Hotellerie

Eine von mehreren Neueröffnungen in diesem Jahr: Das Four Seasons Maldives Private Island at Voavah im Baa-Atoll. Bild: Four Seasons

Zu viele Betten verderben den Preis

Auf den Malediven werden weiterhin viele Resorts gebaut. Das bleibt für den Hotelsektor nicht ohne Folgen – und drückt auf die Preise.

Wie jedes Jahr herrschte am Stand der Malediven während der ITB Berlin reger Verkehr. Das Inselparadies im Indischen Ozean ist weiterhin angesagt. Wie aus kürzlich publizierten Zahlen hervorgeht, wurden 2016 total 1‘286‘135 internationale Besucher empfangen, was einem Plus von 4,2% gegenüber 2015 entspricht. Zur Erinnerung: Die Malediven zählen rund 350'000 Einwohner.

Rund 45% der Touristen kommen aus europäischen Quellmärkten. Deutschland hat einen Marktanteil am gesamten touristischen Aufkommen von 8,3%, Grossbritannien von 7,9%; die Schweiz hat mit 31‘678 Besuchern (-0,8%) einen Anteil von 2,5% und ist europaweit fünftwichtigster Quellmarkt. Nur Italien und Frankreich befördern noch etwas mehr Touristen auf die Malediven. Weltweit liegen nur vier weitere Quellmärkte noch vor der Schweiz: China, Japan, Indien und, ganz knapp, die USA. China ist mit 25,2% Marktanteil der mit Abstand grösste touristische Quellmarkt für die Malediven, verzeichnete aber 2016 ein Besucher-Minus von 9,8% für die Malediven.

11% mehr Betten 2016

So weit, so gut. Trotzdem gibt es teils besorgte Gesichter im Malediven-Business. Das hat mit der massiven Bautätigkeit zu tun, welche immer mehr Betten auf den Markt spült. In Zahlen belegt: Gab es 2015 noch 108 Resorts mit insgesamt 23‘936 Betten, waren es Ende 2016 bereits 117 Resorts mit 26‘557 Betten. Das Bettenangebot ist also innert Jahresfrist um fast 11% gewachsen. Bei den Übernachtungszahlen ist es so, dass 2015 noch 543‘987 Übernachtungen gezählt wurden und 2016 dann 565‘291, das ist ein Wachstum von 3,9%. Die durchschnittliche Auslastung ging im selben Zeitraum von 73,3% auf 68,7% zurück.

Mit den noch in der Pipeline steckenden Resorts könnte das Problem der sinkenden Auslastungen noch akzentuiert werden. Ein Hotelmanager, der nicht genannt werden will, erklärte: «Die hohe Nachfrage der letzten Jahre hat sich abgeflacht, doch viele aufgrund der hohen Nachfragen lancierten Hotelprojekte kommen erst jetzt auf den Markt.» Noch bis vor wenigen Jahren wurden fast jährlich zweistellige Zuwachsraten verzeichnet.

Andreas Zgraggen, Geschäftsführer von Malediven-Leader Manta Reisen, bringt es auf den Punkt: «Es ist richtig, dass die Passagier-Zahlen auf die Malediven stagnieren. Ich würde noch nicht von einem Rückgang sprechen. Der chinesische Markt ist leicht rückläufig, dies könnte sich noch verstärken. In der Schweiz sehen wir einen leichten Rückgang von etwa 3-5%. Das wird wohl eine Verlagerung von den Malediven zu Mauritius sein.» Obwohl ihn die allgemeine Nachfrage nicht beunruhigt, analysiert auch Zgraggen einen Wechsel bei den Malediven von einem «Seller’s Market» hin zu einem «Buyer‘s market»: «Ich führe das nicht in erster Linie auf den Rückgang der Passagierzahlen zurück, als vielmehr auf die vielen neuen Resorts. 2016 wurden elf neue Resorts eröffnet. Wenn jedes Resort im Durchschnitt 90 Zimmer hat, dann heisst das nichts weniger als einen jährlichen Zuwachs von 361‘000 Roomnights. Und es wird munter weiter gebaut.»

Wie den oben erwähnten Zahlen zu entnehmen ist, gab es 2016 auf den Malediven «nur»  21‘304  zusätzliche Übernachtungen, bei 361‘000 zusätzlichen Roomnights im Angebot. Die Diskrepanz wird langsam greifbar.

«Diese Entwicklung ist aber nicht erstaunlich, denn die Malediven gelten in punkto ‚Return On Investment‘ immer noch als eines der weltweit attraktivsten Länder», führt Zgraggen weiter aus, und fügt an: «Dass sich diese Entwicklung mittelfristig auf die Preise auswirkt, ist normal.»

Sind die Überkapazitäten also einfach Teil eines relativ normalen Geschäftszyklus‘ oder haben die Malediven ein längerfristiges Problem? Das lässt sich natürlich nur schwer voraussagen. Falls sich der politisch sensitive chinesische Quellmarkt schnell erholt, können die vielen Betten schnell wieder gefüllt werden. Überdies weisen mehrere maledivische Hoteliers darauf hin, dass in der Hochsaison wie etwa im Dezember auch so noch ziemliche Bettenknappheit herrsche. Vorerst dürfte aber eine Saison auf uns zukommen, in welcher auf den Malediven, die nicht unbedingt als günstiges Ferienziel bekannt sind, durchaus ein paar Schnäppchen zu erzielen sind.

(JCR)