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Zu viele (Billig-) Touristen schaden einer Stadt: Amsterdam muss sich einmal mehr mit dem Phänomen des Overtourism beschäftigen. Bild: Elias Ehmann

Amsterdam läutet mit höheren Taxen den Kampf gegen Billigtouristen ein

Begründung: Die beliebte niederländische Metropole wolle kein «Venedig des Nordens» sein.

Auch Amsterdam kämpft mit den Auswüchsen des «Overtourism». Im Kampf gegen die Auswüchse des kurzen und billigen Tourismus – etwa die berüchtigten Polterweekends im Amsterdamer Red Light District – planen die Stadtbehörden nun, die Touristentaxe um bis zu zehn Euro pro Person und Nacht zu erhöhen. Bereits implemetierte Tourismus-Kontrollmechanismen wie das Moratorium für neue Hotelbauten oder eine Kampagne zugunsten von Attraktionen ausserhalb des Stadtzentrums haben bislang keine Früchte getragen.

In Zahlen ausgedrückt wird das Wachstum der Touristennachfrage deutlich: Während 2011 bereits 12 Millionen Besucher in die rund 850‘000 Einwohner zählende Stadt kamen, waren es 2016 schon 17 Millionen. Das ist innert fünf Jahren ein Wachstum von über 40 Prozent. Bis in fünf Jahren werden 23 Millionen Touristen erwartet, was die städtischen Kosten für Sicherheit und Reinigung weiter in die Höhe treibt.

Die Einwohner haben ihrem Missmut bereits Luft gemacht und zogen laut «Guardian» am vergangenen Wochenende mit Megaphonen durch die Innenstadt, aus denen sie «Amsterdam, not for sale!» oder «Whose city? Our city!» skandierten. Viele beklagten sich über unbezahlbares Wohneigentum im Stadtzentrum und darüber, dass die Amsterdamer Innenstadt zu einem «Disneyland» verkomme. Angesichts der vergleichbaren Probleme in Venedig sorgt sich Amsterdam davor, ein «Venedig des Nordens» zu werden.

Mehr Touristen bedeuten auch mehr Kosten – doch viele Touristen geben zu wenig aus

Das Problem: Ein Viertel der Touristen übernachtet in Budget-Hotels und trage damit ökonomisch wenig bei. Aktuell beträgt die Touristentaxe 5 Prozent der Hotelzimmerkosten im Stadtzentrum. Ab 2018 sollen es 6 Prozent sein. Doch Amsterdam schaut sich jetzt eine Gebührenform an, welche Billigtouristen schärfer zur Kasse bittet und gleichzeitig «nachhaltige Touristen» schützt. Angedacht ist eine Art «flat fee» von zehn Euro, dazu ein Prozentsatz der Übernachtungskosten. Damit wären die Kosten, prozentual, für Billigtouristen höher.

Mit anderen Worten: Wer mehr ausgibt, muss weniger Taxen zahlen. Anhand des Hotels lässt sich natürlich ein Ausgabeposten festmachen; wie viel allerdings für Museums- oder Restaurantsbesuche ausgegeben wird, ist unklar. Deshalb gibt es auch schon Kritik für das Vorhaben: Wer ein günstiges Hotel bucht, gibt nicht zwingend generell weniger aus. Überdies sehen manche Kritiker in der Gebührenerhöhung lediglich ein probates Mittel, um mehr Geld aus den Touristen zu pressen, ohne dass dies aber das Wachstum signifikant eindämme.

(JCR)