Here & There

Polen überrascht positiv: Der neue, aufgeschüttete Strand in Kolberg, dem polnischen Kołobrzeg in Westpommern. Fotos: SPA City Kolberg

Hier kommt Ihnen Polen spanisch vor

Sabine Metzger

Sandstrände, Steilklippen und Szenediscos – Polens Ostseeküste ist eine überraschend gute Adresse für abwechslungsreiche Badefreuden.

Nordeuropa, insbesondere auch die Strände der deutschen Nord- und Ostseeküste, liegen im Trend. Etwas weiter östlich erwacht ein weiterer touristischer Riese: Polen Strände locken! Nachdem man, etwa mit Swiss, nun auch immer besser und direkter nach Polen kommt, spricht nichts mehr dagegen, mal Ferien an der Ostsee hinter dem früheren Eisernen Vorhand zu verbringen.

Einsames Naturerlebnis, mondänes Seebad, Treffpunkt für Dünenwanderer und Trendsportler oder Partyhochburg: Nicht nur an der Costa Brava oder an der Adria heisst das Motto «Pack die Badehose ein». Auch an Polens knapp 500 Kilometer langer Ostseeküste reiht sich eine Strandschönheit an die andere. Jede hat ihren eigenen Charme. Wir stellen sechs Traumstrände für abwechslungsreiche Badeferien vor.

1. Sopot nahe Danzig

Partystimmung rund um die Uhr: Sopot, gleich vor den Toren Danzigs, ist Polens Ibiza und der Ferienhit beim jungen Partyvolk. Hier macht Ferien, wer das volle Leben geniessen und mit der Danziger Schickeria feiern möchte. Berühmte Vorbilder gibt es dafür auch: Schon Josephine Baker und Marlene Dietrich liessen im Casino des Grandhotels die Nacht zum Tag werden. Zenit des bunten Treibens heute ist die 512 Meter lange Seebrücke mit Boutiquen, Restaurants und einem erstklassigen Jazzclub. Rechts und links davon breitet sich weisser Sandstrand aus, um für lange Nächte Kraft zu tanken. Perfekter Start ist der Sundowner in einer der zahlreichen Strandbars, danach rein in die Partymeile der Monte-Cassino-Strasse, die vom Bahnhof zum Strand führt. Clubs, Bars und Strassencafés reihen sich hier übergangslos aneinander und sorgen für lange Partynächte.

2. Jurata auf der Halbinsel Hel

Kitesurf-Mekka an der Ostsee: Der Wind heizt den Lenkdrachen in der Luft mächtig ein. Gekonnt springen Fahrer mit ihren Surfbrettern durch die Wellen, nach waghalsigen Drehungen landen sie im Wasser. Tarifa in Spanien? Von wegen. Das ist der Strand von Jurata, einem kleinen Ferienort auf der Halbinsel Hel. Wie ein schmaler, krummer Finger ragt sie in die Bucht von Danzig hinein. 35 Kilometer lang, an der schmalsten Stelle gerade mal 200 Meter breit, zählt sie zu Europas Top-Surfrevieren. Kein Wunder - ideale Windverhältnisse sorgen beständig für den nötigen Kick. Auf Kitesurfing spezialisierte Surfschulen bevölkern die weiten Sandstrände der Halbinsel. Die Strände der Halbinsel Hel sind lang und feinsandig. Die Wege zum Strand führen die Feriengäste wie auch die Einheimischen durch einen Kiefernwald und durch ein Dünenfeld. Ein unvergesslicher Weg! Der Duft des Waldes vermischt sich mit der Meeresbrise.

3. Slowinski-Nationalpark

Faszination Wanderdünen: Von der Sonne gebleicht und vom Wind getrieben wandern die Dünen des Slowinski-Nationalparks über zehn Meter pro Jahr landeinwärts. Vom höchsten Dünengipfel aus - immerhin 42 Meter hoch - blickt man auf die Wellen der Ostsee (siehe Bild unten), etwa fünf Kilometer östlich schimmert einer Fata Morgana gleich die Silhouette von Leba. Nicht zu Unrecht gilt es als das Sylt Polens. Fischerhäuschen mit spitzen Giebeln säumen die Dorfstrasse des beliebten Ferienorts am Rande des Nationalparks. Vor allem im Hochsommer geht es am Strand und in den Strassen hoch her, die Atmosphäre erinnert an südliche Ferienländer. Nur ist alles eine Spur ursprünglicher in der heimlichen Sommerhauptstadt Polens. Tipp: Die mächtigen Dünen vom Meer aus bewundern kann man in einem der bunt bemalten Fischkutter, die in Leba starten und die Küste entlang schippern.

4. Ustka

Geheimtipp für Gourmets und Fachwerkliebhaber: Neben Sonne, Strand und süssem Nichtstun dürfen im Sommerurlaub kulinarische Erlebnisse nicht zu kurz kommen. Ein Dorado für Geniesser ist Stolpmünde (Ustka). Unsere Favoriten im reichen Restaurantangebot sind das Dym na wodzie («Smoke on the water») in der Villa Red mit sehr guter Slow-Food-Küche und im Hotel Grand Lubicz das «Chapeau Bas» mit Gault&Millau-Kochmütze ausgezeichneter Gourmetküche. Beachlife ist an den langen, breiten Stränden angesagt. Sehenswert ist das ehemaligen Kapitänsviertel in der Altstadt mit seinen liebevoll restaurierten Fachwerkhäusern. Das Hinterland von Stolpmünde trägt übrigens den Namen kariertes Land - wegen der zahlreichen Fachwerkdörfer aus preussischer Zeit. Rockfans pilgern aber nicht wegen des Fachwerks nach Ustka: Im nahen Charlottental (Dolina Charloty) findet auf der grossen Freilichtbühne jeden Sommer das Festival der Rocklegenden statt - mit Stars wie Santana, Deep Purple oder Yes.

5. Kolberg

Vom Kur- zum Wellnessparadies: Eines der traditionellsten Seebäder an Polens Ostseeküste ist Kolberg. Bereits Anfang des 19. Jahrhunderts genossen die feinen Töchter des Landes Sole- und Moorbehandlungen in der dortigen Badeanstalt. Lange Zeit galt Kolberg als die Kurstadt. Doch Kolberg hat sich gewandelt - zahlreiche Vier- und Fünfsternehotels locken nun immer mehr auch Wellnessgäste an, die sich rundum verwöhnen lassen und die jodreiche Meeresluft geniessen. Die lässt sich am besten am Strand geniessen: Im Windschutz ausgedehnter Parkanlagen liegen links und rechts der mächtigen Seebrücke herrliche Sandstrände. Insgesamt sechs Kilometer lang und bis zu hundert Meter breit bieten sie reichlich Platz für Dolce Vita im Strandkorb. Um den Leuchtturm ist am Hafen ein buntes Ausgehviertel entstanden, mit Cafés, Restaurants und Geschäften (Bild unten) - hier starten auch touristische Bootsfahrten und die Fähren zur dänischen Insel Bornholm. Den frischesten Fisch der Stadt gibt es übrigens im Fischereihafen südlich vom Jachthafen.

6. Insel Wollin

Naturerlebnis mit Ostseeblick: Strandferien auf der Insel Wollin gleich bei der deutsch-polnischen Grenze eignen sich ideal zum Baden und Wandern. Baden an den herrlichen, insgesamt 35 Kilometer langen Stränden, Wandern im Wolliner Nationalpark. Idealer Ausgangspunkt für beides ist Misdroy: Vom Strand des quirligen Ferienorts aus startet in östlicher Richtung ein Weg zu der imposanten Steilküste, die bereits Teil des Wolliner Nationalparks ist. Der Park reicht bis hinüber zum Oderhaff. Dichter Buchenwald überzieht die Moränenlandschaft. Die besondere Attraktion des Nationalparks ist das Wisentreservat. Mit viel Glück kann man die mächtigen Wildrinder an ihrer Futterstelle beobachten. Ein Termin für lebendige Geschichte: Während des Festivals der Slawen und Wikinger können Besucher vom 1. bis 3. August unter dem Motto «Stadt der versunkenen Götter» eine faszinierende Reise in die mittelalterliche Vergangenheit der polnischen Ostseeregion erleben. Es findet in diesem Jahr bereits zum 20. Mal im archäologischen Freilichtmuseum in Wollin statt.

Weitere Informationen erhält man beim Polnischen Fremdenverkehrsamt am Hohenzollerndamm 151 in Berlin (Deutschland) unter Tel. +49-30-210 09 20 oder über die Webseite www.polen.travel/de.