Destinationen

Der Nachfragerückgang aus der Schweiz für die USA war 2016 deutlich. Das hat viel mit der härteren Konkurrenz durch andere Destinationen zu tun. Die vielseitigen USA (im Bild: Seattle) bleiben trotzdem sehr beliebt bei Schweizern. Bild: Beetle

USA-Rückgänge wohl vor allem im Online-Bereich

Laut gestern veröffentlichten Zahlen bereisten im letzten Jahr deutlich weniger Schweizer die USA. Die Reiseveranstalter haben sich aber gut gehalten.

Gestern hat das amerikanische National Travel & Tourism Office die definitiven Einreisezahlen für 2016 bekannt gegeben. Total wurden 75‘620‘836 ausländische Touristen empfangen, was ein Minus von 2,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr ist. Rund je ein Viertel kommt aus den Nachbarländern Mexiko, wobei aus Mexiko ein Plus von 1,9 Prozent registriert wurde, während aus Kanada Rückgänge von 6,8 Prozent zu vermelden waren. Aus den restlichen Ländern betrug das Minus 2,1 Prozent.

Betrachtet man die Weltregionen, so waren Europa, Afrika, Ozeanien und Südamerika klar rückläufig; dafür empfingen die USA deutlich mehr asiatische Besucher. Deren Anteil beträgt bereits über 30 Prozent und dürfte in 2-3 Jahren den Anteil der europäischen Überseebesucher überholen.

Die europäischen Quellmärkte waren fast alle negativ, allerdings mit deutlichen Unterschieden. Spanien war fast der einzige Wachstumsmarkt; die Schweiz war mit einem Minus von 12,5 Prozent einer der Märkte unter den Top-20-Quellmärkten mit dem grössten Rückgang – nur Brasilien hatte mit Minus 23,7 Prozent noch grössere Rückgänge.

Was sind die Gründe für den Rückgang?

Aus der Schweiz kamen 2016 also noch 469‘381 Personen in die USA. 2015 waren es noch 536‘584 Personen gewesen. Was sind die Ursachen für den Rückgang?

Werner Wiedmer, der Chairman des Visit USA Committee Switzerland, gibt zu, dass er von der Höhe des Rückgangs etwas überrascht war, auch wenn dieser erwartet wurde. Er sieht darin vor allem eine Korrektur gegenüber dem Rekordjahr 2015, wobei die USA wie andere Ziele auch von der allgemeinen Unsicherheit und den Terroranschlägen weltweit touristisch in Mitleidenschaft gezogen wurden.

Dass jedoch die Reiseveranstalter, sowohl im Bereich Leisure als auch bei Geschäftsreisen, ebenfalls stark getroffen wurden, glaubt Wiedmer nicht: «Das Business mit den USA läuft sehr gut, wenn man die letzten Zahlen anschaut. Seitens der TO-Partner weiss ich, dass bei keinem ein Rückgang in entsprechender Höhe stattgefunden hat. Im Gegenteil – einige haben sich gut gehalten und in gewissen Segmenten sogar etwas zugelegt. 2017 scheint allgemein wieder etwas stärker zu sein.»

Entspannte Veranstalter

Eine Nachfrage bei einigen Veranstaltern bestätigt diese Eindrücke. Pino Andreano (Director Touroperating Specialist & Modular, Hotelplan Suisse) erklärt: «2016 lagen die USA-Buchungen bei Hotelplan Suisse etwas unter denjenigen von 2015, das ein sehr starkes Jahr war. Der Rückgang lag aber nicht so markant im Minusbereich, wie von Visit USA kommuniziert. Aktuell sind wir im einstelligen Plusbereich.» BTA First Travel kann auch die These nicht bestätigen, wonach vor allem der Geschäftsreisesektor gelitten habe: «Im Business-Travel-Bereich lagen wir weder 2015 noch 2016 oder aktuell 2017 markant unter Vorjahr - die Geschäftsreisen in die USA waren unter dem Strich stets im Plusbereich», erklärt Martin Scheuchzer (Director Marketing & Communication, BTA First Travel).

Robin Engel, Product Manager Nordamerika bei Knecht Reisen, zeigt sich ebenfalls überrascht über das Ausmass der Rückgänge 2016. Bei Knecht sei 2016 ziemlich gut gelaufen: «Wir konnten über die gesamten USA hinweg sogar etwas zulegen.» Engel bleibt ohnehin locker: «2015 reisten stolze 6,7 Prozent der Schweizer Bevölkerung in die USA. Letztes Jahr waren es 5,9 Prozent, das sind immer noch viele. Diese Differenz von 0,8 Prozent sehen wir nicht allzu sehr als beunruhigend an.»

Starke Zielgebiets-Konkurrenz - gerade im Online-Sektor

Wo sind denn nun die Rückgänge geschehen? Wiedmer nimmt an, dass vor allem das Online-Geschäft, und dabei der Selbstbuchermarkt, gelitten haben. Auch er ist für das kommenden Jahr zuversichtlich: «Der allgemeine wirtschaftliche Aufschwung und die recht eindrückliche Bewältigung des Frankenschocks werden wahrscheinlich neue Impulse geben, wie auch die neuen Direktverbindungen von Edelweiss, welche die Anreise und Rückreise doch angenehm machen.  Für mich jedenfalls, der die Umsteigerei hasst, ein starkes Argument.»

Auch Engel ist zuversichtlich für das kommende Jahr. Er behält auch den Gesamtblick: «Im letzten Jahr sind viele andere Destinationen vermehrt in den Vordergrund gerückt und zu Trenddestinationen avanciert, wie zum Beispiel Namibia, Costa Rica, Kuba oder Island, welche bis vor ein paar Jahren noch nicht in diesem Ausmass bereist wurden. Logischerweise hat es darunter bestimmt auch Kunden, die sich statt für die USA mal für ein anderes Ziel entschieden haben.» Solange man auch dort etwas anbieten kann, gibt es also wohl kaum Grund zur grösseren Beunruhigung.

(JCR)