Destinationen

Viele Strassen an Kubas Nordküste wurden am Wochenende überschwemmt. Mittlerweile ist das Wasser abgezogen. Bild: Fotolia

«Es gibt keinen Grund, Rundreisen durch Kuba abzusagen»

Wir schwer sind die Schäden nach dem Hurrikan Irma auf Kuba? Andreas Blass, CEO von Caribbean Tours mit Head Office in Havanna, beurteilt auf Anfrage von travelnews.ch die aktuelle Situation. 

Nachdem die Nordküste Kubas vom Hurrikan Irma getroffen wurde, rappelt sich das Land derzeit wieder auf. Zahlreiche Reiseveranstalter sind nun aber vorsichtig und haben Reisen nach Kuba vorerst abgesagt – DER Touristik bis 18. September, TUI bis 21. September, FTI bis 25. September. Thomas Cook will bis 30. Oktober keine Rundreisen durchführen.

Die kubanische Tourismusindustrie kämpft nach dem Sturm nicht nur mit Aufräumarbeiten, sondern auch mit zögerlichen Reiseveranstaltern. Betroffen ist auch die Destination Management Company Caribbean Tours mit Schweizer Wurzeln. travelnews.ch hat bei deren CEO Andreas Blass nachgefragt, wie er den Sturm erlebt hat und die Situation derzeit einschätzt. 

Herr Blass, wie und wo haben Sie den Hurrikan Irma erlebt?

Andreas Blass, CEO Caribbean Tours

Andreas Blass: Ich war in Havanna und bin, solange dies möglich war, zwischen unserem Büro in der Nähe der Plaza de la Revolución und meiner Wohnung im Nuevo Vedado gependelt. Ab Samstag Mittag gab es keinen Strom mehr, der kam im Büro am Montag und zuhause am Mittwoch zurück. Der harte Teil des Sturms fegte über Havanna in Nacht hinweg und ich musste zusammen mit meiner Tochter, die mit ihrem Freund zu Besuch auf Kuba ist, die Fenster verriegeln und ansehen wie Bäume einfach umknickten. Die Mobiltelefon und auch Festnetzleitungen haben übrigens ohne Unterbrechung funktioniert.

Einige Veranstalter haben Reisen nach Kuba storniert.

Vor allem die Grossreiseverantstalter, die überwiegend Strandferien verkaufen, haben sehr konsequent storniert. Wir haben von Fällen gehört, wo den Kunden gegen ihren Willen der Vertrag aufgekündigt wurde und sie ihre Badeferien abbrechen mussten.

Was sagen Sie dazu?

Das Badereisen auf die Cayos im Norden Kubas in den kommenden Wochen abgesagt werden, ist nachvollziehbar. In der Zwischenzeit können Alternativen im Osten und Süden sowie selbst in Varadero angeboten werden. Für Rundreisen durch Kuba muss unbedingt differenziert werden. Der touristische Betrieb ist schon heute wieder operativ und damit einige Tage früher als erwartet. Es gibt aus unserer Sicht vor Ort, keinen ersichtlichen Grund, Rundreisen durch Kuba abzusagen. Im Gegenteil: nachhaltiger Tourismus sollte eben auch so verantwortlich sein, die Gäste seitens der Reisebranche vernünftig zu beraten und dem Reiseziel gerade in solchen Situationen treu zu bleiben. Immer vorausgesetzt, dass die Sicherheit, das Wohlbefinden und nicht zuletzt das Ferienerlebnis der Gäste gegeben sind.

Wie beurteilen Sie die aktuelle Lage auf Kuba?

Ich bin vom Aufbaugeist der Kubaner beeindruckt. Wir hatten selbst geschätzt, dass man mindestens diese Woche zur Schadensbehebung brauchen würde. Tatsache ist, dass Havanna bereits heute in der Altstadt und auf den Strassen wieder ein normales Bild abgibt und mit wenigen Ausnahmen die touristischen Einrichtungen funktionieren. Die ersten Restaurants sowohl staatlich als auch privat waren, sobald sie wieder Elektrizität hatten, schon am Montag wieder offen.

«Inzwischen ist das Wasser abgelaufen und die Aufräumarbeiten sind in vollem Gang»

In welchen Gebieten liegen Schäden vor?

Aus den Badeinseln Cayo Coco, Cayo Guillermo und Cayo Santa Maria kommen langsam immer mehr Informationen. Dort hat der Hurrikan gewütet, aber die meisten Hotelketten rechnen damit, im Laufe des Novembers auch dort wieder Gäste empfangen zu können. In Havanna haben die Überschwemmungen an der Küstenpromenade und in küstennahen Stadtvierteln mehr Schaden als der Wind angerichtet. Inzwischen ist das Wasser abgelaufen und die Aufräumarbeiten sind in vollem Gang.

Wie beurteilen Sie die touristische Entwicklung in den nächsten Monaten?

Den grössten Schaden des Hurrikan Irma könnte letztendlich eine Stornierungswelle der touristischen Buchungen darstellen. Wir versuchen deshalb intensiv mit unseren Reisepartnern zu kommunizieren und bitten mit den gebuchten Touristen Kontakt aufzunehmen. Die dramatischen Bilder des vergangenen Wochenende zeigen die Ausmasse und den Ernst der Lage vor ein paar Tagen, aber entsprechen heute nicht mehr der Realität. Man kann Kuba guten Gewissens für eine Reise empfehlen.

(GWA)