorgt teilweise auch auf der östlich von Bali gelegenen Insel Lombok für Flugstreichungen.

Balis Notfallplan

Touristen vor Ort fragen sich nun: Wie weiter? Balis Behörden haben bereits bei den ersten Anzeichen eines drohenden Ausbruchs des Mount Agung von einem Notfallplan gesprochen.

Dieser sieht rund 100 Busse vor, die Touristen vom Flughafen Denpasar zu den Anlegestellen der Fähren transportieren sollen. Denn dies ist die einzige Möglichkeit, wie Touristen Bali ohne Flugzeug verlassen können. Gestrandete Touristen sollen mit den Fähren nach Java gebracht werden und von dort auf dem Landweg zu den nächstgelegenen Flughäfen reisen.

So agieren die Schweizer Veranstalter

Wer bei einem Veranstalter gebucht hat, soll sich mit diesem in Verbindung setzen.

Prisca Huguenin-dit-Lenoir, Pressesprecherin von Hotelplan Suisse, sagt: «Wir haben aktuell 9 Kunden auf Bali, wobei sie sich entweder im Süden oder ganz im Norden der Insel aufhalten und sich nicht in der Region rund um den Vulkan befinden. Heute haben wir keine gebuchten Ankünfte bzw. Abreisen. Am Dienstag werden zwei Kunden wieder in die Schweiz fliegen. Wir stehen in engem Kontakt mit unseren Agenten und lokalen Reiseleitern vor Ort. Kunden vor Ort können sich jederzeit an unsere lokalen Reiseleiter bzw. Agenten wenden. Falls der Flughafen auch morgen noch geschlossen bleiben sollte, werden wir via unsere Agenten den Kunden eine zusätzliche Übernachtung organisieren. Primär werden die Kosten für Zusatznächte von der jeweiligen Fluggesellschaft übernommen, ansonsten werden wir selbstverständlich individuell mit den Kunden eine Lösung finden bzw. allfällige Mehrkosten übernehmen. Falls weitere Massnahmen notwendig sind, werden wir entsprechend informieren.»

Markus Flick, Mediensprecher DER Touristik Suisse, erklärt: «Wir haben derzeit knapp 100 Gäste vor Ort (Kuoni, Asia365, Helvetic Tours und Manta Reisen). Für heute und morgen geplante Abreisen ab der Schweiz nach Bali oder Lombok gewähren wir eine kostenlose Umbuchung oder Annullation. Für Passagiere, die am derzeit geschlossenen Flughafen Denpasar gestrandet sind, haben wir Buchungen in Flughafen-nahen Hotels vorgenommen. Wir unterstützen die Gäste bei der Suche nach Flugalternativen. Für unsere Pauschalgäste werden die Mehrkosten für Zwangsverlängerungen übernommen. Über weitergehende Massnahmen wird in den kommenden Stunden und Tagen entschieden.»

TUI Suisse hat knapp 20 Kunden vor Ort. «Diese wurden von unseren Partnern vor Ort informiert und können ihre Ferien bislang wie gewohnt weiterführen, da sie sich nicht in der offiziellen Gefahrenzone befinden. 13 Kunden planen heute und im Verlauf der Woche ihre Anreise nach Bali. TUI bietet allen Kunden, die eine Anreise bis und mit 4. Dezember geplant haben eine kostenlose Umbuchung an», sagt Bianca Schmidt, Mediensprecherin TUI Suisse.

Das können Individual-Touristen tun

Derweil wird der Flughafen Denpasar möglichst komfortabel für die gestrandeten Passagiere hergerichtet. Individual-Touristen müssen für ihre Hotelunterkunft oder sonstige Mehrkosten erst einmal selber aufkommen.

Rechtlich sieht es so aus, dass ein Vulkanausbruch als Naturkatastrophe bzw. höhere Gewalt eingestuft wird. Wird ein Flughafen oder gar der gesamte Luftraum geschlossen, sind Airlines von ihrer Schadenersatzpflicht entlastet. Sie müssen aber natürlich dafür sorgen, dass Passagiere zum nächstmöglichen Zeitpunkt transportiert werden bzw. bieten die Airlines in diesem Fall in der Regel kostenlose Umbuchungen/Stornierungen oder auch den Bus- oder Fähr-Transport zu einem alternativen Flughafen an. Für Schweizer- oder EU-Fluggesellschaften gilt die EU-Fluggastrechtverordnung. Aber auch hier können in diesem Fall keine Schadensersatzansprüche seitens der Passagiere geltend gemacht werden. Für alle anderen Airlines gelten die jeweils bei der Buchung bestätigten Vertragsbedingungen.

Wer eine Reiseversicherung abgeschlossen hat und auf Bali gestrandet ist, sollte sich umgehend mit dieser in Verbindung setzen. Es gilt abzuklären, welche Leistungen gedeckt sind. Achtung: Während der Reise greift die Assistance-Versicherung und nicht die Annullationskostenversicherung.

Seit dem Flug-Chaos aufgrund des Ausbruchs des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull im Jahr 2010 haben viele Versicherungen das Risiko eines Vulkanausbruchs in die Policen integriert oder bieten einen solchen Schutz als Zusatzversicherung an.

(LVE)