Destinationen

Thomas Welti, hier mit seinen Mitarbeiterinnen Véronique Platschka und Anina Kübli, vertritt mit dem Airline & Tourism Center in Zürich die Ziele Mauritius und Irland in der Schweiz. Dazu amtet er interimistisch als Präsident des Corps Touristique - und will dort bald Nägel mit Köpfen für die Zukunft machen. Bild: HO

Zerreissprobe für das Corps Touristique: Statutenänderung oder Auflösung

Jean-Claude Raemy

Nach der Absage der letzten GV wurde ein neues Datum angesetzt. Dort geht es dann um alles oder nichts.

Um das Corps Touristique, die Vereinigung der nationalen Fremdeverkehrsämter in und für die Schweiz, ist es in den letzten Monaten ruhig geworden. Eine an der ordentlichen Generalversammlung (GV) im März beschlossene ausserordentliche Generalversammlung, an welcher über die Zukunft des Corps Touristique diskutiert werden sollte, wurde bereits zwei Mal verschoben – wegen mangelndem Interesse, wie Interims-Präsident Thomas Welti erklärt.

«Für die ausserordentliche GV, die am 23. August geplant war, gab es lediglich drei Anmeldungen», so Welti. Ob mit so wenigen Teilnehmenden eine ausserordentliche GV überhaupt stattfinden darf, ist fraglich. Welti hat deshalb den Termin noch einmal verschoben: «Ich habe nun zu einer weiteren ausserordentlichen GV eingeladen, welche am 25. Oktober stattfinden wird. Da dies der Tag vor dem TTW Zürich ist, gehe ich davon aus, dass dann auch einige Mitglieder aus dem Ausland präsent sein sollten.» Für die letzte Woche versandte Einladung gingen erst wenige Anmeldungen ein – es ist aber auch noch genug Zeit dafür vorhanden.

Traktandiert ist nichts weniger als die Zukunft des Corps Touristique. Um dieses wieder in Schwung zu bringen, sind laut Welti Statutenänderungen überfällig: «Es muss eine Öffnung geben. Die Aktivmitgliedschaft ist bisher nur Ländern vorbehalten, nicht aber Regionen. Das muss man zumindest in Betracht ziehen, auch wenn es dadurch zu Reibereien zwischen nationalen und regionalen Büros kommen könnte.» Weiter will Welti den Status der Passivmitglieder aufwerten: «Diese sollen nicht mehr nur Zuhörer sein, sondern sich aktiv einbringen – und dafür auch Mitbestimmungsrecht erhalten. Was bringen uns diese Passivmitglieder sonst?»

Eine Wiederbelebung war im Prinzip schon im Frühsommer 2016 angedacht worden – und diese Themen waren schon damals auf dem Tisch. Nach einem missratenen ersten Event und Querelen rund um den damaligen Präsidenten Gere Gretz (Thailand Tourism) warf dieser das Handtuch. Seitdem versucht Welti, der eigentlich nur ad interim den Präsidentenjob hat, zu retten, was noch zu retten ist. Das Board, in welchem nebst ihm nur noch Hilal Demirel (Türkei Tourismus) sitzt, sei derzeit inaktiv.

Gemeinsame Auftritte müssen überdacht werden

Welti macht keinen Hehl daraus, dass das Engagement generell «leider weitgehend fehlt». Für im Ausland ansässige Agenturen habe die Schweiz oft zu wenig Priorität. Doch auch das Corps selbst zeigt wenig «Corps-Geist» – in den letzten Jahren machte man nur noch mit Gemeinschaftsständen an Messen auf sich aufmerksam. Belebungsversuche wie eben 2016 versandeten schnell.

Welti schwebt vor, dass das Corps Touristique wieder vermehrt eigene Aktivitäten auf die Beine stellt: «Aktuell ist es für ein Fremdenverkehrsamt schwierig, alle Veranstalter zu bedienen, zumal von denen immer Geld für Aktivitäten verlangt wird. Mir schwebt ein gemeinsamer Auftritt vor – vielleicht als Roadshow, Mini-Messe oder sonst etwas, das müsste man diskutieren – wo gezielt mit den Veranstaltern interagiert wird. Das B2B-Knowhow ist nämlich für viele Destinationen weiterhin unverzichtbar in der Promotion.» Eine solche Variante wäre für alle effizienter und auch kostengünstiger als die aktuell zersprengten Events.

Welti ist überzeugt, dass das Corps Touristique durchaus eine Rolle spielen könnte, gerade um Bewusstsein dafür zu schaffen, dass das Potenzial des Schweizer Marktes unterschätzt und längst nicht ausgeschöpft ist. Die in der Schweiz präsenten und aktiven National Tourist Offices hätten jedenfalls fast alle steigende Besucherzahlen aus der Schweiz zu vermelden.

Die Frage ist nur, ob sich die Mitglieder jetzt aktiv an der Ausgestaltung von Idee und der gemeinsamen Zukunft beteiligen wollen oder nicht. Welti lässt durchblicken, dass die ausserordentliche GV vom 25. Oktober der «letzte Versuch» ist. Wenn weiterhin kein Interesse bestehe, sei es besser, das Ganze sein zu lassen. Deshalb sei auch der Punkt «Auflösung» traktandiert.