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Blick vom Hindu-Tempel Pura Luhur Lempuyang Richtung Gunung Agung. Zahlreiche Schweizer werden diesen Blick auch in den kommenden Tagen geniessen. Bild: Fotolia

Wird Bali jetzt gemieden?

Jean-Claude Raemy

Laut indonesischen Medien sollen 70‘000 Touristen ihre Reise nach Bali abgesagt oder verschoben haben. In der Schweiz ist davon keine Rede.

Noch ist er nicht ausgebrochen, der Mount Agung auf Bali. Doch die Meldungen über einen bevorstehenden Ausbruch, zurückgeführt auf seismische Aktivität auf der Ferieninsel, haben letzte Woche für viel Bewegung gesorgt – sowohl auf der indonesischen Insel selber als auch in der Tourismusbranche weltweit.

Die Association of Indonesian Hotels and Restaurants (PHRI) schätzt laut der «Jakarta Post», dass rund 70’000 ausländische Touristen ihre für Oktober und November geplanten Ferien annulliert oder zumindest verschoben haben. Dies entspreche etwa einem Rückgang der Besucher um 20 Prozent für diesen Zeitraum. Die PHRI erklärt, dass sich ihre Einschätzungen vor allem auf die Annullierungen von MICE-Events und Angaben von Hotels beziehen, doch da nicht alle Hotels über Annullationen rapportiert hätten, könne die Zahl noch höher liegen.

Die Meldung kommt zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt. Oktober ist auf Bali absolute Hochsaison. Verärgert zeigt sich die PHRI insbesondere mit der schlechten Kommunikation rund um das Vulkan-Problem: Die indonesische Regierung hatte einen «Alert Status» eingerichtet, was schlimm klingt, sich aber eigentlich nur auf eine Zone in einem 12-Kilometer-Radius um den Vulkan herum bezieht. Bali ist schon relativ klein – in etwa so gross wie der Kanton Bern – aber dennoch auch bei einem Vulkanausbruch sicher, ausser natürlich in unmittelbarer Nähe zum Vulkan. Die PHRI hätte gern gehabt, dass klarer kommuniziert wird, dass alle Zonen in weiterer Entfernung zum Mount Agung sicher seien, wenngleich natürlich bei einem Ausbruch mit Problemen im Nah- und Fernverkehr zu rechnen sei.

Schweizer Asien-Spezialisten können sich auszeichnen

In der Schweiz schlug die Nachricht über den Ausbruch hohe Wellen – bei travelnews.ch war die Story über den bevorstehenden Vulkanausbruch auf Bali die bestgelesene Story im September. Das EDA hat bei den Reisehinweisen zwar über die Lage informiert, sah sich jedoch, richtigerweise, nicht zu einer expliziten Reisewarnung veranlasst.

Von Vertretern von Schweizer Reiseveranstaltern und asiatischen Airlines hört man unisono, dass ein gewisser Informationsbedarf da war – doch letztlich sind die Auswirkungen bislang klein geblieben.

«Wir haben in der Herbstferienzeit sehr viele Bali-Dossiers – wegen der Vulkan-Warnung gab es nur zwei Umbuchungen und keine einzige Annullation», erzählt etwa Ruth Landolt, Geschäftsführerin von Asia365. Allerdings war Asia365 auch proaktiv: «Wir haben bei Bekanntwerden der Gefahr sämtliche Kunden, die in einem Radius von 25 Kilometer um den Mount Agung ein Hotel gebucht hatten, freiwillig und kostenlos umgebucht und die Kunden informiert. Diese waren sehr dankbar für diesen Service.» Mit solchen Aktionen könne sich ein Spezialist auszeichnen, weiss Landolt – sie reist übrigens dieses Wochenende gleich selber nach Bali und hat keinerlei Bedenken, «zumal sich die Balinesen sehr gut auf einen potenziellen Ausbruch vorbereitet haben.»

Auch bei Tourasia ist das Vulkan-Problem eigentlich fast eine positive Sache: «Bis jetzt gab es nur eine Annullation und vereinzelte Umbuchungen in andere Regionen von Bali», erklärt Inhaber Stephan Roemer, «es ist aber so, dass viele Kunden sich bei uns erkundigen, wie es aussieht und was die Optionen seien. Kommunikation und Beratung sind momentan sehr wichtig. Da Tourasia über eine grosse Expertise und auch über einen Notfallplan verfügt, lassen sich fast alle Kunden beim Gespräch beruhigen.» Man kann sich also als Spezialist profilieren und verliert gleichzeitig kaum Touristen. Roemer hebt hervor, dass sich der Vulkan auf der Ostseite der Insel befindet und daher keine Gefahr für den Süden bestehe, wo sich die bekanntesten Strände befinden. Manche zieht es sogar extra dorthin: «Wir hatten eine Buchung eines Gastes, der bewusst das Vulkanschauspiel sehen wollte», berichtet Roemer.

Bislang keine Gratis-Annullation bei Airlines

Bei den Airlines ist die Lage ebenfalls ruhig. Laut Ranjan Jha, General Manager Switzerland von Singapore Airlines, habe es wegen der Situation auf Bali bislang keinerlei Annullationen gegeben. André Gantner (Cathay Pacific) führt aus, dass es vereinzelte Anfragen von Reisebüros gegeben habe, die sich über die Stornobedingungen informiert hätten – aber ebenfalls keine Annullationen.

Besagte Stornobedingungen sind übrigens klar: Kostenloses Umbuchen ist möglich, wobei dies je nach Airline vom Zeitraum und den Bedingungen her unterschiedlich gehandhabt wird und es sich anbietet, jeweils direkt bei der Airline Informationen einzuholen. Kostenlose Annullationen sind bislang nicht möglich – wobei sich die Lage bei einem Ausbruch des Agung noch kurzfristig ändern könnte.