Destinationen

Immer mehr chinesische Touristen reisen individuell durch die Schweiz. Bild: TN

Schweiz Tourismus peilt die Chinesen immer besser an

Die Individualreisenden aus China erobern die Schweiz und werden dabei von Schweiz Tourismus mit gezieltem Marketing angelockt. Im Winter sollen die Chinesen künftig sogar zur wichtigsten ausländischen Touristengruppe avancieren.

Die Erfolgsstory der chinesischen Touristen in der Schweiz begann bereits im Jahr 2015: Damals lösten die Gäste aus China mit 1,6 Millionen Logiernächten Frankreich als viertwichtigsten ausländischen Herkunftsmarkt ab. Waren die Chinesen bislang vor allem in der Gruppe auf der klassischen Route Italien-Schweiz-Frankreich unterwegs, lässt sich nun ein eindeutiger Trend in Richtung Individualreisen festmachen.

Der Absatz des Swiss Travel Pass, der den Nutzern unbeschränkte Fahrten mit dem Zug, Bus, Boot und Tram ermöglicht, stieg im letzten Jahr um 4,7 Prozent. Swiss Quality Hotels, die an 40 Standorten in der ganzen Schweiz 60 Häuser betreiben, verzeichnen in den ersten beiden Monaten dieses Jahres einen Anstieg bei den individuellen Übernachtungen aus China von 144,5 Prozent im Vergleich zur selben Periode des Vorjahrs. Vor allem die Last-Minute-Buchungen nahmen zu: 12 Prozent der Buchungen aus China wurden am selben Tag der Ankunft gemacht; 20 Prozent innert der ersten fünf Tagen nach Ankunft.

«Dies lässt darauf schliessen, dass chinesische Reisende mit einem Schengen-Visum immer unabhängiger und spontaner werden. Sie reisen, wohin sie gerade wollen», sagt Amjad Nashashibi, Director of Sales, Marketing & Distribution bei Swiss Quality Hotels International. «Ich vermute, dass solche Last-Minute-Buchungen via Smartphone während der Reise getätigt werden. Die Chinesen gaben im Vergleich zum Vorjahr auch mehr Geld für die Nacht aus.»

Zusammenarbeit mit chinesischen Reiseveranstaltern

Im Durchschnitt bleiben die chinesischen Touristen zwei Nächte an einer Destination und besuchen vermehrt verschiedene Regionen in der Schweiz anstatt sich wie früher vor allem auf die beliebten Touristen-Hot-Spots wie Interlaken oder Luzern zu konzentrieren.

Gemäss «Skift» setzt Schweiz Tourismus auf Präzisionsmarketing. Davon sollten andere bei Chinesen beliebte Zielgebiete wie USA, Kanada oder Neuseeland Notiz nehmen. Der chinesische Markt verändere sich schnell. Reiseveranstalter würden vermehrt spezielle Teams oder Marken gründen, um neue Reisesegmente optimal erfassen und bedienen zu können. Die OTAs werben dabei vor allem um die Gunst der jüngeren Generation aus China, die dank moderner Technologie und neuen Vertriebswegen direkt angesprochen und individuell bedient werden soll.

Schweiz Tourismus will der aktuellen Marktlage entsprechend den Fokus weniger auf Gruppen, dafür mehr auf die individuellen Reiseinteressen der Chinesen setzen. So sollen beispielsweise Wanderer, Biker, Schneesportler oder Kulturliebhaber gezielter angesprochen werden. Dank rund 40 neuen Produkten, die gemeinsam mit chinesischen Reiseveranstaltern entwickelt werden, will Schweiz Tourismus zusätzliche 920‘000 Übernachtungen von chinesischen Gästen generieren.

15 Millionen Chinesen fahren bereits Ski

Um auch in den chinesischen Medien präsent zu sein, sollen rund 100 Journalisten inklusive Blogger aus China zu Medienreisen in die Schweiz eingeladen werden. Schweiz Tourismus hat ausserdem eine Zusammenarbeit mit der chinesischen Fahrer-/Reiseführer-Plattform HiGuides lanciert. Einige dieser Guides sollen ab Frühjahr die chinesischen Gäste auf der Grand Tour of Switzerland begleiten.

Aber auch gerade im Winter will die Schweiz die Chinesen ins Land holen. Die Touristen aus China sollen künftig zum führenden Markt in der Wintersaison avancieren. Vierzehn Skischulen in der Schweiz bieten dementsprechend Skikurse auf Chinesisch an. Zermatt Bergbahnen zählt seit kurzen drei chinesische Angestellte in Peking zum Team. Die neuen Mitarbeitenden sollen als Bindeglied zwischen China und der Schweiz fungieren und vermehrt chinesische Wintersportler in die Schweiz holen. Immer soll es in China bereits 15 Millionen Skifahrer geben – alles potentielle Wintersportkunden.

(LVE)