Destinationen

Tunesien ist schön, warm, und hat viel in Sicherheit und Infrastruktur investiert: Worauf warten die Schweizer Touristen noch? Bild: Fotolia (Blick von Sidi Bou Said auf die Bucht von Tunis)

«Tunesien kehrt auf die touristische Landkarte zurück»

Jean-Claude Raemy

Nizar Slimane vom Tunesischen Fremdenverkehrsamt erklärt, warum er viel Grund für Optimismus sieht.

Tunesien ist aus Schweizer Sicht touristisch quasi tot. So machte es zuletzt den Anschein. Die Zahlen untermauern eigentlich diese Feststellung: 2016 bereisten 18‘157 Schweizer das nordafrikanische Land, was einen Einbruch von 32,8% gegenüber 2015 darstellt, und einen Einbruch von gar 63,9% gegenüber 2014. Das verheerende Attentat an einem Hotelstrand in Sousse, dem im Juni 2015 vorwiegend britische Touristen zum Opfer fielen, wirkt sich immer noch auf die Nachfrage aus.

Allerdings ist es seitdem in Tunesien ruhig geblieben. «No news = good news», ist man geneigt zu sagen. Und Nizar Slimane (Bild links), welcher just zur Zeit der genannten Attentate die Geschäfte des Tunesischen Fremdenverkehrsamts in Wien übernahm, welches inzwischen auch für die Schweiz zuständig ist, sieht durchaus Licht am Horizont.

«Per Ende Mai haben die Buchungen bei den Schweizer Veranstaltern mit Tunesien-Angeboten zwischen 100 und 200 Prozent gegenüber demselben Zeitraum 2016 zugenommen», erklärt Slimane – wohl wissend, dass die Zahlen weiterhin auf tiefem Niveau sind. Was ihn wirklich zuversichtlich stimmt, ist das deutliche Wachstum bei Tunesien-Buchungen für die Herbstferiensaison. «Im Herbst, in Tunesien eigentlich Nebensaison, scheint die Sonne sehr oft und die Tagestemperaturen liegen deutlich über dem europäischen Schnitt», macht Slimane weiter Werbung – in der Hoffnung, dass sich noch mehr Schweizer für die immer beliebtere Herbstferienzeit wieder für Tunesien entscheiden.

Ein Zeichen für die Gesundung des Tourismus seien die mehreren wöchentlich Flüge von Tunisair ab Zürich und Genf nach Tunis und Djerba, auf denen viele Schweizer TOs Charterplätze haben, sowie der neue Flug ab Genf nach Monastir (ein Mal pro Woche, mittwochs, mit Tunisair). Hinzu kommen noch weitere Charterflüge mit Nouvelair nach Djerba. Zwar ist man von früheren Niveaus noch weit entfernt, aber es geht in die richtige Richtung.

Tunesien hat versucht, die Krise für sich zu nutzen

Slimane weist darauf hin, dass die politische Situation in Tunesien «stabil» ist und dass die Sicherheitsvorkehrungen im ganzen Land im Anschluss an die Attentate in Sousse deutlich erhöht wurden. Dies habe wieder Vertrauen geschafft.

Zudem sei die lokale Tourismusbranche nicht in Selbstmitleid verfallen, sondern habe sich bemüht, längst überfällige Investments zu tätigen, um touristische Infrastrukturen, vor allem im Hotelsektor, auf internationales Niveau zu heben. «Hotelverbände wie die FTH oder die FTAV haben, teils mit Hilfe von staatlichen Zuschüssen, ihr Produkt deutlich verbessert», so Slimane.

Mit Erfolg: Tunesien kehrt langsam, aber sicher auf die touristische Landkarte zurück. «Nebst den früheren Stammgästen und einigen Nostalgikern, die zurückkommen, freut es uns besonders, immer mehr Paare empfangen zu dürfen, welche die hierzulande noch recht neuen ‚Adults only‘-Hotelkonzepte entdecken wollen», frohlockt Slimane. Für Familien sei die Nähe, rund zwei Flugstunden ab dem Herzen Europas, sowie das gute Preis-/Leistungsverhältnis attraktiv. Und für Senioren das ganzjährig angenehme Mittelmeerklima.

Während es in der Schweiz noch harzt, kehren internationale Touristen – insbesondere Franzosen – bereits in grossen Mengen zurück: Im ersten Quartal 2017 registrierte Tunesien ein Plus von 25% bei internationalen Touristen.

Es gibt viel Neues zu entdecken

Zu den verbesserten Infrastrukturen gehören nicht nur Hotels, sondern auch öffentliche Einrichtungen wie Parks, Promenaden oder auch die Flughäfen. Dazu wurde der Eventkalender markant ausgebaut. Slimane erwähnt etwa Djerbahood, ein spannendes Outdoor-Kunstprojekt in einem Dorf auf der beliebten Insel, oder Dreamcity Tunis, ein weiteres Kunstfestival in der Medina von Tunis. Dazu gibt es diverse Musikfestivals oder, just im Oktober, das «Cook & Share Tunisia» im Ribat von Monastir, wo grosse Chefs aus ganz Europa traditionelle tunesische Küche neu interpretieren.  

Zu den wichtigen neuen Hotels zählen etwa das im Dezember eröffnende Four Seasons in Tunis-Gammarth, das Dar El Marsa in Tunis-La Marsa, das «Adults only»-Hotel La Badira in Hammamet (ein Mitglied der Leading Hotels of the World), oder auch das Mövenpick Tunis, welches bereits viele Änderungen angebracht hat und ab November 2017 alle Zimmer modernisieren wird. Ebenfalls erwähnenswert sind die über AirBnB buchbaren Residence Nour Douz in der Wüstenstadt Douz. Slimane erinnert zudem daran, dass herkömmliche Attraktionen wie Golfplätze oder Thalassotherapie-Angebote weiterhin im ganzen Land verfügbar auf auf Top-Niveau sind.

Weitere Infos zu Tunesien gibt es unter der neu gestalteten Website www.discovertunisia.com. Wer auch mal wieder bildlichen Input zu den Schönheiten Tunesiens braucht, dem sei das nachfolgende, brandneue Video empfohlen.