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Die Unberührtheit der Antarktis fasziniert - und zieht immer mehr Touristen an. Diese wollen dort inzwischen auch Skifahren oder Campen. Bild: Cassie Matias/Poseidon

Über 1000 Schweizer in der Antarktis

Jean-Claude Raemy

Der sechste Kontinent zieht mehr Besucher denn je an und diversifiziert das touristische Angebot. Die Schweiz gehört zu den Top-Quellmärkten.

Die Antarktis ist mit 14 Millionen Quadratkilometern grösser als Europa, aufgrund der extremen Witterungsverhältnisse aber praktisch unbewohnt und auch kein souveränes Territorium (sieben Länder haben Gebietsansprüche in der Antarktis). Touristische Besuche dieses Erdteils gibt es seit vergleichsweise wenigen Jahren, meist in Form von Expeditions-Schiffsreisen mit speziell dafür konzipierten – und zunehmend luxuriösen – Schiffen.

Es gibt längst auch einen Verband namens International Association of Antarctica Tour Operators (IAATO). Und laut diesem wurde allein in der Saison 2016/2017 ein Wachstum von 15% bei den Besucherzahlen in der Region konstatiert. Total kamen 44‘367 Besucher, davon 33‘237 per Schiff mit Landgang, 7475 per Schiff ohne Landgang, 3203 in einer «Air & Cruise»-Kombination mit Landgang, und 452 ohne Landgang.

Für die kommende Saison 2017/2018 wird abermals mit 5% Wachstum gerechnet. Damit würden rund 46‘400 Personen die Antarktis besuchen – also den Kontinent, den im Sommer nur rund 4000 Wissenschaftler (im Winter gar nur 1000) bevölkern.

1034 Besucher aus der Schweiz

Die grösste Nachfrage kommt bislang klar aus den USA (14‘566 Besucher), gefolgt von China (5286) und Australien (4451). Die kleine Schweiz ist der achtgrösste Quellmarkt, mit 1034 Besuchern in der letzten Saison, oder einem globalen Marktanteil von 2%. Die Anzahl Antarktis-Reisender wird hierzulande sicher weiter zunehmen.

Die oben genannten Zahlen dürften ziemlich präzise sein, da sie von den IAATO-Mitgliedern kompiliert werden. Unter den 50 Mitglieds-Gesellschaften sind alle namhaften Expeditions-Seereise-Unternehmen, wovon viele in der Schweiz aktiv sind oder verkauft werden, wie etwa Hurtigruten, Hapag-Lloyd, Seabourn, Silversea, Celebrity Cruises, Holland America, Lindblad, Quark, Abercrombie & Kent, Poseidon oder Ponant.

Skifahren, Tauchen und Campen im Ewigen Eis

Als Ursachen für das Wachstum der Nachfrage werden, zu Recht, das grössere Angebot sowie die bessere Erreichbarkeit per Flugzeug genannt. Es gibt aber noch andere Gründe. Diese liegen in einer Diversifizierung des Angebots. Natürlich gehen die meisten Touristen wegen der schieren Entfernung, den Tieren und den kargen Eislandschaften in die Antarktis. Doch das allein reicht nicht mehr allen. Manche wollen eine spezielle Reiseform, welche zusätzlichen Sinn schafft oder einen «Wow»-Effekt beinhaltet.

Beispielsweise gibt es inzwischen Anbieter, welche Skitouren in der Antarktis anbieten, oder Meereskajak-Touren zu den Pinguinen, oder sogar Camping auf dem Eis. Ebenso gibt es mittlerweile die Möglichkeit, in den eisigen Gewässern zu tauchen oder auch die Ostantarktis mit selten fahrenden Versorgungsschiffen zu erkunden (die allermeisten Besuche/Landgänge erfolgen in der Westantartkis). Die Polarspezialisten lassen sich einiges einfallen und vergessen dabei doch nicht die Nachhaltigkeit – schliesslich ist die Antarktis der letzte praktisch unberührte Kontinent.