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Roger Dow, Präsident der US Travel Association, wendet sich im Newseum von Washington an die versammelte Presse – einladend, aber unkritisch. Bild: TN

Trump, der Elefant im Zimmer

Jean-Claude Raemy

Am IPW in Washington D.C. ist der US-Präsident bislang noch ein Non-Thema. Das wird sich in den kommenden Tagen ändern.

Wer im Englischen sagt, es sei «an elephant in the room», der meint, dass etwas «offensichtlich, aber unausgesprochen» sei. Sinnigerweise ist der Elefant auch das Symboltier der Republikanischen Partei. Und das aktuelle Gebaren der an der Macht stehenden Partei, und insbesondere von US-Präsident Donald Trump, ist dieser Tage in Washington DC ein gewaltiger «elephant in the room».

Die Messe ist noch nicht in Gang, aber alle sind schon vor Ort, haben Fam-Touren unternommen, sich auf Cocktail-Parties und anderen Anlässen getroffen. Donald Trump ist bei Diskussionen mit US-Vertretern bislang ein Non-Thema. Besonders enttäuschend: Am offiziellen Pressebrunch am Sonntag treten Roger Dow, Präsident der US Travel Association, und Chris Thompson, CEO von Brand USA, vor die 500 Medienleute. Da Dow via der Website der USTA ziemlich deutlich gegen das aktuelle Gebaren der USA gegenüber Einreisenden wetterte, mitsamt Videobotschaft, und nachdem die IPW-Badges demonstrativ mit einem «Welcome»-Pin versehen sind, durfte man schon etwas erwarten. Aber – noch – Fehlanzeige.

Auch Thompson, dessen Brand USA wegen dem neuen Budgetvorschlag Trumps unter Druck ist, zeigt lieber Bilder von sich, als eine Brandrede pro Brand USA zu halten. Es wird über die Rekordzahl Teilnehmer und die Vorzüge der Gaststadt Washington gesprochen. Keine kritische Äusserung, keine Zeit für Fragen. Da wurde eine Chance vertan.

Anteile gehen verloren

Fairerweise muss man sagen, dass sich dies in den kommenden Tagen garantiert ändern wird. Die USA sind daran, im globalen touristischen Markt deutlich Anteile zu verlieren. Immer neue Studien belegen ein sinkendes Interesse an den USA, welches sich zumindest teilweise deutlich an der aktuellen Politik festmachen lässt.

Hans Gesk, Präsident des Visit USA Board Deutschland, findet am Frühstück als einer von wenigen deutliche Worte. Und appelliert gleichzeitig daran, dass gerade in dieser Situation die USA-Anbieter aus Deutschland, der Schweiz und Österreich «zuverlässige Partner» sein sollen, welche diesem wunderbaren Reiseland die Stange halten. Das Netzwerken wird dieser Tage umso wichtiger sein.

Eines muss man hier aber auch noch anfügen: Die Einreiseprozedur ist absolut im Rahmen, nach 20 Minuten sind alle Formalitäten erledigt, trotz grossem Andrang. Es ist also nicht so, dass die USA schon jetzt weniger «willkommend» wären. Das ist – leider – nur der Eindruck, den ihr medial überpräsenter Präsident derzeit aussendet. Signale mit üblen Folgen für den Tourismus.