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Keine «road to nowhere»: Der USA-Tourismus ist robust, trotz Trump und trotz schwächelnder Nachfrage aus Europa. Bild: Ryan McGuire

Der «Trump Slump» wird weiterhin überschätzt

Allerdings sind die US-Einreisezahlen differenziert zu betrachten. Das USA-Geschäft aus der Schweiz ist rückläufig.

Donald Trump ist wohl so unbeliebt wie noch kein US-Präsident jemals zuvor. Mit den von seiner Administration initiierten Programmen zur Verschärfung der Einreisekontrollen, mit dem «Muslim Ban», mit dem «Laptop Ban» und weiteren fragwürdigen Initiativen hat «the Donald» grosse Ängste in der US-Tourismusindustrie geschürt. Es wurde schon vielfach über einen «Trump Slump», also ein Nachlassen der Nachfrage nach den USA aufgrund der Initiativen und der Person des streitbaren US-Präsidenten, spekuliert.

Obwohl man sicherlich nicht Entwarnung geben kann, sprechen die aktuellen Zahlen eine andere Sprache. Der Travel Trends Index (TTI) der US Travel Association deutete auch im Mai auf weiteres Wachstum hin – womit 13 Mal in Folge ein Wachstum gegenüber dem Vorjahres-Vergleichsmonat festgehalten wurde. Demzufolge wuchs die Zahl an Einreisen internationaler Besucher in die USA um 5,2% gegenüber dem Mai 2016.

Bis Ende November rechnen die USA mit einem globalen Wachstum von 1,8 Prozent bei internationalen Einreisen. Obwohl der TTI von einer Schwächung der internationalen Nachfrage ausgeht, kann von einem deutlichen Aderlass kann auch mehrere Monate nach Trumps Amtsantritt noch keine Rede sein. Ausserdem wirken Faktoren wie der starke Dollar weiterhin mit.

Europa minus, Asien plus

Allerdings muss man die Zahlen schon etwas differenziert betrachten. Die monatlich publizierten Einreisezahlen der Überseemärkte sind im Gegensatz zum TTI noch nicht bis in den Mai 2017 vorhanden, sondern nur bis und mit Oktober 2016. Also in einem Zeitraum, wo Donald Trump noch gar nicht US-Präsident war.

Aus der Schweiz betrug das Minus an Einreisen per Ende Oktober 2016 rund 10,3 Prozent. März 2016 war der letzte Monat mit positivem Wachstum. Die «Korrektur» der USA-Zahlen nach unten hat also schon früh im letzten Jahr eingesetzt. Wichtig festzuhalten: Dies muss sich nicht zwingend mit den Resultaten der Veranstalter decken. Erhoben werden ja die Einreisen anhand des Passes. Kann also sein, dass weniger Selbstbucher in die USA reisen, während jene, die über Reisebüro/TO buchen, dem Land weiter die Stange halten. Allerdings hört man ja auch von Schweizer TOs, dass seit einiger Zeit ein Shift hin zu mehr Kanada- statt USA-Buchungen stattfindet.

Betrachtet man die Zahlen des NTTI (National Travel & Tourism Office) im Gesamten, sieht man einen Rückgang der internationalen Nachfrage um 1,8 Prozent per Ende Oktober 2016. Praktisch alle europäischen Staaten, mit wenigen Ausnahmen, verzeichnen weniger USA-Besucher. Allerdings ist das Wachstum aus China, Südkorea oder Indien beträchtlich und macht die Verluste aus Europa praktisch wieder wett. Lateinamerika präsentiert sich diffus: Während Brasilien einbricht, wachsen die Zahlen aus Argentinien und auch aus Mexiko – trotz Trumps Versprechen, eine Mauer an der Grenze zu Mexiko zu errichten – stark an.

Man könnte also sagen, dass Asiens Vormarsch die Verluste aus Europa wettmacht. Trotzdem fragt man sich, wie denn 13 Wachstumsmonate laut TTI möglich sind, wenn im Oktober 2016 beim NTTI ein Rückgang festgestellt wurde. Das hat natürlich mit unterschiedlichen Erhebungsmethoden zu tun.

Fazit

Trump trägt sicher nicht dazu bei, die internationalen Einreisezahlen in die USA zu verbessern. Allerdings zeigt sich der US-Tourismus recht standhaft. Sowohl der Domestic-Bereich wächst kräftig, als auch die Nachfrage aus Asien, wo Trump offenbar kaum als Entscheidungsfaktor pro oder kontra USA herhalten muss. Aber auch die Lage in Europa ist nicht verzweifelt: Rückgänge sind da, das generelle Nachfrageniveau aber weiterhin recht hoch. Mit dem weiteren Ausbau von – günstigen – Transatlantikverbindungen wird die Nachfrage generell auch hoch bleiben, Schwankungen hin oder her.

(JCR)