Destinationen

Bildergalerie
5 Bilder
Die Chadschu-Brücke ist eines der Wahrzeichen von Isfahan. Bild: Daniel Tschudy

Wo die Seidenstrasse noch lebendig ist

Besuch in Isfahan, Persiens ehemaliger Hauptstadt.

Er nannte sich einst «Meidān-e Naghsch-e Dschahān», dieser herrliche und fast unendliche Stadtplatz im historischen Zentrum von Isfahan. Seine Dimensionen sind 560 auf 160 Meter, also rund 90‘000 Quadratmeter. Angelegt wurde er ab 1598 als Königsplatz, während der Dynastie der Safawiden. Nach der islamischen Revolution erfolgte die Umbenennung in «Platz des Imams».

Wir sind im Zentrum der 2-Millionen-Stadt Isfahan, in den Bergen Irans und an der Südroute der Seidenstrasse. Eine Metropole der Vergangenheit mit einer kulturellen Identität, die vor vierhundert Jahren geschaffen wurde und noch immer spürbar ist. Einst Hauptstadt und blühendes Zentrum Irans und nun fast im Dornröschenschlaf - nicht auf einen Prinz wartend, sondern dass es vom internationalen Tourismus entdeckt wird. Die Menschen hier sind ruhig und unaufgeregt, ganz anders als die Hauptstädter im hektischen Teheran. Es ist, als warte Isfahan auf seine Zukunft und orientiere sich dabei an seiner Vergangenheit.

Prächtige Vergangenheit

1598 verlegte der persische Herrscher Abbās I. seine Hauptstadt nach Isfahan und begann sofort mit den Arbeiten an einem neuen Stadtteil. Es entstanden prachtvolle Gartenanlagen, breite Boulevards, herrliche Moscheen, öffentliche Bäder und Koranschulen. Für den Bau holte er Künstler und Handwerker aus dem ganzen Land und auch aus Armenien. So entstand eine kosmopolitische Stadt mit einem friedlichen Nebeneinander von Muslimen, Juden und Christen. Noch heute leben 2000 Juden und über 10‘000 christliche Armenier in Isfahan. Beide ethnische Gruppen haben ihre eigenen Quartiere. Vor allem das armenische Viertel Dschulfa ist ein Muss für alle Besucher. Dort befindet sich unter anderem die Vank-Kathedrale, eine armenisch-apostolische Kirche, die auch in der armenischen Heimat bekannt ist und verehrt wird.   

Isfahan erreicht man ab Teheran, via Kashan, in rund sechs Bus-Stunden oder dann in einem 50-Minuten Flug, etwa mit Iran Air oder Qeshm Airlines. Auch wegen den internationalen Sanktionen sind Roll- und Flugmaterial nicht auf dem neusten Stand. Reisen in Iran erfordert Zeit und Geduld und manchmal vielleicht sogar eine Prise Galgenhumor. Aber das Erlebnis wird durch die Gastfreundschaft der Iraner und ihren uralten Stolz auf Land und Geschichte mehr als aufgewertet.

Die iranische Küche ist lecker und wirkt gar nicht fremd. Die Fast-Food Läden mit Pizzas und Burgers kann man getrost meiden. Zum Empfehlen ist das 1346 erstmals erwähnte, herrliche persische Restaurant Shahrzad. Die ausländischen Besucher kommen nicht primär wegen dem Essen, sondern vielmehr wegen des geschichtsträchtigen Ambientes.

Hotels gibt es viele, aber auch viele einfache. Wer mit dem Rucksack unterwegs hat keine Mühe, gastfreundliche Unterkünfte zu finden. Wer es ein bisschen eleganter wünscht, erhält mit dem Hotel Abbasi im Herzen der Stadt eine spannende Alternative. Im 17. Jahrhundert erbaut, diente der Komplex mit seinem quadratisch angelegten Garten als Basar und Karawanserei. 1957 wurde es in eine 220-Zimmer-Herberge umgebaut und ist heute ein feines Erstklass-Hotel mit luxuriösem Interieur und visualisierter Geschichte.

(DT)