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«Was? Das alles bietet Colorado?»
Jean-Claude RaemyGestern ging die jüngste Ausgabe des Visit USA Seminar über die Bühne, im vertrauten Rahmen des Mövenpick Hotel in Regensdorf. Insgesamt 54 Aussteller waren zugegen und deckten praktisch das ganze USA-Angebot aus dem Schweizer Markt ab.
Laut Heinz Zimmermann von Top Line Marketing, welche die Organisation des Anlasses im Auftrag des Visit USA Committee Switzerland verantwortet, kamen 375 Besucher: «Das waren zwar 25 Besucher weniger als im Vorjahr. Es ist aber trotzdem eine starke Zahl, wenn man bedenkt, dass in den letzten 24 Monaten weitere 300 Reisebüros schweizweit geschlossen wurden, was aus den Zahlen der Mailinghouse Flühmann hervorgeht.» In der Tat war der Besucheraufmarsch vor allem am Morgen gross; am Nachmittag klagten einige Aussteller über einen merklichen Schwund an Teilnehmern – ein Phänomen, welches auch schon in den Vorjahren festzustellen war.
Grundsätzlich war der Tenor aber ausgezeichnet. Insbesondere die Vertreter des US-Bundesstaats Colorado, welcher dieses Jahr als «featured destination» einen bemerkenswerten Auftritt hinlegte, waren begeistert. «Wir haben grosses Interesse an unserem Staat festgestellt und auch viel gutes Feedback erhalten», erklärte etwa Marcel Sprenger von Get it Across in Köln, welche Colorado auch in der Schweiz vertritt, «viele Teilnehmer waren überrascht von der Vielfalt Colorados.» Andrea Blankenship, Director International Tourism beim Colorado Tourism Office, war schon fast euphorisch: «Das war die perfekte Plattform für uns und unsere Partner aus Colorado. Wir wurden sehr gut betreut und das Interesse an Colorado war spektakulär. Man hat uns detaillierte Fragen gestellt – ich glaube, ich habe erstmals an einer Messe die Frage gehört, ob man in Colorado Kitesurfen kann. Das kann man übrigens.» Jayne Buck, Vice President Tourism bei Visit Denver, legte noch nach: «Das war die am besten organisierte Tradeshow, welche ich bisher besucht habe. Alles ist kompakt, der Auftritt der Aussteller hat einen roten Faden. Nebst Destinationen sind alle Veranstalter, Airlines. Mietwagenfirmen und mehr vertreten. Top!»
Bald ein Nonstopflug Zürich-Denver?
Colorado erwartet nächstes Jahr noch einen weiteren Schub. Denver wird 2018 Austragungsort der wichtigsten US-Incomingmesse IPW sein. Noch wichtiger: Es finden derzeit Gespräche mit Edelweiss statt hinsichtlich eines möglichen Direktflugs nach Denver. Dieser liesse sich gut mit einem Besuch der Nationalparks in Colorado und westlich davon, mit Rückflug ab der bestehenden Edelweiss-Destination Las Vegas, kombinieren, erklärt Jayne Buck. Es würde aber auch Möglichkeiten ostwärts, für Besuche im «Heartland» der USA, etwa in Kansas und Oklahoma, ermöglichen. Entschieden ist aber noch nichts. Bereits vor zwei Jahren war Denver in Kontakt mit Edelweiss gestanden. «Hoffentlich klappt es diesmal», so Buck.
Gibt es einen Trump-Effekt oder nicht?
Den Auftakt des von Miriam Rickli moderierten Events hatte wie üblich Werner Wiedmer, Chairman des Visit USA Committee Schweiz bestritten. Natürlich kam er nicht darum herum, auch auf die «Trump-Thematik» einzugehen. Zunächst wiederholte Wiedmer seine Aussage, wonach die Besucherzahlen aus der Schweiz in die USA primär mit der Höhe des Dollarkurses korrelieren, und weniger mit allfälligen Präsidentenwechseln. Dies belegte er anhand von Zahlen. Zudem versicherte er die Teilnehmer, dass die USA weiterhin ein tolles Reiseziel seien, daran habe sich seit dem Amtsantritt von Trump natürlich nichts geändert.
Das Gebaren des neuen US-Präsidenten war aber doch allgegenwärtiges Thema. Während in den Medien immer häufiger Artikel erscheinen, welche Fragen nach den Auswirkungen von Trumps Politik auf die touristische Nachfrage stellen, beschwichtigt Wiedmer gegenüber travelnews.ch: «Aus Schweizer Sicht würde ich mir da keine allzu grossen Sorgen machen. Das Verhältnis der Schweiz zu den USA ist in der Regel entspannter, wenn eine republikanische Administration am Ruder ist. Ich gehe davon aus, dass sich gerade bei den Wirtschaftsbeziehungen die Lage verbessert und auch weniger Druck auf Banken ausgeübt wird.»
Auch Tara Feret Erath, in Absenz eines Botschafters aktuell «Chargé d’Affaires» der US-Botschaft in Bern, strich die guten Beziehungen der USA zur Schweiz in ihrer Keynote-Ansprache hervor: «Die Schweiz ist der siebtwichtigste Geschäftspartner der USA weltweit und garantiert allein für 500‘000 Jobs innerhalb der USA. Es findet ein reger Austausch auch im Bildungs-Segment statt, auf welchen die USA grossen Wert legen.» Änderungen bei den Einreisebestimmungen seien nicht zu erwarten – Tara Feret konnte sogar verkünden, dass es in Bern für allfällige Visumserteilungs-Termine keine Wartezeit mehr gebe. Ausserdem ging genau gestern das «Global Entry Program» in der Schweiz los.
Ebenfalls interessant ist in diesem Zusammenhang, dass vorgestern klar wurde, wie es mit der USA-Einreise von Doppelbürgern weitergeht. Wie das EDA am Dienstag mitteilte, dürfen Schweizer Doppelbürgerinnen und Doppelbürger, die neben der Schweizer Staatsangehörigkeit auch diejenige des Irak, Iran, Syrien, Libyen, Sudan, Somalia oder Jemen besitzen, ab sofort wieder in die USA reisen, sofern sie ein gültiges Visum haben.
Auch im internationalen Vergleich ein guter Event
Am Interesse der Besucher tat das ganze Trump-Theater jedenfalls keinen Abbruch. Die sechs Workshops, der Marktplatz und auch die abschliessende Verlosung waren gut besucht. Die fetzige Lunch-Show mit Soulsängerin Pamela O. sorgte für mehr Hüftbewegungen bei den Besuchern als bei früheren Shows. Gute Kritik gab es auch wiederum für das Lunch-Buffet.
Als Gradmesser dürften die Aussagen von deutschen Reiseprofis gelten, welche unterdessen in der Schweiz tätig sind und erstmals an der Schweizer Ausgabe des Visit USA Seminar dabei waren. So erklärte etwa Angela Gaza (FTI): «Der Anlass ist richtig gut. In Deutschland gibt es ein Seminar und einen Abendanlass dazu; hier ist alles etwas kompakter. Das Interesse der Besucher ist gross; es liegt natürlich auch an den Ausstellern, diese in ein Gespräch zu verwickeln, statt nur die Wettbewerbsfragen durchzugeben. Mit Ausnahme der etwas langen Einleitungsphase fand ich den Event rundum gelungen.» Auch Nadine Jentsch, welche von Frankfurt aus das Kuoni-USA-Produkt verantwortet und gestern die Kuoni-Workshops präsentierte, war begeistert: «Das ist ein Top-Event.»
Zufrieden waren auch die Aussteller auf Airline-Seite, allen voran natürlich die Vertreter von Swiss, United und Air Canada, welche als «Atlantic Joint Venture» (AJV; gemeinsam mit Lufthansa, Brussels Airlines und Austrian Airlines) wieder die «featured airline» waren und Bühnenzeit erhielten, um ihre vielen USA-Kombinationen und dazugehörigen PEPs zu bewerben. Auch die Cupcakes an deren Stand wurden geschätzt.

Während Reto Schneider (United) und Christian Sigg (Swiss) die AJV präsentierten und am Ende auch Wettbewerbspreise aushändigten, freute sich Sinan Cirit (Air Canada) schelmisch darüber, als «Kanadier» auch am Visit USA Seminar dabei sein zu können. Ein Visit North America Seminar mit USA- und Kanada-Angeboten, wie es dies früher schon einmal gab, ist allerdings kein Thema.
Weitere Wettbewerbspreise wurden übrigens von Air France/KLM/Delta Air Lines (zum bereits dritten Jahr in Folge) sowie von Ofran Drive More gesponsort.
Am bewährten Konzept dürften künftig jedenfalls nur kosmetische Änderungen gemacht werden. Heinz Zimmermann bestätigt schon mal, dass auch das Visit USA Seminar 2018 im Mövenpick Regensdorf stattfinden wird.
Bilder des diesjährigen Visit USA gibt es in unserer Bildgalerie oben (Auftaktbild anklicken).