Destinationen

Heute Freitag ist der letzte Fachbesucher-Tag der Fitur, das Publikum hat am Samstag und Sonntag Zutritt. Bilder: JGO

Im Einkaufstaumel an der Fitur

Javier Gonzalez

Wie das Reiseland Spanien boomt auch die Reisemesse. Und die 37. Ausgabe der Fitur zeigt viele Trends zur weiteren Digitalisierung der Reisebranche.

Führt man sich die Zahlen der OMT (Organización Mundial del Turismo) zu Gemüte, sind letztes Jahr alle Reise-Rekorde gebrochen worden. Rund 1,235 Milliarden Touristen haben sich auf Auslandreisen begeben, was einem Zuwachs von 46 Millionen (+3.72%) gegenüber Vorjahr entspricht.

Das Reiseland Spanien konnte davon rund 75 Millionen Gäste beanspruchen. Das ist die beste Marke, welche das Trendziel im westlichen Mittelmeer je erreicht hat. Klar also, dass die Fitur Madrid, die bedeutendste Tourismusmesse des Landes und eine der ersten wichtigen globalen Reisemessen des Kalenderjahres, aufgerüstet hat: Auf 62‘500 m2 wurde für fast 10‘000 Aussteller (+6%) aus 165 verschiedenen Ländern und Regionen Platz geschaffen, damit diese ihre Produkteneuheiten dem Fachpublikum, aber auch den Konsumenten präsentieren können. Am heutigen Freitag – dem letzten Fachbesuchertag der Messe, welche noch bis Sonntag dauert – waren die vollständigen Besucherzahlen noch nicht bekannt. Das Ziel, welches sich die Fitur gesetzt hat, ist aber klar: Die Marke von 230‘000 Besuchern zu knacken.

Andreas Blass, Chef von Caribbean Tours (einer Schweizer DMC mit Ableger in Havanna und Santo Domingo), erklärt vor Ort die Bedeutung, welche die Reisemesse für ihn hat, folgendermassen: «Die Fitur im Januar ist die Einkaufsmesse, die ITB im März die Vertriebsmesse und die FIT Kuba im Mai die Vertragsmesse, um danach in Produktion zu gehen.»

Ranghoher Besuch hat Tradition

«El Rey, el Rey» hört man plötzlich überall in den Gängen und für einen Augenblick verstummen die angeregten Gespräche an den Ständen. Medienwirksam inszenieren die Verantwortlichen den Eröffnungstag mit dem Besuch der Königlichen Familie. Auch Staatsmänner und -frauen sind eingeladen, sich in Szene zu setzen. Sie sollen das Interesse für ihre Regionen durch ihr Erscheinen ankurbeln und Besucher direkt ansprechen.

Die einzelnen Tourismusregionen Spaniens tragen aber auch von alleine dick auf dieses Jahr. Andalusien etwa hat für sich alleine einen ganzen Pavillon gemietet und diesen, mit einem Touch Gigantismus, visuell sensationell inszeniert. In diesem Zusammenhang aufschlussreich ist folgender aufgeschnappte Kommentar in den Gängen des andalusischen Pavillons: «Spanien würde es gut tun, seine infrastrukturellen Schwachpunkte im Tourismusbereich nachhaltig mit signifikanten Investitionen auszumerzen, statt die Steuergelder mit Werbung zu verschleudern.»

Stolze Zahlen präsentiert auch die führende Hotelgruppe Melia. Diese werden an einer Pressekonferenz auf dem eigenen Stand präsentiert. Mit fast 93 Millionen Euro Gewinn schliesst Melia das Jahr 2016 sehr positiv ab. Spannend hierbei: «50% des Resultates haben alleine unsere Hotels auf Kuba beigesteuert», erklärt eine der Melia-Verkaufschefinnen den Zuhörern. Doch nicht nur die Boomziele in den spanischsprachigen Märkten in Lateinamerika sollen zum guten Ergebnis beitragen. Melia peilt auch eine Ausbreitung im asiatischen Markt an. Daneben soll sich die Marke mittels neuen Kundenerlebnis-Konzepten neu positionieren.

Nicht zu vergessen: Der Ausbau der Onlinefunktionalitäten steht ebenfalls ganz oben auf der To-do-Liste. Melia hat nämlich im abgelaufenen Geschäftsjahr ein Wachstum von 357% bei den Buchungen via mobilen Geräten verzeichnet. Digitalisierung ist auch anderswo ein Stichwort. Eine der staatlich betriebenen und planwirtschaftlich geprägten Hotelketten des Inselstaats Kuba, die auf der Fitur ausstellt, wird erstmals digital verkaufsaktiv. Lanciert wird eine B2B Hotelverfügbarkeitsplattform mit Kontingentverwaltung, um Restplätze via eigenen Reisepartnern schneller verkaufen zu können.

Trotz all der Aufbruchstimmung in Kuba gibt es aber auch Dämpfer. Die durch die Decke geschnellten Preise im vergangenen Jahr werden 2017 nach unten korrigiert werden. Grund dafür ist, dass die hohen Erwartungen an Gäste aus den USA bei Weitem nicht erfüllt werden.