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Der ägyptische Ferienort Hurghada am Roten Meer erfreut sich wieder zunehmender Beliebtheit. Bild: Fotolia

Das schrittweise Comeback von Ägypten

Gregor Waser

Das Rote Meer meldet sich zurück. Die Ägypten-Spezialisten sprechen von deutlichen Zuwächsen. Nach Sharm-el-Sheikh wagt sich aber erst eine Schweizer Airline.

Die besten Jahre hatte Ägyptens Tourismus 2009 und 2010. Dann folgte der Arabische Frühling 2011, die Destination erlitt einen ersten Rückschlag – und rappelte sich langsam wieder auf.

Ende 2015, mit dem mutmasslichen Abschuss einer russischen Charter-Maschine über dem Sinai und der vorübergehenden Stopp westeuropäischer Airlines, Sharm-el-Sheikh anzufliegen, folgte ein weiterer Hieb für die beliebte und in den Reisebüros als wichtiges Herbst- und Winter-Ziel vermisste Badedestination am Roten Meer. Auch das Niltal blieb ein Sorgenkind, Kulturtouristen reagieren auf das Thema Sicherheit noch sensibler als Strandgänger.

Doch nun zeichnet sich Besserung ab. «Das Herbst- und Wintergeschäft nach Ägypten läuft sehr gut und hat sich im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt», sagt TUI-Suisse-Sprecherin Bianca Schmidt. TUI habe einige Hotels in Ägypten renoviert wie etwa den Robinson Club Soma Bay oder einige Zimmerkategorien im TUI Magic Life Kalawi neu ins Programm aufgenommen. Florian Tomasi, Produktverantwortlicher bei der FTI Touristik AG sagt: «Die Nachfrage nach Ferien in Ägypten ist für die kommende Herbst- und Wintersaison hoch. Wir sind sehr zufrieden mit den Buchungseingängen. Wir rechnen mit einem Buchungszuwachs im zweistelligen Prozentbereich.»

Umsatz- hält mit Passagierentwicklung nicht mit

Von einem «schrittweisen Comeback» spricht Michael Grütter, Geschäftsführer vom Ägypten-Spezialisten Express Travel International (ETI): «Es läuft derzeit deutlich besser als im Vorjahr und dem Vorvorjahr. Jetzt stehen uns auch wieder mehr Flugkapazitäten nach Ägypten zur Verfügung. Was uns freut: wir verzeichnen wieder mehr Buchungen von Familien und generell mehr langfristige Buchungen. Man darf sich aber nicht blenden lassen: Badeferien sind nirgendwo sonst so preiswert. Die Umsatzentwicklung kann mit dem Passagierwachstum nicht mithalten.»

Auf die einzelnen Destinationen angesprochen, sagt Grütter: «Vor allem Hurghada und Marsa Alam sind gefragt. Wir haben auch viele Stammgäste für Sharm-el-Sheikh. Hier haben wir ab Herbst mit Germania wieder eine direkte Fluglösung ab Zürich. Für Luxor gibt es keine Direktflüge mehr, Luxor wird in Kombination mit Hurghada angeboten.» Neu nimmt ETI im Oktober mit der Airline Al Masria einen Zusatzflug nach Hurghada auf.

Eine gute Nachfrage verzeichnet auch Ägypten-Spezialist Amin Travel. Bereits im Juni liegt der diesjährige Umsatz über jenem vom letzten Jahr, sagt Geschäftsführer Reto Amin: «Vor allem für September, Oktober und November sind wir sehr zufrieden mit der Nachfrage, aber auch für 2018 kommen schon Buchungen herein. Als Spezialist bieten wir insbesondere Rundreisen an – etwa Kombinationen von Kairo, den Pyramiden und Nilfahrten nach Luxor und Assuan. Auch Hurghada und Marsa Alam haben angezogen.» Aufgrund der verstärkten Nachfrage hat Amin Travel das Angebot an «Long Cruises» ausgebaut. Dies sind Kreuzfahrten zwischen Kairo und Assuan (2 Wochen), welche bei Kulturliebhabern sehr beliebt seien.

Genügend Kapazitäten

Tim Bachmann, Director Touroperating Dyna & Package bei Hotelplan Suisse, stellt ebenso fest: «Die Nachfrage nach Ferien in Ägypten steigt definitiv an. Wir haben ab Juli unser Angebot ausgebaut, noch deutlicher ab kommendem Herbst». Vor allem Hurghada und Marsa Alam steht bei Hotelplan Suisse hoch im Kurs. Die Hotelpreise seien derzeit äusserst tief.

Gespannt sein kann man auf ein mögliches Comeback von Sharm-el-Sheikh. Denn erstmals seit dem Frühling 2016 fliegt mit Germania ab dem 7. Oktober 2017 wieder eine Schweizer Airline direkt an den Badeort auf der Sinai-Halbinsel, im Oktober samstags, ab November freitags. «Wir sind zufrieden mit den Vorausbuchungen für kommenden Herbst/Winter», sagt zum jetztigen Zeitpunkt Urs A. Pelizzoni, CCO der Germania Flug AG.  Zudem fliegt Germania ab 24. September zweimal nach Hurghada (Mittwoch und Sonntag) sowie von Juli bis Oktober zweimal nach Marsa Alam (Dienstag und Donnerstag), ab November einmal (Donnerstag).

Auf die kommende Wintersaison hin ausgebaut hat das Angebot auch Edelweiss. Die Swiss-Schwester fliegt im Winter viermal nach Hurghada und einmal nach Marsa Alam. In Anbetracht dieser Kapazitäten hat sich Helvetic Airways entschieden, von einer Wiederaufnahme von Ägypten-Flügen vorerst abzusehen. «Für das aktuelle Bedürfnis gibt es genügend Kapazitäten, wenn nicht gar Überkapazitäten», sagt Tobias Pogorevc, CFO bei Helvetic Airways.

Biometrische Sicherheitsschleusen

Sicher als positives Signal zu werten ist, dass die Flughäfen in Hurghada, Kairo und Sharm-el-Sheikh in den letzten Monaten mit biometrischen Sicherheitsschleusen ausgestattet wurden. Gutes vernimmt man von Tauchern. Im Roten Meer habe sich die Flora und Fauna zuletzt erholt.

Noch dürfte sich die aktuelle Nachfrage unter der Hälfte jenes Niveaus der Jahre 2009 und 2010 bewegen. Doch Ägypten meldet sich zurück. Für Reisende, die im Spätherbst und Winter weniger als zehn Stunden fliegen möchten für einen Strandaufenthalt, öffnet sich neben den Kanarischen Inseln nun wieder eine altbekannte und beliebte Option.