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Das Trump International Hotel and Tower in Las Vegas: Was kommt auf die Reiseindustrie zu? Bild: Trumphotels.com

Kommentar Die USA-Einreisen werden nicht leiden

Jean-Claude Raemy

Das bedeutet die Ära Trump für die Nachfrage nach USA-Reisen.

Rund eine Million Amerikaner werden in wenigen Stunden die Strassen von Washington D.C. säumen, um der Amtseinführung des 45. Präsidenten der USA – Donald Trump – beizuwohnen. Gut ein Viertel davon dürften in der Absicht kommen, gegen den umstrittenen und streitbaren neuen Präsidenten zu protestieren. Die Welt wird darüber berichten, es wird die seit Monaten üblichen Auseinandersetzungen und Analysen in Sozialen Medien geben – und danach? Ob es den USA besser ergehen wird oder nicht, wird sich zeigen. Viele US-Unternehmen vertrauen darauf, dass der Geschäftsmann Donald Trump, der sein Vermögen vor allem mit Immobilien gemacht hat, eine sehr wirtschaftsnahe Politik betreiben wird, was im Endeffekt Arbeitsplätze und Wohlstand sichern soll. Aus Sicht der der Tourismusindustrie stehen einige wichtige Fragen im Raum:

Werden die Reiseabsichten von Reisenden weltweit negativ beeinflusst hinsichtlich der USA? Donald Trump spaltet weltweit die Meinungen. In gewissen Ländern wurden Umfragen durchgeführt, aus welchen hervorging, dass viele Reisende die USA während der Trump-Präsidentschaft meiden würden. Solche Anzeichen gibt es in der Schweiz jedoch nicht – die Nachfrage ist aktuell auf ähnlich hohem Niveau wie in den Vorjahren. Oder anders ausgedrückt: Es ist in der aktuellen Buchungssaison kein negativer «Trump-Faktor» spürbar.

In diesem Zusammenhang wichtig sind auch mögliche Änderungen bei den Einreisemodalitäten. Seit «September 11» ist Sicherheit der wichtigste Aspekt bei Einreisen fremder Bürger in die USA. Die 2001 gegründete «Transportation Security Authority» (TSA) hat die delikate Aufgabe, Sicherheit zu gewährleisten und gleichzeitig die Einreise für Einheimische wie für Besucher möglichst stressfrei zu gestalten. Das gelingt natürlich nicht immer, aber über die Jahre wurden viele Verbesserungen erreicht und inzwischen ist die USA-Einreise für die wenigsten Reisenden noch ein grösseres Problem. Donald Trumps Rhetorik oder auch seine Absicht, eine Mauer zwischen Mexiko und den USA zu bauen, schaffen natürlich kaum Zuversicht auf eine Lockerung der Einreisebestimmungen, eher das Gegenteil. Es ist aber davon auszugehen, dass die Trump-Administration trotz populistischer Rhetorik eine derzeit gut funktionierende Einreise- und Tourismuspolitik nicht einfach über den Haufen wirft.

Man kann zudem davon ausgehen, dass die Trump-Administration nicht sämtliche Erlasse von Präsident Obama umkehren wird. Will heissen, der 2010 umgesetzte «Travel Promotion Act» dürfte weiter Bestand haben. Dieser regelt unter anderem die Kosten für ESTA, aus welchem Marketingbudgets für Tourismuspromotion gespeist werden.

Twitter-Ausbrüche und das Fehlen einer klaren Politik sind nicht förderlich für das Image der USA.

Ebenfalls wichtig in diesem Zusammenhang war in den letzten Jahren die Öffnung des «Visa Waiver Program» – also dem Programm, welches gewissen Staaten wie etwa der Schweiz erlaubt, für bis zu dreimonatige Aufenthalte visumsfrei in die USA einzureisen. So sollten weitere Staaten wie etwa Brasilien, Israel oder die Türkei darin aufgenommen werden, um die Besucherzahlen in den USA weiter anzukurbeln. Angesichts der weltpolitischen Lage ist nicht anzunehmen, dass in nächster Zeit viele Staaten neu darin aufgenommen werden. Es ist allerdings auch nicht davon auszugehen, dass Staaten ausgeschlossen würden. Für die Schweiz wird es beim Status Quo bleiben. Schweizer Bürger dürfen sich inzwischen ja sogar für die erleichterte Einreise mittels «Global Entry» anmelden.

Ebenfalls wichtig bei der Entstehung von Reiseabsichten ist das generelle Image eines Landes. Natürlich sind Aussagen, wonach Muslime an der Einreise gehindert würden oder wonach illegale Einwanderer massenhaft deportiert würden, nicht förderlich für das Image der USA weltweit. Ebenso wenig ein Regieren per Twitter-Ausbrüchen oder das Fehlen klarer Umrisse künftiger Politik. Politische Praxisänderungen, welche für Bürger gewisser Länder Konsequenzen haben, sind aus Schweizer Sicht Fehlanzeige. Als Obama vor wenigen Tagen die «wet foot/dry foot»-Politik aufgab – diese besagte bisher, dass auswanderungswillige Kubaner, welche es irgendwie in die USA schaffen, dort auch bleiben dürfen – und Exilkubaner künftig wie andere illegale Einwanderer abgeschoben werden, machte sich die Tourismusindustrie Kubas grosse Sorgen. Die Nachricht hat in der Schweiz allerdings nie den Status einer Randnotiz überstiegen.

Kurz: Natürlich gibt es eine Korrelation zwischen der Wahrnehmung eines Landes und der damit verbundenen Absicht, dorthin zu reisen. Doch hier darf man Trump nicht zu viel Gewicht beimessen: Auch wenn der neue Präsident alles andere als ein Sympathieträger ist, so ändert dies nichts daran, dass die USA weiterhin ein fantastisches Reiseland sind, wo grossartige Landschaften, ein enormes Unterhaltungsangebot, viel Kunst sowie Kultur geboten werden. Das Land ist nicht über Nacht anders geworden.

Die allerwichtigste Korrelation zur Reiseabsicht liegt ohnehin im Dollarkurs. Die Einreisezahlen der Schweizer in die USA verhalten sich in etwa parallel zur Entwicklung des Dollars gegenüber dem Franken. Und diese war in den letzten Jahren ziemlich stabil, daran hat auch Trumps Wahl nichts geändert. Solange sich Dollar und Franken einigermassen die Waage halten wie aktuell, und solange das Flugangebot derart reich und günstig ist, wird sich nichts daran ändern, dass die USA das klar beliebteste Fernreiseziel der Schweizer sind. Donald hin oder her.