Destinationen

Möglicherweise bald ein Bild der Vergangenheit: Pride-Parade am Taksim-Platz in Istanbul. Bild: Fotolia

Verbot von Gay-Events «zum Erhalt der öffentlichen Ordnung»

Am vergangenen Wochenende haben die türkischen Behörden für die Hauptstadt Ankara sowie die gleichnamige Provinz ein generelles Verbot von LGBTI-Events ausgesprochen. Das ist auch aus touristischer Sicht keine erfreuliche Entwicklung.

Gleichberechtigung in sexueller Hinsicht ist in vielen Teilen der Welt noch alles andere als selbstverständlich. Noch an der SRV-GV in Tel Aviv wurde am Wochenende unter einigen Schweizer Teilnehmern diskutiert, was genau LGBT überhaupt bedeutet. Zur Erinnerung: Es ist eine Abkürzung für «Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender, Intersex».

Warum ist das relevant? Weil die türkische Regierung am vergangenen Donnerstag (16.11.) zuerst ein geplantes Filmfestival suspendierte, weil dort deutschsprachige, spezifisch auf Gay-Themen bezogene Filme gezeigt werden sollten. Am Samstag (19.11.) dann doppelte die Regierung nach und verbot bis auf Weiteres alle Film- und Theateraufführung, Panels, Ausstellungen und dergleichen mit homosexuellen Inhalten, und zwar für die ganze Provinz Ankara. Die Begründung: «LGBTI-Events führen bei gewissen Bürgern zu heftigen Reaktionen, weshalb das Verbot grundsätzlich zur Einhaltung des öffentlichen Friedens ausgesprochen werde.

Die Veranstalter des Filmfestivals hatten sich eigentlich Schutz vor den reaktionären Bürgern gewünscht und prangten an, dass ihre konstitutionellen Rechte nicht eingehalten werden. Natürlich geht jetzt in der säkularen Bevölkerung der Türkei die Angst um, dass die sexuelle und damit verbunden auch die Redefreiheit unter der muslimisch dominierten Regierung von Recep Tayyip Erdogan zurückgebunden werden. Homosexualität war seit der Gründung der modernen türkischen Republik 1923 legal und auch schon davor im ottomanischen Reich akzeptiert. Allerdings häufen sich jüngst die Klagen wegen Übergriffen in der Türkei.

Das Verbot bezieht sich noch auf die muslimische und deutlich «religiösere» anatolische Provinz Ankara; in Istanbul geht das säkular dominierte Leben weiter. Doch zur Erinnerung: Die früher alljährlich mit grossem Erfolg durchgeführte «Gay Pride» von Istanbul wurde in den letzten drei Jahren immer wieder abgesagt, offiziell immer «aus Sicherheitsgründen». Durch die Absagen entgingen der Stadt Millioneneinkünfte aus dem Tourismus. Ironischerweise hat gerade Tel Aviv davon profitiert, wo die Gay-Kultur sich in den letzten Jahren zu einem lukrativen touristischen Magnet entwickelt hat.

(JCR)