Destinationen

Die Strände im tunesischen Sousse sahen in den letzten zwei Jahren leer aus – langsam kehren die Touristen nun aber zurück. Bild: Fotolia

Kommentar Drei zarte Pflänzchen

Gregor Waser

Die Ferienziele in Tunesien, Ägypten und der Türkei legen wieder deutlich zu. Der Weg zurück aufs Niveau früherer Jahre ist aber ein langer.

Aus drei gebeutelten Reiseländern sind in den letzten Tagen gute Neuigkeiten zu vernehmen. Die Buchungen haben in Tunesien, Ägypten und der Türkei wieder deutlich angezogen. Das sind gute Neuigkeiten für die Reisebranche, der es etwa im Spätherbst an valablen, in wenigen Stunden erreichbaren Badezielen fehlt. Vor allem sind das gute Neuigkeiten für die lokale Bevölkerung, die in den Tourismusgebieten zur Hälfte oder darüber hinaus vom Geschäft mit den Touristen lebt.

Tunesische Touristiker sprechen derzeit von mehr als einer Verdoppelung der Einreisezahlen gegenüber dem Vorjahr – auch aus der Schweiz. Die selbe Kurve zeichnet sich in Ägypten ab, vor allem für Ferien in Hurghada und Marsa Alam. Auch an der Türkischen Riviera zeichnen sich Zuwächse von 20 bis 30 Prozent ab. Für den Wiederaufschwung gibt es drei Gründe.

1. Sicherheit: Zwei Jahre nach dem Attentat von Sousse am 26. Juni 2015, bei dem 38 Touristen ums Leben kamen, sind die Sicherheitsanstrengungen in Tunesien an Stränden und um Hotels deutlich erhöht worden. Ägypten hat die Flughäfen mit biometrischen Sicherheitschleusen ausgestattet. Die Zeit spielt den Destinationen ebenfalls in die Karten, Touristen vergessen schnell und die gefühlte Bedrohung terroristischer Anschläge geht eher von europäischen Grossstädten aus.

2. Andere Ziele sind ausgebucht: Die Türkei verzeichnet für Abflüge im Juli und August jetzt viele Last-Minute-Buchungen. Das hat auch damit zu tun, dass andere Ziele wie Griechenland und Kroatien in der Hochsaison praktisch ausverkauft sind. So tauchen nun kurzfristige Angebote aus der Türkei und aus Tunesien automatisch zuoberst auf den Listen verfügbarer Ferienangebote auf.

3. Tiefpreise: Die Preise der Hotels in den drei gebeutelten Ferienländern sind im Keller. Wie Hotels am Roten Meer derzeit kalkulieren, bleibt schleierhaft, wenn Pauschalpreise von 500 Franken pro Woche für Vierstern-All-Inclusive-Ferien gang und gäbe sind. Das Preisargument sticht jedenfalls bei jenen Familien, die sich von den gestiegenen Hotelpreisen in Spanien abwenden.

Es fehlt an Geld in der Kasse, um in den kommenden Jahren eine gute Figur zu machen.

Der Weg zurück aufs Niveau von 2009 und 2010 ist für die drei Länder aber ein langer. Nach Gästerückgängen um 70 Prozent in vergangenen Jahren heisst die aktuelle Verdoppelung, dass man sich erst auf die Hälfte des Niveaus der Spitzenjahre hinbewegt. Zudem hat der mit tiefen Hotelpreisen erkaufte Wiederaufschwung seine Schattenseite. So wie Schweizer Hotels mit tiefen Preisen deutsche Gäste zurückholen, bleibt derzeit auch Hoteliers in der Türkei, in Tunesien und in Ägypten kein Geld für Renovationen übrig, um auch in kommenden Jahren eine gute Figur zu machen.

Dass sich die Fremdenverkehrsämter auf dem Rückzug befinden oder sich derzeit – zumindest in der Schweiz – in Schweigen hüllen, hat auch damit zu tun, dass der Geldfluss aus den Ferienzielen nur ein spärlicher ist und so die Werbetrommel kaum gerührt wird – was für einen nachhaltigen Aufschwung aber wichtig wäre.