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Bleiben US-Highlights wie das Monument Valley weiterhin hoch in der Gunst von Schweizer Reisenden? Bild: Fotolia

«Schon in der Ära Bush gabs einen deutlichen Rückgang»

Von «überrascht» bis «sprachlos»: So beurteilt die Schweizer Reisebranche die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten.

Kaum jemand rechnete mit diesem Wahlausgang. Doch der 45. Präsident der Vereinigten Staaten heisst Donald Trump. 

  • Wie beurteilt die Schweizer Reisebranche den Sieg von Donald Trump?
  • Welche Auswirkungen dürfte der Wahlausgang für das US-Reisegeschäft 2017 mit sich bringen?
  • Welche Änderungen könnten sich bei Einreisebestimmungen und Dollar-Kurs abzeichnen?

Kurt Eberhard, Hotelplan Suisse:

«Die Gewinner freut es, die Verlierer natürlich nicht. Es war eine demokratische Wahl. Normalerweise wird weniger heiss gegessen, als gekocht wurde. Ich hoffe, dass dies auch hier der Fall sein wird. Es ist noch zu früh, um eine Prognose zu den Auswirkungen abzugeben. Den vielen Worten während des Wahlkampfes müssen nun zuerst Taten folgen. Wir hatten zwar während der Bush Junior Administration eine starke Zurückhaltung der Schweizer in Bezug auf USA-Reisen. Allerdings war damals der Hauptgrund der Einmarsch in den Irak, also eine andere Ausgangslage. Es wäre also verfehlt, schon jetzt einen Rückgang der Nachfrage nach USA-Reisen während einer Trump Administration zu prognostizieren. Bis auf Weiteres gilt in Bezug auf die Einreisbestimmungen der Status Quo. Der US-Dollar ist im Moment unter Druck, aber ob das nachhaltig ist, weiss man jetzt noch nicht. Sollte der Greenback dauerhaft schwach bleiben, hat das für Schweizer Konsumenten den Vorteil, dass viele Feriendestinationen, die in US-Dollar abrechnen, billiger werden dürften.»

Walter Kunz, Schweizer Reise-Verband:

«Ich bin immer noch sprachlos. Trump ist allerdings immer für eine Überraschung gut – vielleicht mal für eine positive! Ich kann mir durchaus vorstellen, dass sich einige Schweizer gegen eine Reise in die USA entscheiden. Bei den Einreisebestimmung werden sich für die Schweizer kaum Änderungen ergeben. Und der Dollar-Kurs hat heute Morgen ja bereits ein wenig geschwächelt. Eine Flucht in den Schweizer Franken ist aber zusätzlich denkbar. Je nach Intervention oder eben Nichtintervention der Nationalbank könnte das für den Export und den Incoming-Tourismus negative Auswirklungen haben. Für das Outgoing würde eine starker Franken sich auf den ersten Blick positiv auswirken – ausser für diejenigen, die die Fremdwährungen bereits für die ganze Saison 2017 abgesichert haben.»

Kenny Prevost, Knecht Reisen:

«Trumps Sieg ist sicherlich überraschend, aber nach meinem Besuch im Juli auch wiederum nicht, da man vor allem in der Breite mit dem Obama-Regime nicht zufrieden war, was einem auch überall – in Restaurants, von Uber-Fahrern – mitgeteilt wurde. Das Motto von Trump mit «Change» lag wahrscheinlich näher beim Volk! Ob es Änderungen gibt, keine Ahnung, ist alles noch sehr frisch und zu früh, um abzuschätzen was passieren kann.»

Simon Schnellmann, travelworldwide:

«Ich warte immer noch, bis mich jemand aus dem bösen Traum heraus holt. 11/9 wird für die Geschichtsbücher wohl ein ähnlicher Albtraum wie 9/11 werden… Andererseits kann ich mir einfach nicht vorstellen, dass 300 Millionen Amerikaner so bescheuert sind. Haben wir ev. nur die dunklen Seiten von Trump mitbekommen? Steckt mehr hinter diesem Mann und wir bekamen von den Medien nur das vorgesetzt, was wir sehen wollten? Trash? Keine Ahnung, ich weiss es nicht. Die Hoffnung stirbt zuletzt…. Bei uns läuft das Amerika-Business unglaublich gut und ich habe für das USA-Team drei zusätzliche Leute angestellt. Ich hoffe, dass der Hype anhält, sonst habe ich ein Problem… Frag mich in zwei Wochen nochmals… Der Dollar-Kurs ist im Sinkflug, wird sich aber sicher wieder stabilisieren. Und noch mehr Schikanen bei der Einreise? Ich glaube nicht.»

Dany Gehrig, Globetrotter Travel Service:

«Ich war gerade am Wochenende am New York Marathon und konnte so kurz vor den Wahlen mit einigen US-Bürgern vor Ort sprechen. Es ist für mich daher nicht ganz überraschend, dass Trump die Mehrheit der US-Bürger hinter sich gebracht hat. Wenn ich den Voten auf der Strasse zugehört habe, ist es aber vor allem die mangelnde Alternative, die Trump zum Präsidenten gemacht hat – nicht seine Stärken. Dass eine der grössten Weltmächte nach diesem Prinzip geführt wird, macht mir Angst für die Zukunft unseres Planeten. Wir haben bei der Ära Bush schon einen deutlichen Rückgang gespürt. Unter Obama hat sich das dann erholt. Trump wird sich wie Bush negativ auf die Schweizer USA-Reisen auswirken. Da die Schweizer aber weiter Reisen werden, dürften Alternativdestinationen wie Kanada, Australien und Neuseeland von der Wahl profitieren. Eine typische Stimme aus unserer New York Marathon Reisegruppe: "Zum Glück war ich in den letzten 8 Jahren 3x in den USA. Die nächsten 4 Jahre, werde ich das Land meiden". Es wäre schade, wenn die Verbesserungen bei den USA-Reisen, die in den letzten Jahren stattgefunden haben, sich wieder verschlechtern würden. Betreffend Dollar-Kurs sind die Aktionen der SNB abzuwarten.»

Werner E. Wiedmer, VUSA

«Der überraschende Wahlausgang entspricht in gewisser Hinsicht dem amerikanischen Denken. Man «feuert» das etablierte Top Management und versucht den Neuanfang. Entscheidend wird das Team von Beratern sein, das Trump um sich schart. Die Amerikaner sind Pragmatiker und Kämpfer. Direkte Auswirkungen in grösserem Ausmass auf das Reisegeschäft erwarte ich nicht. Meine Analyse über die letzten 20 Jahre zeigt, dass der Wechselkurs entscheidend ist. Der Dollarkurs könnte kurzfristig etwas unter Druck geraten und wird sich anschliessend entsprechend den Wirtschaftsdaten einpendeln. Einschränkungen der touristischen Einreisebestimmungen erwarte ich nicht.»

Claudia Köchli, Take it Travel:

«Es zeigt für mich auf wie frustriert und enttäuscht das Volk über die aktuelle Lage in den USA ist. Ein Populist wie Trump hätte bei einer normalen Lage nie auch nur die geringste Chance gehabt. Passiert ist passiert, wenn auch bei vielen der Schock im Moment tief sitzt. Ich erhoffe mir, dass durch ein solche Witzfigur als Präsident vielleicht die Demokraten und Republikaner in der Regierung endlich wieder lernen zusammen statt gegeneinander zu arbeiten - ganz im Sinne von "der Feind des Feindes ist mein Freund". Eigentlich allen Kunden ist der Wahlausgang sehr unsympathisch. Ich persönlich arbeite gerade an einer 3-Monatigen Flitterreise, wo sich das Paar ausdrücklich wünscht, nicht via USA fliegen zu müssen. Nicht mal ein Stopover kommt in Frage. Generell denke ich aber, dass sich das Reiseverhalten der Schweizer diesbezüglich nicht stark ändern wird. Seien wir ehrlich – solange Spass, Abenteuer & tolle Rundreisen garantiert sind, ist es den meisten Kunden egal, wer das Land regiert. Trump wird nicht nur das Land, sondern eventuell auch die Währung schwächen – hinsichtlich Reisen: andere Länder werden auch günstiger wenn der Dollar sinkt.»

Werner Blum, Move Reisen:

«Ein Kriegstreiber an der Spitze einer Supermacht, gute Nacht. Wer einmal in die Parks oder nach New York will, geht wohl trotzdem. Für Repeaters allerdings sehe ich schwarz, da werden wohl einige liberal denkende Leute nun andere Destinationen, wie etwa Australien   vorziehen, obwohl US-Reisen mit dem stärker werdenden Franken günstiger werden. Die Einreisebestimmungen dürften sich nicht gleich verschärfen, da die Administration auch zuerst aufgebaut werden muss. Hingegen wird sich das ESTA wohl verteuern.»

Thomas Jenzer, IST Höhere Fachschule für Tourismus:

«Ich bin überrascht über den Sieg, da die Umfragewerte der vergangenen Wochen eine andere Sprache gesprochen haben. Aber wer hätte Anfang Juni vor der Abstimmung an den Brexit geglaubt? Ich gehe davon aus, dass der US-Dollar an Wert gegenüber dem Schweizer Franken verlieren wird und dadurch das Land für Schweizerinnen und Schweizer kostengünstiger wird, was die Einreisezahlen positiv beeinflussen könnte. Gleichzeitig erinnere ich mich aber noch sehr gut an die Zeit als George W. Bush Präsident war und viele Schweizerinnen und Schweizer sich geweigert haben, ferienhalber unter diesem Präsidenten in die USA zu reisen. Dazu gab es auch Umfragewerte, die dies bestätigt haben. In welche Richtung das Pendel schwingen wird, ist schwierig zu prognostizieren. Profitieren wird mit Sicherheit der grosse Nachbar im Norden – der Kanada-Dollar ist äusserst attraktiv und das Image des Landes gehört zu den besten weltweit. Ebenso prognostiziere ich global betrachtet verschärfte Einreisebestimmungen in die USA.»

Luc B. Vuilleumier, Swiss Travel Association:

«Es würde mich nicht erstaunen, wenn Donald Trump das Land tatsächlich vorwärts bringt. Auswirkungen auf US-Reisen? Keine, falls die Einreisebestimmungen nicht übermässig strapaziert werden. Kurzfristig könnte der Dollar nachgeben, aber mittel- und langfristig wirds keine grossen Verwerfungen geben. Bei den Einreisebestimmungen könnte es zu grösseren Änderungen kommen, dies dürfte aber die Schweiz nicht gross betreffen.»

Bianca Schmidt, TUI Suisse:

«Wir haben die World eXperience Tour in Amerika geplant und durchgeführt. Dies, weil das Land bei unseren Kunden sehr beliebt war und ist. Auch für 2017 zeichnet sich bereits jetzt ab, das der Westen und damit auch die USA ein beliebtes Ferienziel ist. TUI baut das umfangreiche Angebot auf den Sommer 2017 weiter aus und wird den USA Katalog neu von Kanada und Alaska trennen, sodass die Vielfalt und der Ausbau der Produkte gut veranschaulicht werden kann. Über Einreisebestimmungen und Dollar-Kurs möchten wir nicht spekulieren, TUI produziert dynamisch und kann ihre Produkte deshalb jederzeit zu einem aktuellen Wechselkurs anbieten.»

Marcel Schlatter, Kuoni Reisen:

«Die Bürger der USA haben Donald Trump in einem demokratischen Prozess zu ihrem neuen Präsidenten gewählt. Dies gilt es in aller Form zu respektieren. Die USA sind und bleiben ein fantastisches Reiseland. Einerseits ist der Wechselkurs zum US-Dollar sehr attraktiv, andererseits fliegt man relativ günstig und schnell in die Staaten. Nordamerika bietet enorm viel. Es ist ein sicheres und stabiles Reiseland. Die Wahl von Donald Trump wird all diesen Vorzügen keinen Abbruch tun. Ein noch tieferer Dollarkurs wird den ohnehin populären Reisen in die USA weiter Flügel verleihen.»

(GWA)