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Psychedelische Parties haben Goa weltbekannt gemacht. Ist damit bald Schluss? Bild: ADNG

Party-Stopp für Goa

Goas Regierungschef räumt auf: Ab 22 Uhr soll künftig die Musik leise gedreht werden. Auch Drogen, Prostitution und Glücksspiel sollen härter bestraft werden.

Goa ist zwar der kleinste indische Bundesstaat, jedoch einer der bekanntesten. Bereits in den 60er-Jahren strömten viele Hippies in die frühere portugiesische Kolonie, um dort ihrem idealen Lebensstil frei nachgehen zu können. In den 90er-Jahren und mit dem Aufkommen der Goa-Musik gab es ein touristisches Comeback, welches bis heute anhält. Inzwischen ziehen die schönen Sandstrände und die bunte Vermischung von indischer und europäischer Kultur rund vier Millionen Touristen pro Jahr an.

Allerdings werden nun touristische Einbrüche befürchtet. Dies, weil die kürzlich gewählte neue Regierung des Bundesstaats ein Durchgreifen gegen die ausschweifenden Partynächte in Clubs und vor allem auch an den Stränden angekündigt hat. Konkret: Der seit dem 16. März 2017 amtierende Regierungschef Manohar Parrikar kündigte an, dass das bislang ignorierte Verbot, nach 22.00 Uhr laute Musik zu spielen, ab sofort konsequent umgesetzt werde. Die Polizei werden mittels Razzien gegen Drogen, Prostitution und Glücksspiel vorgehen.

In der «Hindu Times» wird der amtierende Tourismusminister Goas, Manohar Ajgaonkar, folgendermassen zitiert: «Wir haben eine neue Tourismus-Agenda für Goa erstellt. Die Sicherheit der Touristen hat höchste Priorität. Wir haben die Budgets für Sicherheitsmassnahmen erhöht.» Die staatliche Goa Tourism Development Corporation (GTDC) werde die touristische Infrastruktur deutlich verbessern und «rund um die Uhr» Sicherheit garantieren. Dazu gehöre auch, Verkäufer an den Stränden Goas davon abzuhalten, die Touristen permanent und teils aufdringlich zu belästigen.

Verliert Goa sein Flair?

Was gut klingt, könnte aus touristischer Sicht Folgen haben: Goa hat schliesslich touristisch genau davon gelebt, dass man eben relativ frei feiern konnte, psychedelische Substanzen frei erhältlich waren und Gesetze ziemlich lasch umgesetzt wurden. Der in den 60er-Jahren geschaffene Mythos der Aussteiger-Stadt, wenn auch nur für vorübergehendes Aussteigen, hält sich hartnäckig. Hier hatten die inzwischen weltweit verbreiteten «Full Moon Partys» ihren Ursprung, und ziehen weiterhin tausende junger Touristen an. Das bringt zweifelsohne auch eine ganze Reihe von Problemen mit sich, hinsichtlich Drogenkonsum oder Abfall. Aber ob eine «Gentrifizierung» von Goa die richtige Lösung ist? Die Lokalbevölkerung scheint weitgehend mit den angekündigten oder bereits ergriffenen Massnahmen einverstanden zu sein.

Ob es wirklich soweit kommt, wird sich aber erst noch zeigen. Bereits 2014 forderte der damalige Premierminister Goas, Sudin Dhavalikar, ein Verbot von Bikinis und war auch der Ansicht, Alkohol und Bars seien gänzlich zu verbieten. Umgesetzt wurde davon letztlich nichts. Allerdings wird in Indien nun mehr als auch schon durchgesetzt, was sich die Behörden vorgenommen haben – auch hier teils mit der Folge, dass Touristen verunsichert sind, etwa wegen den Engpässen bei der Bargeldversorgung. Im Kampf gegen Steuerhinterziehung und Korruption hatte die Regierung in Neu-Delhi Anfang November 2016 alle 500- und 1000-Rupien-Scheine überraschend für ungültig erklärt. Der jetzt offenbar ernsthaft beginnende Kampf gegen den Partytourismus in Goa macht den Bundesstaat langfristig gewiss für eine breitere Touristenschicht zugänglich, doch wird Goa seinen Nimbus verlieren.

(TN)