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Hilal Demirel leitet die Zentrale von Türkei Tourismus in Zürich. Die Bürokollegen weilen zurzeit in den Ferien. Bild: HO

Türkei im Aufwind: «In den letzten Wochen war sehr viel los»

Jean-Claude Raemy

SERIE NATIONAL TOURIST OFFICES (10/12): Das Fremdenverkehrsamt der Türkei hat sicher schon einfachere Jahre erlebt. Doch Leiterin Hilal Demirel ist voller Zuversicht.

Wie stark wurden Sie in den letzten Wochen vom Sommergeschäft beansprucht?

In den letzten Wochen war sehr viel los. Die Türkei hat eine hohe Quote an Last-Minute-Anfragen im Jahr 2017. Deswegen kriegen wir sehr viele Anrufe und Besuche in unserem Büro von Leuten, die planen, in die Türkei zu reisen. Sie kontaktieren uns, um Tipps, Empfehlungen, Ratschläge, Karten und Broschüren zu erhalten. Zudem arbeiten wir weiterhin an gemeinsamen Marketingaktivitäten mit den Türkei-Reiseveranstaltern.

Der Juni war zudem ein sehr aufregender Monat für uns. Nach 30 Jahren wird der Herakles Sarkophag in sein Heimatland, die Türkei, zurückgebracht. Der Sarkophag datiert aus der römischen Zeit im 2. Jh. n. Chr. und zeigt die 12 Aufgaben des Herakles. Er wurde 2010 von den Schweizerischen Zollbehörden bei der illegalen Einfuhr am Hafen von Genf konfisziert. Dieses wertvolle historische Artefakt ist bis am 2. September 2017 an der Universität Genf ausgestellt. Danach wird der Sarkophag in die Türkei zurückgebracht, wo er im Antalya Museum seinen Platz finden wird. Die Eröffnungszeremonie der Ausstellung des Herakles-Sarkophags in Genf fand am 19. Juni 2017 unter Anwesenheit des türkischen Ministers für Kultur und Tourismus, Nabi Avcı, statt.

Ein weiteres Highlight in diesem Sommer ist, dass das Unesco-Welterbe-Komitee die archäologische Stätte Aphrodisias auf die Welterbe-Liste gesetzt hat. Damit sind nun bereits 17 türkische Denkmäler und Stätten auf der Unesco-Welterbe-Liste. Aphrodisias, das in der westlichen Provinz von Aydın liegt, war seit 2009 auf der türkischen Tentativliste für das Unesco-Welterbe und ist eine der wichtigsten archäologischen Stätten des Landes. Sie stellt ein einzigartiges archäologisches Erbe mit gut erhaltenen Skulpturen, Monumenten, Einschriften, Strukturen und Marmorsteinbrüchen dar.

Was stösst derzeit in Ihrem Land auf das grösste Interesse?

Ich denke, dass die aktuellen Trends im türkischen Tourismus ähnlich verlaufen wie die globalen Trends. Jedes Jahr kommen Millionen von Menschen in die Türkei, um Strandferien zu machen – ein langfristiger, positiver Trend. Zudem nimmt das Interesse an kulturellen Tourismusdestinationen wie Kappadokien und Pamukkale zu. Der Gastro-Tourismus ist ein weiterer Trend. Viele Menschen reisen in die Türkei, um türkische Spezialitäten, türkischen Streetfood und die türkische Esskultur zu entdecken und zu geniessen. Wir kriegen viele Anrufe von Schweizern, die uns nach dem besten Restaurant oder den Essspezialitäten einer türkischen Region fragen, in die sie reisen werden.

Für Schweizer Reisende sind zudem Aktivferien in der Türkei ein neuer Trend. Als Tourismusbüro unterstützen wir natürlich den Aktiv-Tourismus in der Türkei, insbesondere den Velotourismus in Regionen wie Marmaris und auch Kappadokien.

Mir ist auch aufgefallen, dass Nachhaltigkeits- und Ökotourismus – wie bei den globalen Tourismustrends –  zunehmend wichtige Kriterien für Türkei-Reisende sind. Gerade Schweizer Besucher sind sehr umweltbewusst, sowie verantwortlich und respektvoll gegenüber den Einheimischen und deren Kultur. Die Türkei gewichtet die Bewahrung der materiellen und immateriellen Kulturgüter sehr stark, gerade im Bewusstsein, dass diese das Erbe der ganzen Menschheit sind, nicht nur der Türkei.

Was Nachhaltigkeit angeht, hat die Türkei grosse Fortschritte gemacht: Im Jahre 2017 platzierte sich die Türkei mit 454 Stränden mit Blauen Flaggen als drittbestes Land der Welt, gemäss dem Programm «Blaue Flagge». Zudem haben 404 türkische Hotels ein Label «Grüner Stern» erhalten, das ihre Umweltfreundlichkeit unterstreicht. Es ist unterdessen ein wichtiger Trend unter ausländischen Reisenden in der Türkei, dass sie nach ökologischen Hotels und Stränden mit Blauen Flaggen suchen, um die Natur und den Tourismus für weitere Generationen zu bewahren. Natürlich liegt auch die Kombination im Trend: Ökotourismus in der Türkei machen und gleichzeitig den Alltag und die Kultur der Einheimischen erleben.

Welches ist das grosse Thema, das auf Sie zukommt in den nächsten Monaten?

Wir planen eine Fotoausstellung im Volkshaus Zürich über die versteckten Schätze der Türkei. Die Vernissage wird am 24. August 2017 stattfinden und ich freue mich sehr darauf. Die Travelnews-Leserschaft ist natürlich auch herzlich eingeladen.

Welche Bedeutung misst Ihr Hauptsitz dem Schweizer Markt zu?

Der Schweizer Markt ist sehr wichtig für den türkischen Tourismus. Jedes Jahr reisen durchschnittlich rund 400‘000 Schweizer Gäste in die Türkei. Die Schweizer kennen die Türkei sehr gut und viele von ihnen haben die Türkei bereits einmal besucht. 4422 Schweizer leben zudem zurzeit in der Türkei.

Wie viele Leute arbeiten bei Ihnen?

Zwei Angestellte arbeiten mit mir im Büro. Auf der ganzen Welt haben wir 45 Büros in 40 Ländern.

Und wo verbringen die Mitarbeitenden von Türkei Tourismus in Zürich ihre eigenen Sommerferien?

Eine meiner Lieblingsdestinationen in der Türkei ist Alaçatı - ein gut erhaltener Geheimtipp! Die meisten Leute, die Alaçatı besuchen, sind türkische Prominente. Die Stadt ist der perfekte Ort zum Windsurfen. Zudem ist es eine sehr schöne und friedliche Sommerferiendestination mit unberührter Natur und köstlichem Essen, basierend auf lokalem Gemüse. Am meisten mag ich an Alaçatı die alten Steinhäuser, die Boutique-Hotels mit ihrer lokalen Architektur, die engen Pflastersteinstrassen, die kleinen Handwerksgeschäfte und die Restaurants mit Oliven- und Zitronenbäumen. Eine weitere Attraktion in Alaçatı ist das Kräuterfestival, das jedes Jahr im April stattfindet. Die Natur rund um Alaçatı bietet zahlreiche einzigartige, regionale Kräuter, die nur dort wachsen. Jedes Jahr während des Kräuterfestivals locken die lokalen Produzenten, die Kräutergerichte, die Kochkurse und die Food Tastings viele Besucher an. Dieses Jahr konnte ich leider nicht dabei sein, aber nächstes Jahr plane ich fürs Kräuterfestival nach Alaçatı zu fahren.

Seit ich fünf Jahre alt bin, gehe ich zudem einmal im Jahr mit meiner Familie nach Antalya – deswegen ist Antalya auch mein Lieblingsort für Familienferien.