Destinationen

«Wir können nicht immer mehr und mehr Touristen empfangen»

Ben West

Islands Tourismuschefin spricht am WTM in London Klartext: Es sind zu viele Touristen.

Seit Montag trifft sich die Tourismusindustrie in London am World Travel Market. Eine WTM-Umfrage bei 2000 Reiseprofis hat zum Ergebnis geführt, dass drei Viertel der Befragten der Aussage zustimmen, „Touristen-Limits sind eine praktische Lösung, um dem übermässigen Besucherandrang zu begegnen“. Nur fünf Prozent sprechen sich dagegen aus.

Denn das Thema betrifft immer mehr Destinationen. Jüngst gab es Aufschreie in der Bevölkerung in Barcelona, Venedig, Amsterdam und Mallorca, dass die Anzahl Touristen Überhand nehme. Und in den letzten Monaten regelrecht überrannt wurde Island.

AM WTM in London haben nun Islands Tourismusverantwortliche gesagt, es sei nicht mehr möglich, mit dem wachsenden Touristen-Andrang Schritt zu halten. In diesem Jahr erwartet Island 1,6 Millionen Besucher, ein Plus von 29 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Die Generaldirektorin des Iceland Tourist Board, Ólöf Ýrr Atladóttir, sagte: „Die Besucher kommen zu uns, um eine heile Natur und die menschenleere Weite zu erleben. Mit immer mehr und mehr Besuchern, wird genau diese Erfahrung zunehmend beeinträchigt. Wir können nicht noch mehr Touristen empfangen und gleichzeitig unser Versprechen für das tolle Naturerlebnis einhalten, für das die Leute bezahlt haben“.

Ein Grossteil des Besucherzuwachses in Island basiert auf dem gelungenen Marketing der Airlines. Icelandair und Wow Air sind beliebte und preisgünstige Carriers zwischen Europa und den USA. Viele Reisende planen dabei bloss einen kurzen Stopover in Island. Und viele dieser Kurzaufenthalter planen etwa einen Besuch der Blauen Lagune. Die Aufnahmekapazität der Lagune ist aber sehr beschränkt, bereits in diesem Jahr gab es endlose Warteschlangen. Der Entscheid, ein Touristen-Limit einzuführen, dürfte in Island immer näher rücken.