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Nach 1999 bis 2003 nun seit 2015 in seiner zweiten Amtszeit als Direktor des Spanischen Fremdenverkehrsbüros in der Schweiz: Faustino Diaz Fortuny. Bild: TN

«Die Schweiz bräuchte eine einzige, grosse Reisemesse»

Gregor Waser

Faustino Diaz Fortuny, der Direktor des Spanischen Fremdenverkehrsamtes in Zürich, über die Rekordsaison und wie er Reisebüro-Agenten unterstützen will.

Herr Diaz Fortuny, Spanien gehört zu den Gewinnern in diesem Jahr. Wie schauen die aktuellen Einreisezahlen aus?

Faustino Diaz Fortuny: Von Januar bis Juli verzeichnen wir aus der Schweiz ein Plus von 11 Prozent.

Super...

... nicht super, aber ok. Denn das ist nur ein Teil der Wahrheit. Die Reisenden bleiben nicht mehr so lange wie früher, kommen dafür öfters, mehrere Male im Jahr. Entsprechend wird das Plus bei den Logiernächten nicht im gleichen Mass ausfallen.

Mallorca wird die Saison verlängern, was erwarten Sie davon?

Für uns ist es wichtig, dass die Touristen nicht nur im Sommer kommen. Und wir sind auf einem guten Weg dazu, weil nicht mehr nur Strandferien im Fokus stehen, sondern verstärkt auch Sport, Kultur, Gastronomie und solche Angebote kann man auch im März und November erleben. In Mallorca werden bis Mitte November und bereits schon ab Mitte März viele Hotels offen sein und auch die Flugverbindungen sind gut. Das Risiko ist nicht so gross, denn auch die Spanier selber werden das Angebot nutzen. Dem Land geht es wieder besser, die grosse Krise ist vorbei.

Wie schauen die Einreisezahlen aus anderen Ländern aus?

Aus Grossbritannien beläuft sich das Plus auf 15 Prozent, aus Deutschland auf 6 Prozent. Bei den Briten muss man ein Fragezeichen machen, was nun nach dem Brexit passiert. Und viele Europäer sind zuhause geblieben, dürften aber mit ihren eigenen Hotels nicht so zufrieden sein, Spanien hat vergleichsweise mehr zu bieten.

Wie schaut die Zielsetzung vom Head Office aus?

Wir verzeichnen seit Jahren ein Plus, wenn das drei, vier Prozent ist, ist das gut. Viel wichtiger für uns ist es, das Image zu verbessern. Die Leute sollen wissen: Spanien eignet sich für jeden und jede, für Kurzreisen, für Shopping, für Gastronomie, für junge Leute, für Frauen, für Golfspieler...

«21 Prozent der Schweizer buchen Pauschalarrangements, 79 Prozent individuell»

Welche Anstrengungen unternehmen sie dazu?

Am besten ist es natürlich, wenn unsere Gäste ihren Freunden erzählen, wie toll der Aufenthalt war. Ansonsten haben wir unsere Online-Aktivitäten gesteigert, auf den Social Medias, etwa auf Instagram, Facebook, Twitter. Das Audiovisuelle wird immer wichtiger. Wir produzieren zum Beispiel keine Broschüren mehr, man kann die Infos schliesslich zuhause ausdrucken. Und wir wollen die Gäste animieren, Neues kennenzulerenen. Der Norden variiert vom Süden stark, ebenso die Küste mit den Städten, Spanien ist sehr vielfältig. Uns hilft, dass das Flugangebot immer grösser wird, sei es nach Bilbao, Valencia, Santiago de Compostela oder neu nach Sevilla mit Edelweiss.

Welche weiteren Kenntnisse aus den Erhebungen haben Sie über die Schweizer Gäste?

2015 hatten wir 1,779'241 Gäste aus der Schweiz, vor 15 Jahren lagen wir noch bei 1,1 Millionen. Heute buchen 79 Prozent individuell, 21 Prozent buchen Pauschalarrangements. Was bei den Schweizern ein guter Wert ist: 61 Prozent übernachten in Hotels, viel mehr etwa als etwa Briten. Und die Schweizer lassen es sich gut gehen, nutzen die lokale Gastronomie, sie sind gern gesehen bei uns. Für die vielen Hotelübernachtungen entscheidend sind die zahlreichen guten Hotelketten, die anstelle der einstigen kleinen Familienbetriebe nun den Markt bestimmen und für ein gutes und breites Angebot sorgen.

Und wie wichtig sind die Messen für Sie?

Wir sind da nicht mehr dabei. Sie sind teuer, der Standbau aufwändig, das Konzept ist unklar und veraltet. Und welches ist die wichtigste Messe? Zürich, St. Gallen, Bern, TTW? Die Schweiz bräuchte eine grosse Messe – zwei Tage für die Branche, zwei Tage fürs Publikum. WTM in London, ITB in Berlin und Fitur in Madrid machen es vor, nur in der Schweiz gibt es eine Verzettelung.

Das Spanische Fremdenverkehrsamt ist schon lange im Zürcher Seefeld. Wie wichtig ist der Standort und die Präsenz?

Wir sind schon seit 30 Jahren hier, ich selber von 1999 bis 2003 und nun wieder seit 2015. Vor 12 Jahren haben wir das Ladenlokal aufgegeben und sind nun im ersten Stock. Die Räumlichkeiten sind sehr wichtig für uns, für Meetings mit der Reisebranche oder der Presse. Und wir empfangen auch Kunden. Für uns ist das Gespräch mit den Gästen und Touristen sehr wichtig, um zu erfahren, was sie wollen und was sie denken. Einen Shop wie früher mit Schaufenstern benötigen wir aber nicht mehr, das wäre altmodisch.

Welche Anstrengungen unternehmen Sie, um Reisebüros zu unterstützen?

Unser Anliegen ist es, in den Reiseagenturen Experten zu schaffen. Die Gäste wollen Infos von erfahrenen Leuten, nicht nur einen Prospekt. Sie wollen das Gefühl vermittelt bekommen, wie es an dem und dem Ort ist. Wir werden nun anfangs Oktober mit einem E-Learning mit den Reisebüro-Profis beginnen – mit den Bereichen Küste, Gastronomie, Kultur, Sport und Rundreisen. Am Ende kriegt man ein Diplom und die Möglichkeit einer Teilnahme an einem Fam-Trip. In Deutschland läuft das schon gut, in Belgien und Frankreich lancieren wir das E-Learning nun auch. Und am 5. und 6. Oktober werden wir in Genf, Basel und Zürich einen MICE-Workshop zusammen mit Sevilla durchführen. Die Stadt hat auch im Winter sehr viel zu bieten, gerade auch für MICE-Veranstaltungen.