Destinationen

Online-Präsenz: Zögerliche Schweizer Destinationen in China

Wer in China Gäste mobilisieren will, muss auf den dortigen Online-Plattformen fit sein. Das gelingt Ascona, Grindelwald & Co. erst bedingt.

Der chinesische Tourist ist online und den Europäern in der Nutzung von Online-Diensten voraus. Die App We-Chat, die Suchmaschine Baidu, der Instant-Messaging-Dienst Qq, der Marktplatz Taobao und das Mikroblogging-Tool Weibo sind boomende chinesische Webplattformen, die weltweit zu den meistgenutzten Webseiten zählen. Für Schweizer Feriendestinationen, die in China punkten wollen, ist es unabdingbar, auf diesen Diensten eine gut Figur abzugeben.

Nun hat die «Handelszeitung» zusammen mit der Digitalagentur Webrepublic die Schweizer Destinationen auf ihre dortige Performance abgeklopft. Meng-Chih Vogt, China-Spezialistin bei Webrepublic, zieht ein durchzogenes Fazit: «Die Schweizer Destinationen sind zwar präsent auf den relevanten chinesischen Plattformen, die Mandarin-Übersetzungen sind korrekt und verständlich. Meist aber ist die Präsenz nicht durchdacht, man bleibt an der Oberfläche und scheint das chinesische Online-Verhalten noch nicht im Detail verstanden zu haben.» Und weiter sagt sie: «Schweizer Destinationen zeigen sich im chinesischen Cyberspace wie Museen. Sie müssten sich aber, um bei den Chinesen Erfolg zu haben, als interaktive Themenparks zeigen.» Schweizer Destinationen stellten quasi bloss einen Prospekt online. Potenzielle chinesische Kunden würden aber erwarten, dass sie Produkte und Services auf WeChat buchen und bezahlen können. «Diese Möglichkeit fanden wir bei keiner Destination.»

Anhand 21 Kriterien (u.a. Web-Präsenz, bezahlte Anzeigen, Präsenz auf chinesichen Social-Media-Plattformen, Bezahlmöglichkeiten) wurden maximal 24 Punkte vergeben – das ernüchternde Resultat:

  1. Genf (9 Punkte)
  2. St. Moritz (8)
  3. Luzern (7)
  4. Zürich (6)
  5. Zermatt, Lugano, Crans-Montana (5)
  6. Interlaken, Montreux, Gstaad, Adelboden, Verbier (3)
  7. Basel, Arosa, Lausanne, Bern, Flims, Andermatt, Engelberg (2)
  8. Davos, Grindelwald, Ascona, Locarno, Lenzerheide, Laax (1)

Als wichtigste Tipps an die Schweizer Feriendestinationen nennt die Expertin WeChat-basiertes Marketing, «das A und O in China, weltgewandte Chinesen erwarten eine sofortige Antwort auf diesen Tools». Zudem müssten Preisangaben nicht in Franken platziert werden, sondern zumindest mit einem Währungsumrechner gekoppelt sein. Und wer eine Zahlungsmöglichkeit über Union-Pay, Alipay, Tencent WeChat Pay einführe, erhalte den direkten Draht in die chinesische Brieftasche.

(TN)