Destinationen

Brand USA sollte touristische Brücken in die USA bauen. Die neue US-Regierung scheint aber eher eine Abschottungspolitik zu verfolgen. Bild: Brooklyn Bridge/Josh Wilburne

Brand USA ist auf Trumps Abschussliste

Jean-Claude Raemy

Die Tourismusvermarktungsagentur figuriert im neuen US-Budget nicht mehr. Das sagt vor allem etwas darüber aus, wie unwichtig Tourismus in den Augen der neuen US-Regierung ist.

Gestern wurde in Washington das neue US-Budget an den Kongress überreicht. Wie aus den offiziellen Zusammenfassungen hierzu hervorgeht, soll Brand USA eliminiert werden. Zwar kostet die Tourismusvermarktungsagentur den Steuerzahler nichts, da sie sich aus privaten Zuwendungen sowie aus Einnahmen aus dem ESTA-Programm finanziert. Es geht aber darum, eben diese Einnahmen aus der ESTA-Gebühr neu der «Customs and Border Protection» (CBP), also Sicherheitsmassnahmen an den US-Grenzen, zukommen zu lassen.

Mit anderen Worten: Die im Mai 2011 lancierte Agentur, deren Ziel es ist, mehr internationale Besucher in die USA zu locken, soll zugunsten der Verstärkung von Sicherheitsmassnahmen an den ohnehin schon scharf bewachten Grenzen Amerikas abgeschafft werden.

Obwohl die Abschaffung längst nicht beschlossen ist – das US-Parlament muss das Budget ja noch gutheissen und wird in den kommenden Monaten bestimmt noch diverse Änderungen daran vornehmen – sendet die im Budget definierte Absicht der US-Regierung ein klares Signal aus: Touristisches Wachstum hat keine Priorität, Sicherheit geht über alles.

Vielleicht geht es aber auch darum, eine weitere Errungenschaft von Barack Obama zu tilgen: Er hatte 2009 den «Travel Promotion Act» ins Leben gerufen, aus welchem letztlich Brand USA hervorging. Das Gesetz war eines von wenigen, welches von beiden US-Parteien getragen wurde und dessen Vorteile sich an den in den letzten Jahren deutlich wachsenden US-Einreisezahlen auch messen liessen.

Der Abbau von Brand USA würde Jobs kosten

Erste Reaktionen liessen natürlich nicht lange auf sich warten. Roger Dow, der Präsident & CEO der US Travel Association (USTA, links im Bild), hat auf der USTA-Website bereits ein Statement abgegeben. Ihm zufolge trugen die Aktivitäten von Brand USA der US-Wirtschaft allein im letzten Jahr 8,9 Milliarden Dollar zu, was «ein 28-zu-1 Return on Investment» sei. Er geht davon aus, dass die Abschaffung von Brand USA das Budget tiefer in die roten Zahlen drücken würde. Vor allem aber versteht Dow nicht, weshalb eine Branche, welche 15 Millionen Jobs in den USA bietet, absichtlich geschwächt wird von einer Regierung, welche den Aufbau von Jobs in den USA als wichtigste Wahlkampfparole führte.

US-Präsident Donald Trump besitzt selber eine Hotelkette. Vielleicht gilt ja in Bezug auf die Gäste dieser Kette «America First», oder generell für den Tourismus in den USA. Die Schwächung internationaler touristischer Nachfrage hätte aber verheerende Folgen für die US-Wirtschaft.